Medizinische Vitaldaten zuhause messen

Per Smartwatch gegen den Herztod

5. Juni 2024, 8:00 Uhr | Ute Häußler

Herzprobleme beginnen oft unbemerkt. Die kontinuierliche Vitaldatenmessung per Fitnessuhr könnte Leben retten. Für die Integration in die Telemedizin brauchen die smarten Wearables eine Zertifizierung als Medizingerät. Die ersten FDA-Zulassungen sind ein wichtiger Schritt in den Medizin-Alltag.

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Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit rund 18 Millionen Sterbefällen jährlich für fast ein Drittel aller Toten auf der Welt verantwortlich. Viele dieser Menschen könnten durch eine frühzeitige Erkennung ihrer Herzprobleme gerettet werden. Die kontinuierliche Messung von Vitaldaten wie Herzfrequenz, Herzrhythmus und weiteren kardiovaskulären Parametern durch smarte Wearables wie Fitnessuhren und mobile Medizingeräte spielt daher eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung, Behandlung und Überwachung von Herzerkrankungen.

Wearables können Leben retten

Wearables wie Smartwatches, Brustgurte, Patches und in Kleidung integrierte Sensoren erkennen nicht nur Anomalien; mit der engmaschigen Überwachung von daheim und einer personalisierten Behandlung kann die kontinuierliche Vitaldatenmessung dazu beitragen, Komplikationen zu vermeiden und Krankenhausaufenthalte zu verkürzen, und verbessert damit letztendlich die Lebensqualität und -erwartung von Herzpatienten:

Erkennung von Herzrhythmusstörungen: Viele Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern treten oft unregelmäßig und ohne offensichtliche Symptome auf. Wearables können diese Unregelmäßigkeiten kontinuierlich aufzeichnen und so frühzeitig erkennen, bevor schwerwiegende Komplikationen wie Schlaganfälle auftreten.

Überwachung nach Herzerkrankungen: Nach einem Herzinfarkt, einer Bypass-Operation oder anderen Herzerkrankungen ist eine engmaschige Überwachung der Herzfunktion entscheidend. Tragbare Geräte ermöglichen eine kontinuierliche Fernüberwachung außerhalb der Klinik und erleichtern so die Rehabilitation.

Personalisierte Behandlung: Die gesammelten Vitalwerte liefern Ärzten detaillierte Einblicke in den Gesundheitszustand des Patienten. Dies ermöglicht eine individuellere und präzisere Anpassung von Medikamenten und Therapien.

Erhöhte Patientenmobilität: Neben der präzisen medizinischen Diagnostik können Patienten mit den smarten Medizingeräten nun auch außerhalb des Krankenhauses überwacht werden – und trotz der medizinischen Überwachung ein halbwegs normales Leben führen. Zudem senken sie die Gesundheitskosten, indem sie unnötige Krankenhaus- oder Notaufnahmebehandlungen reduzieren.

Medizinische Zertifizierung ist größte Hürde

Die medizinische Zertifizierung stellt eine der größten Hürden für Hersteller von Smartwatches und Home-Care-Geräten zur Vitaldatenmessung dar. Die Einhaltung internationaler Standards und regulatorischer Anforderungen ist entscheidend, um die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Wirksamkeit der Geräte zu gewährleisten – nicht zuletzt stellen sie mit umfassendem Datenschutz auch ein wichtiges Kriterium für die Akzeptanz und das damit einhergehende Vertrauen bei Arzt und Patient dar.

Die Zulassung erfolgt nach den Regeln der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) oder der europäischen Medical Device Regulation (MDR stellt einen kleinen Ritterschlag für tragbare Medizingeräte dar und markiert einen wichtigen Schritt für die Integration der digitalen Gesundheitstools in den Medizin-Alltag).

Apple und Analog Devices setzen auf Medizintechnik

Mit der Apple Watch hat die amerikanische FDA jetzt erstmals ein »Consumer Wearable« für die Herzüberwachung in klinischen Studien zugelassen. Die Erkennungsfunktion »Atrial Fibrillation« (AFib) der smarten Uhr aus Cupertino detektiert Vorhofflimmern und ermöglicht es den Forschern, Arrhythmien oder unregelmäßige Herzschläge zu erkennen.

Der Halbleiter- und Komponentenhersteller Analog Devices (ADI) hat gerade die erste FDA-Zulassung seiner fast 60-jährigen Unternehmensgeschichte erhalten. Mit dem mobilen Medizingerät Sensinel können Herzpatienten ihre Werte daheim selbst messen – und Mediziner per Remote-Überwachung bei Herzproblemen frühzeitig reagieren.

Als Medizingerätehersteller setzen Apple und ADI auf das riesige Potenzial, welches der Remote-Medizin und dem Home-Care-Markt prognostiziert wird – und punkten mit präziser Vitaldatenmessung und Signalverarbeitung in medizinischer Qualität. Laut Analysten wird der 100-Milliarden-Dollar-Markt mit 15 Prozent jährlichem Wachstum und einer Verschmelzung von Elektronik, Patientengeräten und Medizin in den nächsten Jahren die Gesundheitsversorgung wie auch die Medizingerätelandschaft ordentlich auf den Kopf stellen.


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