Der Arbeitsmarkt für Elektroingenieure durchläuft zwar derzeit noch eine Delle. Doch die langfristigen Trends und auch aktuelle Einschätzungen deuten auf eine Erholung hin. Was sollten Wechselwillige beachten?
Experten wie etwa ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel erwarten, dass sich die Konjunktur ab dem kommenden Jahr stabilisiert, sofern die Weichen (Energiekosten, Bürokratieabbau) richtig gestellt werden. Das sagte er im aktuellen Pressegespräch auf der electronica.
Eine wirtschaftliche Erholung dürfte die Nachfrage nach Fachkräften dann schnell wieder befeuern – spätestens dann, wenn Unternehmen wieder investitionsfreudiger werden. Nadja Eder, Geschäftsführerin von Schuh-Eder Consulting, offizieller Karrierepartner der Electronica, sieht schon erste Anzeichen dafür: "Mit solch einem Ansturm - Bewerber als auch Unternehmen - auf unsere Career Area haben wir nicht gerechnet", gibt sie zu.
Der demografische Wandel und der anhaltende Fachkräftemangel werden ihr Übriges tun und den Bedarf an qualifizierten Spezialisten schneller wieder ankurbeln, als manchem Recruiter lieb ist. Denn technologischer Fortschritt in Bereichen wie Elektromobilität, künstliche Intelligenz und nachhaltige Energieversorgung schaffen zusätzliche, expansionsbedingte Stellen.
Während Unternehmen weiterhin Fachkräfte suchen, aktuell vor allem in kundenorientierten Bereichen wie Vertrieb, haben sich die Anforderungen verschärft. Neben fundierten Fachkenntnissen sind digitale Kompetenzen und gute Englischkenntnisse wichtiger als noch vor dem Abschwung, erklärte Nadja Eder, beim Electronica-Panel »Aktuelle Karrierechancen in der Elektronikbranche«. Unternehmen selektieren sorgsamer. Es wird genauer geprüft, welche Kandidaten auch langfristig ins Team passen.
Gleichzeitig bleiben technologische Themen wie künstliche Intelligenz relevant. Unternehmen prüfen zunehmend, wie repetitive Aufgaben automatisiert werden können, um Effizienz zu steigern.
Trotz der Unsicherheiten und Herausforderungen rät Expertin Eder, einen Arbeitgeberwechsel nicht vorschnell anzugehen, schon gar nicht aus Unmut heraus. »Wenn die Wechselmotivation nur aus einem leichten Frust heraus entsteht, sollte man zunächst intern nach Lösungen suchen«, erklärt Eder. Oft sei die Ursache vorübergehend und kann durch Gespräche mit der Führungskraft oder Veränderungen im Arbeitsumfeld behoben werden.
Denn ein Wechsel, der vorschnell erfolgt oder auf falschen Annahmen basiert, ist risikoreich: »Das Gras ist nicht immer grüner auf der anderen Seite.« Ein Jobwechsel sollte gut vorbereitet und strategisch durchdacht sein, erst recht zwischen Branchen. Besonders im Automobilsektor, der aktuell mit Herausforderungen kämpft, überlegen Fachkräfte verstärkt, in alternative Industrien wie erneuerbare Energien oder Medizintechnik zu wechseln. Das erfordere aber oft spezifisches Know-how, so Eder. Sicherer ist deshalb, zunächst proaktiv interne Entwicklungsmöglichkeiten auszuloten.
Eine professionelle Präsenz auf LinkedIn ist kein Muss, kann aber der Karriere helfen. Man wird leichter von potenziellen Arbeitgebern gefunden und kann auch aktiv Kontakte knüpfen, sich als Experte im eigenen Fachgebiet positionieren und sich von Mitbewerbern abheben. Regelmäßige Aktivität – etwa durch das Teilen von Fachbeiträgen oder Kommentare – zeigt Engagement und Fachwissen.
Faktoren wie Homeoffice-Möglichkeiten oder die Werte eines Unternehmens werden von Kandidaten häufig über rein monetäre Anreize gestellt, weiß Eder aus Gesprächen. Fachkarrieren gewinnen in der Elektronikbranche zunehmend an Bedeutung und stehen heute häufig auf einer Stufe mit Managementkarrieren – ohne Führungsverantwortung übernehmen zu müssen.
Das Gehalt hängt stark von Region, Unternehmensgröße und der jeweiligen Position ab. Tarifverträge bieten in der Regel die höchsten Gehälter und zusätzliche Sicherheit. Soeben zeigt ein Pilotabschluss der IG Metall, dass es wohl schon bald 5,5 Prozent mehr geben wird. Ältere Arbeitnehmer, die über umfangreiche Erfahrung verfügen, bleiben gefragt, so Eder – vorausgesetzt, sie halten mit den technologischen und digitalen Anforderungen Schritt.
SchuhEder Consulting Career Area, Halle 4, Stand 359