Vom 17. bis 20. November wird Düsseldorf wieder zur Drehscheibe der Medizintechnik: Die Compamed 2025 fokussiert auf Cybersecurity, neue Materialien und Technologien wie Smart Sensors, Mikrofluidik und Photonik – und stellt sich den Handelskonflikten. Die Medica zeigt spannende »Health Electronics«.
Es sind turbulente Zeiten in Wirtschaft, Politik und Technologie – doch manches bleibt auch wie gewohnt: Die Compamed 2025 findet als Hightech-Plattform der Medtech-Zulieferer auch in diesem Jahr wieder in den Hallen 8a und 8b der Messe Düsseldorf statt und erwartet konstant 750 Aussteller. Das sind gute Nachrichten für die internationale Fachmesse. Unter dem neuen Motto »Meet Health.Technology.Innovators« stehen dieses Jahr die technologischen Treiber, die Medizingeräte kleiner, intelligenter und wirtschaftlicher machen, im Mittelpunkt.
Einen großen Anteil daran hat das Compamed High-Tech Forum in Halle 8a, Stand G40, das vom IVAM-Fachverband für Mikrotechnik ausgerichtet wird. »Praxisnahe Formate sind wichtig, wir setzen 2025 erneut auf Hands-on-Sessions, etwa im Bereich der Mikrofluidik«, sagt Geschäftsführer Tim Merforth. Das englischsprachige Programm dreht sich um »Smart Sensor Solutions«, »Laser and Photonics Applications» sowie eben die »Microfluidics«. Smarte Sensoren und optische Technologien sind zentral für die Miniaturisierung medizinischer Geräte – von implantierbaren Systemen über Wearables bis zu diagnostischen Point-of-Care-Devices. Die Hands-on-Sessions ermöglichen es Entwicklern und Konstrukteuren, Technologien direkt zu erleben und sich mit Experten auszutauschen.
Ein vierter Programmschwerpunkt widmet sich mit »Europe Meets North America« einem Thema, das die Branche derzeit umtreibt: die zunehmende Abschottung nationaler Märkte und Handelsbeschränkungen. Die aktuelle Zoll- und Wirtschaftspolitik der USA stellt deutsche und europäische Medizintechnik-Unternehmen vor erhebliche Probleme.
»Herausforderungen wie geopolitische Spannungen, digitale Transformation und komplexe Rahmenbedingungen betreffen insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen«, sagt Merforth und ergänzt: »Doch Qualität und Innovation setzen sich langfristig durch.«
Der Erfolg des Formats zeigt sich in den Zahlen: In diesem Jahr findet der Nordamerika-Fokus bereits in seiner vierten Auflage statt. Für exportierende Hersteller wird der internationale Marktzugang zunehmend komplex – unterschiedliche Klassifizierungen, Prüfverfahren, Datenanforderungen und Post-Market Surveillance erschweren das Geschäft. Hinzu kommen Zölle, Exportbeschränkungen wichtiger Rohstoffe wie seltener Erden und Lieferkettenprobleme. Je komplexer das Produkt – medizinisch, elektronisch, softwarebasiert – desto aufwendiger ist auch der Marktzugang.
Der IVAM-Gemeinschaftsstand in Halle 8a macht die Forum-Themen greifbar. Unter dem Motto »High-tech for Medical Devices« präsentieren sich mehr als 50 internationale Aussteller und Partner auf über 600 Quadratmetern – von Start-ups bis zu etablierten Mittelständlern. Der IVAM-Gemeinschaftsstand sei laut Merforth ein Schaufenster für die Innovationskraft der Mikrotechnik-Branche. Für Fachbesucher bietet der Stand in unmittelbarer Nähe des Forums die Möglichkeit, neue Technologien, Produkte und Anwendungen kennenzulernen.
Supplier-Forum: Fertigung, Regulatorik und KI
Das Compamed Suppliers Forum in Halle 8b, Stand G40, konzentriert sich auf produktionsnahe Themen. Das Forum richtet sich gezielt an Mitarbeiter in Konstruktion und Qualitätsmanagement sowie Produktverantwortliche.
Die Tagesschwerpunkte sind klar gegliedert: Montag steht im Zeichen der Fertigung, Dienstag gehört den Regulatory Affairs, Mittwoch fokussiert auf Künstliche Intelligenz und Cybersecurity, Donnerstag auf Medizinelektronik. Namhafte Aussteller der Compamed präsentieren aktuelle Technologiethemen aus ihren Entwicklungslabors und Produktionsstätten: DSM Firmenich spricht über hydrophile vaskuläre Beschichtungen zur Effizienzsteigerung, Ramboll Deutschland erläutert die Updates der ISO 10993-1 zur Biokompatibilität, Metecon behandelt die Nutzen-Risiko-Bewertung für Medizinprodukte, und LEE Hydraulische Miniaturkomponenten zeigt den Wert von Prototyping.
Die Compamed 2025 fokussiert auf drei zentrale Entwicklungsfelder, die für Zulieferer und Hersteller aktuell gleichermaßen relevant sind:
Cybersecurity und Datensicherheit
Die Notwendigkeit, Sicherheitsmaßnahmen von Anfang an in Produkte zu integrieren (»secure by design«), wächst. Der Markt für die Sicherheit von Medizingeräten hatte 2023 ein Volumen von rund 8,2 Milliarden US-Dollar und wird voraussichtlich mit einer jährlichen Wachstumsrate von 8,9 Prozent bis 2032 wachsen. Geräte mit Vernetzungsfunktionen, etwa für das Internet-of-Medical-Things (IoMT) oder Cloud-Anwendungen müssen besonders gegen Cyberattacken geschützt werden. In einer Herstellerbefragung gaben 96 Prozent der Befragten an, dass Gerätesicherheit kritisch sei.
Technik- und Materialinnovationen
Wearables spielen eine wachsende Rolle in der Medizin, da sie Patienten ermöglichen, sich selbstständiger um ihre Gesundheit zu kümmern und langfristig die Gesundheitssysteme entlasten. Der Markt für Wearables wurde 2024 auf rund 42,74 Milliarden US-Dollar geschätzt und soll bis 2030 auf etwa 168,29 Milliarden wachsen. Zu den Innovationstreibern zählen 3D-Druck, biokompatible Materialien wie neuartige Klebstoffe, smarte Polymere für sensorische oder implantierbare Geräte sowie die Weiterentwicklung miniaturisierter oder flexibler Elektronik, die durch Druckverfahren hergestellt wird.
Internationaler Medizinmarkt
Die regulatorischen Anforderungen verschiedener Märkte unterscheiden sich erheblich in Klassifizierung, Prüfverfahren und Dokumentation. Handelspolitische Entwicklungen, Exportbeschränkungen, Standards-Unterschiede und Zulassungszeiten erschweren den internationalen Handel zusätzlich. Die Komplexität der Produkte bestimmt dabei den Aufwand für den Marktzugang.
Die Compamed-Aussteller entwickeln Lösungen und Zulieferprodukte, bei den Ausstellern auf der Schwestermesse Medica finden diese Anwendung im fertigen Endprodukt. Die Medtech-Wertschöpfungskette wird auf der wie immer parallel stattfindenden, weltweit führenden Medizingeräteschau besonders im Bereich Wearables und Digital Health sichtbar.
In Halle 12 der Medica präsentiert die Wearable Technologies Show mehr als 45 Aussteller im »WT Joint Pavilion«. Der Hotspot für Wearable-Technologien im Gesundheitssegment zeigt, wie Sensoren, Mikrosysteme und flexible Elektronikkomponenten in tragbare Medizingeräte integriert werden und die Medizintechnik ganz nah zum Patienten bringen. Ebenfalls in Halle 12 findet das Medica Innovation Forum statt, inklusive der »Women Leaders in Healtcare«. Mit mehr als 130 renommierten Sprechern bietet das Innovation-Forum Vorträge zu digitalen Zwillingen, Genomik, Präzisionsmedizin, generativer KI, Robotik, Connected Medical Things sowie Mobile Health und Medical Wearables.
Start-ups und Healthcare Innovation
Der Medica Start-up Park 2025 erwartet auch dieses Jahr wieder eine Rekordbeteiligung von über 60 jungen Unternehmen, auch hier sind die Synergien zu den Zulieferern und ihren Tech-Komponenten groß: Darerl entwickelt digitale anatomische Zwillinge für die Wearables-Entwicklung, HeartHero präsentiert einen tragbaren automatischen externen Defibrillator, und Ommo Technologies zeigt 3D-Tracking für chirurgische Instrumente. Der Healthcare Innovation World Cup 2025 steht in seiner 17. Auflage dann auch passenderweise unter dem Fokus »Internet of Medical Things« und konzentriert sich auf tragbare Medizingeräte, digitale Biomarker, smarte Pflaster und Therapiesysteme.
Medica Tech Forum: Wo Technologie auf Anwendung trifft
Das Medica Tech Forum bietet als interaktive Plattform fundierte Einblicke in aktuelle Technologien der Medizintechnik – von Künstlicher Intelligenz bis zur Robotik. Fachleute aus Industrie, Forschung und Praxis stellen zukunftsweisende Ansätze vor und geben Einblicke in konkrete Anwendungen. Das Programm wird von den Industrieverbänden Spectaris und MedicalMountains gestaltet.
Die thematische Vielfalt der Schwestermessen Compamed und Medica – jeweils inklusive eines vielfältigen und spannenden Rahmenprogramms auf mehreren Bühnen – macht Düsseldorf erneut zur ersten Anlaufstelle für die Aspekte der medizintechnischen Produktionskette von Automatisierung bis Zulassung. Beide parallel stattfindenden Veranstaltungen können mit einem für beide Messem gültigen Ticket besucht werden.
Neu sind die Öffnungszeiten am Schlusstag: Am Donnerstag öffnen die Düsseldorfer Messehallen von 10 bis 16 Uhr, an den ersten drei Messetagen von Montag bis Mittwoch von 10 bis 18 Uhr. Die internationale Gesundheitswirtschaft inklusive der Technologiepartner und Zulieferer kann sich so vier Tage lang auf Entdeckungstour begeben und die Bandbreite medizintechnischer Neuheiten von der kleinsten Komponente bis zum fertigen System erleben.