OP-Video und Bildergalerie zum Prototyp

Neuer Roboter-Chirurg von Sony operiert mit höchster Präzision

12. Juni 2024, 16:05 Uhr | Ute Häußler
Feinste Schnitte, Instrumentenwechsel, das filigrane Nähen von millimeterkleinen Wunden - dem neuen Roboterassistente von Sony für die Mikrochirurugie zuzuschauen, läßt das Potenzial der OP-Robotik nur erahnen.
© Sony

Sony hat einen Roboter-Assistenten für die Mikrochirurgie vorgestellt. Die OP-Maschine bewegt sich fließend wie ein menschliches Handgelenk, konkrolliert präzise und tauscht automatisch chirurgische Instrumente. Ein OLED-Mikrodisplay liefert OP-Bilder in 4K. Ein Video des Prototypen beeindruckt.

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Japans Menschen sind alt, zu alt: Das Land und sein Gesundheitssystem leidet unter der starken Überalterung der Gesellschaft. Mehr Patienten und weniger Ärzte; in der Medizin sind der resultierende Fachkräftemangel und die höhere Arbeitsbelastung im Klinikalltag besonders spürbar. Gleichzeitig gehört das Land der aufgehenden Sonne zu den technikaffinsten und -verrücktesten Nationen der Welt.

Es verwundert daher nicht, dass ausgerechnet Sony seine Kompetenzen aus Kameratechnik, Bildverarbeitung und Robotik für mehr Effizienz in der Chirurgie bündelt: Auf der ICRA 2024 (IEEE Internation Conference on Robotics and Automation) in Yokohama hat der japanische Technologieriese den Prototyp eines Mikrochirurgie-Assistenten vorgestellt und damit viel Aufsehen erregt. Der Roboter, der speziell für die Unterstützung bei mikroskopischen chirurgischen Eingriffen entwickelt wurde, soll die Arbeitsbelastung von Chirurgen bei Präzisionseingriffen verringern und die chirugische Ausbildung verbessern.

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© Sony

Präzision und Automatisierung in der Mikrochirurgie

Der von Sonys proprietär entwickelte Roboter ist in der Lage, chirurgische Instrumente automatisch auszutauschen und präzise zu steuern. Der neue Roboterchirurg überwindet damit die Herausforderungen traditioneller chirurgischer Assistenzroboter, die oft durch manuelle Instrumentenwechsel unterbrochen werden müssen. Mit der starken Verkleinerung der Instrumente und deren automatischem Austausch kann der Roboter-Assistent Operationen sehr effizient und ohne Unterbrechung durchführen.

Das Robotersystem besteht aus einer Tischkonsole, die Chirurg:innen bedienen, und einem Roboter, der Eingriffe am Patienten durchführt. Die Handbewegungen der Chirurg:innen werden in verkleinertem Maßstab auf das chirurgische Instrument des Roboterarms übertragen. Diese Bewegungsskalierung ermöglicht es den Medizinern präzise Operationen durchzuführen, die ansonsten ihre physischen Fähigkeiten übersteigen würden. Das System ist für verschiedene chirurgischen Szenarien konzipiert, wobei die Konsole und der Roboter so kompakt wie möglich gestaltet wurden.

Die Technik in Sonys Roboterassistenten für die Mikrochirurgie

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© Sony
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© Sony
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© Sony

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Erste Erfolge und Anwendungen

Im Februar 2024 wurde der Prototyp an der Aichi Medical University getestet. Dabei gelang es Chirurgen und selbst medizinischen Fachkräften, die nicht auf Mikrochirurgie spezialisiert waren, erfolgreich eine Anastomose an tierischen Blutgefäßen mit einem Durchmesser von etwa 0,6 mm durchzuführen. Dies markiert den weltweit ersten Fall einer mikrochirurgischen Anastomose, die mit einem chirurgischen Assistenzroboter mit automatischer Instrumentenwechsel-Funktion erreicht wurde.

Sony plant, in Zusammenarbeit mit Universitätskliniken und medizinischen Einrichtungen die Technologie weiterzuentwickeln und ihre Wirksamkeit zu überprüfen. Ziel ist es, die aktuellen Probleme im Gesundheitswesen zu überwinden und mit dem Einsatz von Robotern und Technologien zur Weiterentwicklung der Medizin beizutragen.

Schon jetzt ist absehbar, dass Sony mit der Entwicklung dieses Mikrochirurgie-Assistenten einen bedeutenden Schritt in der Medizinrobotik setzt. Die Integration solcher Roboter in den chirurgischen Alltag könnte nicht nur die Präzision und Effizienz von Operationen erhöhen, sondern auch die Arbeitsbelastung von Chirurgen verringern und die Ausbildung von Nachwuchschirurgen erheblich verbessern. So könnten trotz höherer Fallzahlen und weniger Ärzten mehr Patienten von präzisen medizinischen Eingriffe und besserer Heilung profitieren.


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