11.000 fehlende Elektroingenieure

Wie die Branche die Lücke schließen will

10. März 2022, 11:27 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 5

Am Ende geht es darum, die technologiegetriebene Industrie zu erhalten

Auch Holger Schötz sieht viel Arbeit auf alle Beteiligten zukommen. Und die Lösung sei alles andere als einfach, wie immer, wenn »Teilprozessdenken« nicht mehr ausreiche, der ganzheitliche Blick gefordert sei.

Bei den Kleinsten müsse es anfangen: »Ich finde es immer wieder erschütternd, wie die intrinsische Motivation, Neues zu lernen und auszuprobieren, bei Kindern erlischt, sobald sie in die Schule kommen.« Kinder in der Primarstufe sollten dabei unterstützt werden, »offen und selbstsicher« zu werden und »nicht zu Selbstzweifeln geleitet zu werden«. Lockere Eltern brauche es dazu auch. »Aus meiner Sicht sollte es deutlich mehr individuelle Entwicklungsmöglichkeiten geben, Raum für Bewegung und Angebote zum Experimentieren, und zwar vielfältig: bauen, basteln, malen«, auch zuhause. Es gebe hier für Schulen »viele praktische und tolle Materialien«.

Aber es brauche dazu auch einen anderen Ansatz bei der Lehrerausbildung, mit Fokus auf Beziehungsorientierung, was auch die Leistungseinschätzung individualisieren würde. Ansätze aus den Unternehmen könnten als Vorbild dienen, wie stärkenbasiertes, wertschätzendes Feedback. Freilich zeigt sich Schötz auch selbstkritisch: »Auch wir sind da derzeit nicht optimal aufgestellt, denn unser Performance Management mit Verwendung von Skalen ist wenig motivierend.«

Es könne nicht der Anspruch der Sekundarstufe sein, hohe Studienanfängerzahlen nur dank ausländischer Studierender zu erreichen, so willkommen diese natürlich seien, »und ich hoffe, viele bleiben nach dem Studium bei uns«.

Doch das dürfe nicht kaschieren, »dass unsere Schulen keine adäquaten Resultate erreichen, sowohl nicht fachlich als auch nicht in puncto persönlicher Reife«, kritisiert Schötz. Es müsse uns gelingen, Wissen in der Schule praxisbezogener und anschaulicher zu vermitteln, etwa in Physik und Mathematik. Es gebe »genügend emotional geladene Beispiele«, um Begeisterung für Technik bei allen Geschlechtern zu wecken.

Auch der Blick auf Best-Practice-Beispiele in Ländern wie Spanien und Italien, denen es besser gelänge, auch Ingenieurinnen auszubilden, sei einen Versuch wert. Role Models zu zeigen sei »sicher ein wichtiger Ansatz und sollte auch in der Bildung relevant sein«. 

Bei den Hochschulen sieht Schötz noch am wenigsten Verbesserungsbedarf, diese seien »aus meiner Sicht am innovativsten und machen mir am wenigsten Sorgen«. Letztendlich müsse jedoch noch deutlich mehr transportiert werden, was man mit Ingenieurstudiengängen erreichen könne. Etwa den Klimawandel »technisch lösen«. Am Ende stehe das Ziel, die technologiegetriebene Industrie zu erhalten. 

Harald Wilde von dSpace plädiert dafür, mit der »verstärkten Werbung für Ausbildung und Studium in den MINT-Bereichen« nicht nachzulassen; da ist er mit Nicole Jahn von Analog Devices einer Meinung, die »insbesondere auch Frauen für Technik begeistern« will.

 


  1. Wie die Branche die Lücke schließen will
  2. Volle Punktzahl auf der Dringlichkeitsskala
  3. Spezialisten spielen die gesamte Klaviatur
  4. Sind Personalberater also die Profiteure des Bewerbermarktes?
  5. Rufe nach der Politik werden laut 
  6. Am Ende geht es darum, die technologiegetriebene Industrie zu erhalten
  7. Was können die Unternehmen selbst noch tun?

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