9 Monate Planungshorizont

Noch keine harten Ausfälle, aber die Situation bleibt angespannt

6. November 2018, 11:50 Uhr | Engelbert Hopf
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Nachfrage nach individualisierten Stromversorgungslösungen

»Wir haben teilweise schon Bestellungen für 2020 vorliegen«, berichtet Rolf Aschhoff, Geschäftsführer von Mornsun Power. Vor dem Hintergrund des in den letzten vier Monaten noch einmal angestiegenen Auftragseingangs für kompakte Schaltregler und AC/DC-Wandlerserien deutet er an, »dass es bei einigen Produkten auch zu einem Anziehen der Lieferzeiten kommen könnte«. Aschhoff warnt auch davor, »dass bei einer sich weiter verschärfenden Verknappung in anderen Produktbereichen die Realisierung vieler neuer Produkte sehr schnell ins Stocken geraten könnte«.

Mit einem Fertigungsstandort in Mumbai betrachtet Ralph Bischoff, Director von EOS Pow­er, die Lage auf dem Zuliefermarkt aus einer etwas anderen Perspektive. Trotzdem überraschend für ihn war die Tatsache, »dass die Auftragslage in den eigentlich eher schwachen Sommermonaten in diesem Jahr überdurchschnittlich stark war«. Aus seiner Sicht wäre es aktuell aber naiv zu glauben, »dass dieser Nachfrageboom noch allzu weit in das Jahr 2019 hineinreichen wird; »über der Weltwirtschaft hängt deutlich erkennbar das Damoklesschwert einer Rezession«.

Doch wie sehen eigentlich neben den Stromversorgungsherstellern die Distributoren die aktuelle Situation auf dem Stromversorgungsmarkt? »Je größer der Hersteller, desto besser das Ranking bei den Vorlieferanten, und damit kann die Bauteilversorgung besser abgesichert werden«, stellt Frank Stocker, Field Application Engineer Power Supplies bei Schukat electronic, fest. Ist größer immer besser? Mit einem voraussichtlichen Umsatz in Höhe von 1 Milliarde Dollar zeigt man sich bei Mean Well nach Auskunft von Stefan Bergstein, Key Account Manager bei Emtron, »noch sehr entspannt«. Gleichzeitig kursieren nach wie vor Gerüchte am Markt, dass Branchenriesen wie Delta und Mean Well zu den Unternehmen gehören, die von STMicroelectronics nach wie vor mit den benötigten kritischen Halbleitern beliefert werden.

TDK-LAMBDA
Gustav Erl, TDK-Lambda »Wir sehen aktuell Auftragsbestätigungen für unsere Komponentenbestellungen mit Lieferterminen im Jahr 2020. Um die Lieferfähigkeit sicher zu stellen, haben wir unseren Planungshorizont auf 18 Monate erweitert.«
© TDK-LAMBDA

Wie Klaus Rehm, General Manager Power Supply EMEA bei Arrow, erklärt, »haben sich bei Herstellern wie Recom und Traco natürlich die Lieferzeiten in letzter Zeit deutlich verlängert, das macht sich für die Kunden aber nicht bemerkbar, weil wir für diese Hersteller als Hauptlieferant fungieren und entsprechend große Lagerbestände aufgebaut haben«. Man könnte auch sagen, das sei doch auch die originäre Aufgabe der Distribution. Buffer-Stocks haben jedenfalls in den letzten Monaten eine regelrechte Renaissance erlebt.

Aus Sicht der Distribution scheint es, was die Verfügbarkeit betrifft, durchaus regionale Unterschiede zu geben. So fallen chinesische Hersteller bislang offenbar selten durch längere Lieferzeiten auf. Jens Egbers etwa, Manager FAE-Team bei MEV Elektronik-Service, gibt zu verstehen, »dass die Lieferzeiten von Mornsun nach wie vor bei vier bis fünf Wochen liegen«. Auch ein anderer Hersteller ist bislang positiv aufgefallen: »EOS Power fertigt in Indien, und auch in diesem Fall wurden wir bisher kaum mit Veränderungen bei den Lieferzeiten konfrontiert«.

Geht es um Stromversorgungshersteller aus Japan, so sind von Distributoren Lieferzeiten von 20 bis 30 Wochen zu hören. Andreas Hanausek, Product Marketing and Applications Power Conversion bei Codico, nennt als extremes Beispiel Cosel: »Wenn es einen Großen erwischt, dann richtig. Bei Cosel lagen die Lieferzeiten schon mal über 50 Wochen; inzwischen gehen die Lieferzeiten wieder nach unten.«

Ein anderes namhaftes Unternehmen, das sich aktuell offenbar größeren Herausforderungen beim Thema Lieferverfügbarkeit gegenüber sieht, ist nach Darstellung von Markus Bicker, Geschäftsführer der Bicker Elektronik, der Global Player Artesyn Embedded Technologies: »Auch bei Artesyn liegen die Lieferzeiten inzwischen bei 25 Wochen; wir haben unter anderem deshalb unser Lager um 25 Prozent vergrößert«. In puncto Qualität, Zertifizierung, Dokumentation und technischem Support sei Artesyn hervorragend, versichert Bicker, »aber es gibt offenbar an anderen Stellen noch Verbesserungsbedarf«.

Was können Distributoren ihren Kunden angesichts von Lieferzeiten zwischen 20 und 25 Wochen für DC/DC-Wandler bis zu einer Leistung von 5 W und bei Netzteilen von bis zu 30 Wochen und mehr empfehlen? »War der Kunde in der Vergangenheit gut beraten, bei Onboard-Stromversorgungen mit einem Planungshorizont von drei Monaten zu arbeiten«, meint Richard Needham, Senior Marketing Manager Power & Discretes bei Rutronik, »raten wir ihnen inzwischen eher zu neun Monaten«. Eine Einschätzung, die auch die Mehrzahl der Wettbewerber teilt.

Wird sich die Situation in den nächsten Monaten noch weiter verschlechtern? »Wir beobachten nun schon seit Monaten, dass sich die Lieferzeiten im Zweiwochenrhythmus nach oben bewegen. Man könnte daraus schließen, dass die Lieferzeiten bis zum Jahresende noch mal anziehen.« – »Ich habe dafür derzeit keine validen Fakten«, meint auch Rehm, »aber ich vermute, dass sich das durchaus noch ein wenig zuspitzen könnte«.

Bleibt dann nur noch der Ausweg Luftfracht? »Luftfracht ist aus Distributorensicht nur das allerletzte Mittel, um die Versorgung des Kunden zu gewährleisten, schließlich wollen wir das Produkt für den Anwender nicht unnötig teurer machen«, so die Haltung aus dem Lager der Distributoren. 

Arrow, Halle C4, Stand 412
Codico, Halle C4, Stand 402
Emtron Elektronik, Halle A6, Stand 234
EOS Pow­er, Halle C4, Stand 402; Halle C3, Stand 536
inpotron Schaltnetzteile, Halle A5, Stand 324
MEV Elektronik-Service, Halle C3, Stand 536
Mornsun Power, Halle A5, Stand 442; C3.301
Murata Elektronik, Halle C6, Stand 207/208; C4.141
Phoenix Contact, Halle B3, Stand 103; A2.524
Powerbox/Cosel, Halle A5, Stand 415
Recom Power, Halle A5, Stand 210; Halle C4 St. 402
Rutronik, Halle C3, Stand 312; Halle C4, Stand 434
Schukat electronic, Halle B5, Stand 464
TDK-Lambda, Halle A5, Stand 205/218


  1. Noch keine harten Ausfälle, aber die Situation bleibt angespannt
  2. Nachfrage nach individualisierten Stromversorgungslösungen

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu BLOCK Transformatoren- Elektronik GmbH

Weitere Artikel zu Arrow Electronics

Weitere Artikel zu CODICO GmbH

Weitere Artikel zu EMTRON electronic GmbH

Weitere Artikel zu EOS Power India Pvt. Ltd.

Weitere Artikel zu inpotron Schaltnetzteile GmbH

Weitere Artikel zu MEV Elektronik Service GmbH

Weitere Artikel zu Murata Power Solutions GmbH

Weitere Artikel zu Phoenix Contact GmbH & Co KG

Weitere Artikel zu Powerbox Deutschland

Weitere Artikel zu RECOM Power GmbH

Weitere Artikel zu Rutronik Elektronische Bauelemente GmbH

Weitere Artikel zu Schukat electronic Vertriebs GmbH

Weitere Artikel zu TDK-LAMBDA Germany GmbH

Weitere Artikel zu Energieerzeugung