Monatelange wurde gerätselt: Welche Funktionen wird der neue Galaxy Ring von Samsung mitbringen? Bereits auf der CES wurde die Vorstellung erwartet, im Kampf gegen Apple oder Oura wurde sogar über eine Blutzucker-Messung am Finger gemutmaßt. Das Unpacked-Event war nun der Moment der Wahrheit.
Der Samsung-Chef TM Roh schlug auf dem Unpacked-Event mit der Vorstellung der »Galaxy AI« den großen Bogen - bereits dieses Jahr soll die KI aus Südkorea auf 200 Millionen Geräten verfügbar sein. Die geräteübergreifende Intelligenz spricht selbst ohne Internetverbindung 16 Sprachen und soll so dazu beitragen, »Sprachbarrieren abzubauen« und »Dinge zu erledigen«.
Als Samsungs Digital-Health-Experte Dr. Matthew Wiggings die Bühne betrat, ging bereits ein Raunen durch die Menge. Die Zuschauer vor Ort und im Streaming waren gespannt, der Galaxy Ring war bereits kurz auf der Riesenleinwand erschienen. Wiggings nahm den Faden seines Chefs über die Galaxy AI auf und betonte vor allem den Nutzen der KI, die vielfältigen Gesundheitsdaten in tägliche Analysen und Wellness-Tipps zu übersetzen, »um das meiste aus dem Leben herauszuholen«.
Und dann endlich: Der Samsung Galaxy Ring betrat in Form eines hochglänzenden Titan-Modells die Leinwand, angekündigt als technologische Speerspitze. Und dann folgte auch direkt die Ernüchterung: Mit drei Sensoren für Schlafverhalten, Herz- und Atemfrequenz sowie Hauttemperatur und »weitere Gesundheitsmessungen« werden Funktionen präsentiert, die sowohl in Smartwatches wie auch smarten Ringen der Konkurrenz Standard sind - keine technologischen Neuigkeiten.
Den »Energy Score« als Neuheit zu präsentieren, hat unter Wearable-Experten wohl eher für genervtes Schmunzeln gesorgt. Die Funktion ist als »Body Battery« oder »Stress Monitor« schon seit Jahren Standard, jetzt also auch im Galaxy Ring. Ein nettes Gadget dürfte die Fernsteuerung eines kompatiblen Galaxy-Smartphones sein, über eine Fingergeste lässt sich die Kamera auslösen oder der Wecker abstellen.
Es folgt die pure Nennung von Eigenschaften, die zwar natürlich viel Entwicklungsarbeit beinhalten, aber eben auch irgendwie erwartbar waren: Eine Akkulaufzeit von 7 Tagen, leichtes Gewicht ab 2,3 Gramm, Kunststoff als Basismaterial mit Titanlegierung, 100 Meter wasserdicht und zu haben ab einem Preis von 449 Euro. Zumindest, und das darf als positive Neuigkeit gelten: die Nutzung des Rings wird derzeit nicht an ein Abo-Modell gebunden sein wie beim Konkurrenten Oura.
Und nach 3 Minuten war es auch schon wieder vorbei, Samsungs Tom Cullimore betrat für die Samsung Watch Ultra die Bühne. Wer medizinisch valide Messungen oder FDA-Zertifizierungen für den Galaxy Ring erwartet hatte oder sogar auf »wirkliche Neuigkeiten« wie Blutzuckermessung oder zumindest -schätzung gesetzt hatte, blieb sprachlos zurück. Wegen dieser Lapalien die ganze Aufregung? Das Verschieben und Heiß-Machen der gesamten Wearable-Branche?
»Und das war's schon! Wir sind überrascht darüber, wie wenig über den Galaxy Ring geredet wurde. Wir gerade etwas überrascht ... auf eine weniger positive Art und Weise.« |
---|
Live-Ticker-Team von Gamestar Tech |
Zumindest hat der Health Monitor über die Samsung Watch eine FDA-Zertifizierung zur Überwachung von Sleep Apnoe erhalten, und auch die AGE-Messung zur Einschätzung von Diabetes- und Schlaganfall-Risiko ist cool, immerhin. Beim Galaxy Ring bleibt der südkoreanische Platzhirsch aber weit hinter den Erwartungen zurück. Die Kollegen von connect.de schreiben daher sehr zutreffend: »Kombiniert man den Ring mit einer Galaxy Watch, kann die Akkulaufzeit laut Herstellerangaben um bis zu 30 Prozent verlängert werden. Dem entnehmen wir, dass Samsung den Galaxy Ring eher als Ergänzung zur Smartwatch denn als Alternative vermarktet.«
Um die Samsung-Ingenieure in Schutz zu nehmen, der Grad der Miniaturisierung des smarten Schmuckstücks und die Schwierigkeiten der Vitaldaten-Messung am Finger sind nicht zu unterschätzen. Drei Sensoren und eine Batterie, die eine Woche alle Funktionen laufen lässt, das ist gute Arbeit. Aber eben auch nicht mehr, schade.