»Intralogistik ist einer der dynamischsten Bereiche der Industrie«, sagt Hubertus Breier, CTO von Lapp. Unterschiedliche Maschinentypen, Steuerungen und Sensoren müssen hier nahtlos zusammenspielen. Für Lapp bedeutet das: steigende Anforderungen an Konnektivität, Geschwindigkeit und Flexibilität.
Automatisierung, digitale Vernetzung und Echtzeitdaten verändern die Abläufe im Bereich Intralogistik rasant. Zugleich steht die Branche vor großen Herausforderungen, darunter der allgegenwärtige Fachkräftemangel, globale Unsicherheit und volatile Märkte.
Der Kabel- und Steckverbinderhersteller Lapp kennt die Intralogistik aus zwei Perspektiven: Im eigenen Betrieb optimiert das Unternehmen Logistikprozesse weltweit. Zugleich entwickelt die technologische Basis für innovative Intralogistiksysteme anderer Anwender.
Die steigenden Anforderungen zeigen sich derzeit in den drei Bereichen
In Warenhäusern macht zum Beispiel der Fachkräftemangel die Automatisierung zu einer Schlüsselstrategie. Fahrerlose Transportsysteme bis hin zu humanoiden Robotern halten somit Einzug in die Lagerhallen. In hochfrequenten Sortierzentren kommt es auf Geschwindigkeit an, weshalb Echtzeitfähigkeit gefragt ist. Vernetzte Anlagen, präzise Sensorik und automatisierte Steuerungen helfen dabei, dass Millionen Sendungen ihren Weg finden. Und in der Flughafen- und Frachtlogistik trifft die Gepäckabfertigung auf Just-in-time-Prozesse und akute Personalengpässe. Fahrerlose Transportfahrzeuge und modulare Fördertechnik sichern hier unter Hochlastbedingungen reibungslose Abläufe.
»In Zukunft werden wir Anlagen sehen, die sich selbst konfigurieren, Systeme, die sich automatisch vernetzen, und Prozesse, die dank Echtzeitdaten und KI vorausschauend gesteuert werden. Unser Ziel bei Lapp ist es, diese Technologien aktiv mitzugestalten, damit unsere Kunden von Anfang an vorne dabei sind«, erklärt Breier.
Aufgrund der hohen Anforderungen müssen laut Breier drei Technologieebenen zusammenspielen: »intelligente Maschinen und Geräte, Konnektivität sowie Daten und Software«. Er leitet daraus fünf wesentliche Branchentrends ab, darunter autonome Fahrsysteme und humanoide Robotik, skalierbare und flexible Lagersysteme, Standardisierung und Quick-Connect-Lösungen sowie KI-gestützte Prognosen und vorausschauende Liefersysteme
Ob in Hochregallagern, Sortierzentren oder Cargo-Hubs – autonome Transportsysteme wie Shuttles, fahrerlose Transportfahrzeuge (AGVs) oder selbstorganisierende Lagersysteme übernehmen zunehmend den innerbetrieblichen Materialfluss. Sie bewegen sich selbstständig durch die Hallen, koordinieren ihre Routen und steigern so Effizienz und Auslastung. Damit diese Systeme zuverlässig arbeiten, müssen Konstruktionen kompakt und zugleich leistungsfähig vernetzt sein. Hinzu kommen kurze Entwicklungszyklen: Nahezu jährlich erscheinen neue Generationen von Fahrzeugen, die kompatible Lösungen verlangen. Wie das gelingt, zeigt die Zusammenarbeit von Lapp mit einem führenden Onlinehändler. Dieser suchte für die Entwicklung seiner nächsten Lagerroboter einen Partner, der außer Komponenten auch technische Beratung und Flexibilität bietet. Gefragt waren zu Beginn Prototypen in kleiner Stückzahl, schnelle Reaktion auf Designänderungen im Entwicklungsprozess und Lösungen für ein hochkomplexes Konnektivitätsdesign.
Lapp hat Verbindungslösungen sowie die technische Beratung über Standardservices hinaus bereitgestellt. Durch die enge Zusammenarbeit internationaler Teams konnten Reaktionszeiten verkürzt und flexible Anpassungen umgesetzt werden. Das Ergebnis: kompakte Systeme, die den dynamischen Bewegungen der Bots standhalten und eine schnelle Markteinführung ermöglichten. Autonome Fahrsysteme bieten somit enormes Potenzial – vorausgesetzt, die Konnektivität stimmt.
Da eine ganzheitliche Automatisierung von Warenlagern nicht unmittelbar realisierbar ist, können humanoide Roboter als Brückentechnologie fungieren, um dem auch in der Intralogistik spürbaren Fachkräftemangel entgegenzuwirken. In Lagern und Warenhäusern fehlen bereits heute Mitarbeitende, zugleich ist die körperliche Beanspruchung hoch. Die Entwicklung humanoider Roboter unterstützt Lapp mit der passenden Verbindungstechnologie: Hybridkabel kombinieren Leistung, Signal- und Datenübertragung in einem Strang und sparen Platz im engen Robotergehäuse. Torsionskabel widerstehen Millionen Biegezyklen sowie Drehwinkeln von ±360 Grad und sind so ideal für die dynamischen Bewegungsabläufe humanoider Roboter geeignet. Ein Beispiel ist die hochflexible Datenleitung „Unitronic“, die bereits in einem Schulter-Exoskelett eingesetzt wird und dort dem engen Biegeradius im Gelenk dauerhaft standhält.
Der Trend verlagert sich weg von starren Anlagen mit Schaltschrankgeräten hin zu modularen und flexiblen Strukturen. Betreiber erwarten Systeme, die sich ohne langwierige Planungsprozesse erweitern, umbauen oder anpassen lassen. Zudem sollen Anlagen nicht nur steuern, sondern auch Daten liefern, die für Analysen in Edge-Systemen oder in der Cloud benötigt werden.
Möglich wird das durch dezentrale Topologien mit Remote-I/O, die über Protokolle wie IO-Link oder Profinet kommunizieren. Intelligente Feldmodule werden direkt an Maschine oder Fördertechnik installiert, anstatt jede einzelne Komponente aufwendig bis zum Schaltschrank zu verlegen. Das reduziert den Montageaufwand und schafft modulare Strukturen, die sich bei Bedarf schnell umgestalten lassen. Auch die effizientere Verkabelung mittels Daisy-Chain macht Systeme zukunftsfähig, indem sich mehrere Antriebe oder Motoren in Reihe schalten lassen. Im Vergleich zu sternförmiger Verkabelung spart dies Materialkosten, verringert den Platzbedarf in Kabeltrassen und verkürzt Installationszeiten. So wird aus komplexen Anlagen ein flexibles und zukunftsfähiges System.
Neben einer flexiblen Kommunikationsarchitektur ist auch die physische Konnektivität und Anschlussfähigkeit entscheidend, damit skalierbare Lagerstrukturen funktionieren. Anlagen müssen so gestaltet sein, dass Systeme im laufenden Betrieb nahezu ohne Stillstand gewartet oder erweitert werden können. Angesichts der Vielzahl unterschiedlicher, teils proprietärer Systeme wächst daher der Bedarf an standardisierten Verbindungslösungen, die zuverlässig Energie und Daten übertragen.
Lapp bietet dafür ein breites Portfolio an steckbaren Verbindungslösungen, die Installation und Wartung von Logistikanlagen vereinfachen und Umrüstungen beschleunigen. Flexible Verteilerboxen mit Schnellanschlusstechnologie unterstützen Modularität, indem sie eine vereinfachte Integration in schon bestehende Systeme ermöglichen. Dazu bietet Lapp seinen Kunden für die verschiedensten Applikationen und Anforderungen den passenden Steckverbinder an.
Ergänzend können steckbare Patchcord-Lösungen mit vorkonfektionierten Leitungen und Steckverbindern zum Beispiel mittels Push-pull-Technologie direkt angeschlossen werden, sodass zeitaufwendiges Abisolieren, Crimpen oder Verdrahten entfällt. Dadurch kann der Montageaufwand deutlich reduziert werden, was die Inbetriebnahme selbst ohne spezialisiertes Fachpersonal verkürzt. Damit wird Konnektivität zu einem entscheidenden Beschleuniger für Innovationen in der Intralogistik.
Daten sind die Lebensader moderner Geschäftsprozesse und auch in der Intralogistik unverzichtbar. Sie müssen präzise erfasst und nutzbar gemacht werden, damit sich aus Informationen fundierte Handlungen ableiten lassen. Eine Voraussetzung ist, dass die Daten von der physischen Anlage bis zur Cloud nahtlos fließen können und so die Basis für eine vernetzte, vorausschauende Logistik schaffen.
Ein praxisnaher Ansatz ist das digitale Kabelbestandsmanagement »Lapp eKanban«. Trägheitssensoren mit integrierter IMU (Inertial Measurement Unit) messen die Rotationen der Kabeltrommeln und ermittelt so die Restlängen in Echtzeit. Unternehmen erhalten präzise Lagerdaten, können Nachschub bedarfsgerecht steuern und Materialengpässe wie kostenintensive Produktionsunterbrechungen vermeiden. In Kombination mit KI-gestützten Anwendungen lassen sich Verbrauchsmuster erkennen, der Bedarf prognostizieren und Prozesse automatisch anpassen. Das erhöht die Effizienz, reduziert Kosten und schafft deutlich mehr Planungssicherheit in dynamischen Logistiknetzwerken.