Die Nachfrage nach Keramikkondensatoren (MLCCs) in den Bereichen Unterhaltungselektronik, Rechenzentren und 5G-Netzwerkinfrastruktur sinkt. Daher fokussieren die großen MLCC-Hersteller ihre Anstrengungen auf die steigende Nachfrage aus der Automobilindustrie. Doch die Margen dort schrumpfen.
Laut der jüngsten Analyse des MLCC-Marktes von TrendForce ist das durchschnittliche Book-to-Bill-Verhältnis (BB) der Anbieter im Februar leicht auf 0,79 gestiegen. Der Auftragseingang hat sich verlangsamt, da sich die saisonbedingte Nachfrage in den Bereichen Unterhaltungselektronik, Rechenzentren und 5G-Netzwerkinfrastruktur verringert hat. Anders sieht die Lage im Bereich Automotive aus.
Aufgrund der von Tesla eingeleiteten Preissenkungen für seine Fahrzeuge könnten die Aufträge für MLCCs für die Automobilindustrie jedoch ansteigen. Angesichts der aggressiven Preisgestaltung des US-Autobauers haben auch andere Hersteller ihre Preise gesenkt, um ihre Marktanteile zu halten. Infolgedessen ist der Auftragseingang für MLCCs für die Automobilindustrie im ersten Quartal 2023 stetig angestiegen. Daher erwarten die Analysten von TrendForce, dass sich die MLCC-Hersteller während des gesamten Jahres ihre Ressourcen auf die Entwicklung von Angeboten für die Automobilindustrie konzentrieren. Darüber hinaus werden sie ihre Anstrengungen verstärken, die Fertigungsverfahren zu verbessern und die Produktionskapazitäten auszubauen.
Als größter Anbieter verfolgt Murata das Ziel, seine monatliche Produktionskapazität für Automobilprodukte jährlich um zehn Prozent zu erhöhen. Muratas Produktionskapazität für MLCCs für die Automobilindustrie soll bis zum zweiten Quartal 2023 auf 25 Milliarden Stück pro Monat steigen. Mit diesem Wachstum dürfte das Unternehmen seine Position als Marktführer festigen.
Im Mai 2022 kündigte TDK an, sein bestehendes Werk in Kitakami, Präfektur Iwate, erweitern zu wollen. In diesem Werk möchte das Unternehmen 5 bis 8 Milliarden Stück pro Monat für die Automobilbranche produzieren, und die neu hinzukommenden Kapazitäten werden voraussichtlich im September 2024 in Betrieb genommen.
Auch andere Anbieter wie Samsung Electro-Mechanics, Taiyo Yuden und Yageo dürften ihre Produktionskapazitäten für die Automobilindustrie im Jahr 2023 um durchschnittlich 2 bis 3 Milliarden Stück pro Monat steigern.
Das taiwanesische Unternehmen Walsin hat seine Produktionskapazitäten für MLCCs für die Automobilindustrie erst relativ spät aufgebaut und erreicht derzeit etwa 1,5 bis 2 Milliarden Stück pro Monat für diese Produktgruppe. Doch bis Ende 2023 dürfte sich die Produktionskapazität mit den neuen Fertigungslinien, die das Unternehmen in seinem Werk in Kaohsiung einrichtet, mit voraussichtlich 2,5 bis 3 Milliarden Stück pro Monat fast verdoppeln.
Auf dem chinesischen Festland sind Hersteller wie Fenghua Advanced und Viiyong ansässig. Diese haben laut TrendForce in den letzten Jahren Branchentalente aus der ganzen Welt angeworben, um ihre Forschung und Entwicklung sowie ihre Fertigungsverfahren zu verbessern. Seit dem zweiten Halbjahr 2022 haben diese Anbieter niedrigkapazitive MLCCs für die Automobilindustrie auf den Markt gebracht und ihre Produktionskapazitäten für diese Produkte erweitert. Allerdings sollen sie immer noch mit einigen technologischen Herausforderungen zu kämpfen haben. Derzeit bewegen sich ihre Produktionszahlen für Automobil-MLCCs im Durchschnitt bei 300 bis 400 Millionen Stück pro Monat.
Auch wenn die Inflation in den USA und in Europa in letzter Zeit nachgelassen hat, dürfte die Weltwirtschaft im Jahr 2023 eher instabil bleiben. Da die Autohersteller ihre Fahrzeugpreise gesenkt haben, verschärft sich aber auch der Preiswettbewerb. TrendForce geht davon aus, dass dies auch den Preisdruck in der gesamten Lieferkette verstärken wird. Daher dürften die hohen Bruttomargen, die die MLCC-Hersteller im Automobilbereich lange Zeit aufrechterhalten konnten, schrumpfen.
Lange Zeit konnten die japanischen Unternehmen große Marktanteile halten. Aber dies dürfte sich ändern, denn Neueinsteiger beginnen, ihnen Marktanteile abzunehmen. TrendForce geht davon aus, dass der Anteil von Murata, TDK und Taiyo Yuden an der weltweiten Produktionskapazität für MLCCs für die Automobilindustrie bis schrumpfen wird (siehe Tabelle).
Hersteller | 2022 | 2023 (Schätzung) |
---|---|---|
Murata | 44 | 41 |
TDK | 20 | 16 |
Taiyo Yuden | 18 | 13 |
Yageo (Kemet) | 9 | 14 |
Samsung Electro-Mechanics | 4 | 13 |
Sonstige | 4 | 2 |
Tabelle: Relative Produktionskapazität der größten MLCC-Hersteller für die Automobilindustrie
Laut TrendForce haben politische Entscheidungen die Nachfrage auf dem chinesischen Markt für Elektrofahrzeuge (Electric Vehicles, EVs) gestärkt. Außerdem haben Entwickler von Elektrofahrzeugen dort wie Xiaomi, Huawei und BYD im Jahr 2022 damit begonnen, niedrigkapazitive MLCCs von Fenghua Advanced und Viiyong einzusetzen.
Etwa um diese Zeit begann auch der Wettbewerb zwischen den MLCC-Anbietern um Aufträge im Zusammenhang mit niederkapazitiven Automotive-Produkten. Aufgrund des scharfen Preiswettbewerbs dürften sich die japanischen Anbieter in diesem Jahr allmählich aus diesem Marktsegment zurückziehen. Stattdessen dürften Anbieter aus Festlandchina, Taiwan und Südkorea um die Aufträge in diesem Segment kämpfen.
Neu gegründete Startups im Bereich Elektrofahrzeuge könnten in Zukunft nach Möglichkeiten suchen, die Kosten für ihre Fahrzeuge weiter zu senken. Daher dürften die MLCC-Hersteller versuchen, sich gegenseitig zu unterbieten, um mehr Aufträge für Automobilangebote im Jahr 2023 zu gewinnen.