NI und SET gehen gemeinsame Wege

»Es ist ein ‘Perfect Fit‘ für alle Beteiligten«

24. Juli 2023, 14:33 Uhr | Nicole Wörner
Frank Heidemann, VP & Technology Leader, SET, NI und Ritu Favre, Executive Vice President and General Business Manager, Global Business Units, NI.
© NI/SET / Componeers GmbH

Nach mehrjähriger strategischer Minderheitsbeteiligung hat NI im März die SET GmbH, Spezialist für Zuverlässigkeitstests von Leistungshalbleitern und für Testsysteme im Bereich Luft- und Raumfahrt, ganz übernommen. Über die Hintergründe sprachen wir mit Frank Heidemann, SET, NI und Ritu Favre, NI.

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Markt&Technik: NI und SET haben eine lange Historie miteinander. Welche Gründe haben jetzt zur kompletten Übernahme geführt und was versprechen sich die beiden Unternehmen davon?

Frank Heidemann: Wir arbeiten tatsächlich schon seit fast 20 Jahren erfolgreich zusammen und hatten in dieser Zeit natürlich die Möglichkeit, uns gut kennenzulernen. 2020 haben wir festgestellt, dass wir speziell im Luftfahrtbereich sehr gut zusammenpassen, weil wir dort auf der Plattform von National Instruments aufsetzen. Um die Technologien noch besser kombinieren zu können, haben wir uns damals entschieden, in einer Minderheitsbeteiligung enger zusammen zu arbeiten. Auch auf diesem Weg lernt man sich als Unternehmen auf beiden Seiten noch besser kennen. Mit unseren neuen Schwerpunkten Siliziumkarbid und Wide-Bandgap im Reliability Testing für Leistungshalbleiter haben sich weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit herauskristallisiert. Gemeinsam mit NI können wir diesen Markt jetzt global bedienen und unseren Kunden weltweit lokal deutlich besser helfen – angefangen vom Service über den Support bis hin zur Produktion von Testsystemen in anderen Dimensionen. Da hilft der Zusammenschluss eines kleineren Technologieunternehmens wie SET mit einem Global Player wie National Instruments sowohl uns als auch den Kunden immens.

Ritu Favre: Durch unsere Zusammenarbeit mit SET haben wir die ausgezeichnete Reputation, die technischen Fähigkeiten und die Position von SET auf dem Markt kennengelernt. Dabei haben wir festgestellt, dass die Stärken von SET unser Portfolio ideal ergänzen. Sowohl bei Testsystemen für Wide-Bandgap-Halbleiter als auch in der Validierung und Verifikation für die Luft- und Raumfahrt verfügt SET über eine Expertise, die sich sehr gut mit den Wachstumspotenzialen von NI deckt. Durch die Kombination dieser Fähigkeiten können wir unseren Kunden noch differenziertere Lösungen anbieten.

Wie ergänzen sich die Portfolios der beiden Unternehmen?

Heidemann: Tatsächlich ergänzen sich die Portfolios perfekt, denn NI ist ebenfalls in Business Units aufgeteilt, die Luftfahrt und Halbleiter beinhalten. Wir erweitern diese Portfolios gerade im Halbleiterbereich deutlich, weil es den Leistungshalbleiterbereich dort bisher gar nicht gab. Wir sind genau darauf fokussiert und bringen zusätzlich Know-how im Reliability Testing für Wide-Bandgap mit. Die Technologien und Plattformen von National Instruments nutzen wir schon ewig, technologisch passt es also auch hervorragend zusammen. In der Luftfahrt-Validierung bauen unsere System-on-Demand-Testsysteme auf der Plattform von NI auf, sodass wir hier gemeinsam ganze Systemlösungen anbieten und durch den automatisierten Background in einer enormen Geschwindigkeit in den Markt bringen können. Das hilft natürlich, die Bandbreite auszurollen. Hier ist also ein perfekter Fit auf beiden Seiten: Einmal aus der Technologie heraus, und auch von den Business Units her, die genau diese Themen vorantreiben, auf die wir spezialisiert sind.

Frank Heidemann, SET:
Frank Heidemann, SET: "Die Kombination von National Instruments und SET hat mehrere Aspekte, die dem Markt enorm helfen. "
© NI / SET

Wo sehen Sie das größte Marktpotenzial, das sich aus der Kombination von NI und SET ergibt?

Heidemann: Die Kombination von National Instruments und SET hat mehrere Aspekte, die dem Markt enorm helfen. Zum einen die globale Präsenz von NI, die uns als SET die Möglichkeit gibt, unseren Kunden Service, Produkte und Lösungen jetzt global anzubieten. Alle großen Halbleiter- und Luftfahrtunternehmen in unserem Kundenkreis haben Präsenzen auf der ganzen Welt, und wir müssen in der Lage sein, sie dort zu bedienen, wo sie sind. National Instruments als großer Partner gibt uns die Möglichkeit, genau das zu tun. Es ist also ein großer Vorteil für unsere Kunden, dass wir nun global präsent sind und ihnen ein anderes Service-Level anbieten können. Auf der anderen Seite bringen wir als SET Leuchtturm-Technologien mit, die NI in sein Portfolio aufnimmt und uns mit enorm starken Entwicklungsmöglichkeiten und Technologien dabei unterstützt, diese Lösungen noch besser zu machen.

Ritu Favre, NI:
Ritu Favre, NI: »Am einfachsten lässt sich die Zusammenarbeit als eine strategische Kombination betrachten, bei der NI seine globale Präsenz einbringt und SET seine technische Kompetenz und Anwendungswissen beisteuert.«
© NI / SET

Favre: Am einfachsten lässt es sich als eine strategische Kombination betrachten, bei der NI seine globale Präsenz einbringt und die Möglichkeit, Kunden auf der ganzen Welt zu betreuen und zu unterstützen, und SET seine technische Kompetenz und sein Anwendungswissen beisteuert.

Welche Entwicklungen erwarten Sie für Ihre Zielmärkte und wie können Sie davon profitieren?

Heidemann: Die zwei Zielmärkte, in denen wir uns bewegen, sind zum einen Validierung und Verifikation im Luftfahrtbereich und das Reliability- und End-of-Line-Testing im Leistungshalbleiterbereich. Der Leistungshalbleitermarkt wächst speziell bei Siliziumkarbid und Wide-Bandgap im Moment jährlich je nach Quelle um 36 bis 49 Prozent – das ist ein enormes Wachstum, das aktuell tatsächlich nur von der Materialverfügbarkeit am Markt limitiert wird. Und hier wachsen wir mit, denn wo mehr Bauteile benötigt werden, ist auch mehr Qualifikation erforderlich.

Auf der anderen Seite sehen wir einen Luftfahrtmarkt, der in der Pandemie enorme Verluste hinnehmen musste und jetzt zwar ein enormes Aufholwachstum zeigt, gleichzeitig aber auch enorm viel Know-how verloren hat in dieser Zeit. Es gibt ein großes Vakuum an Know-how in der Validierung im Testbereich, und genau da können wir unseren Kunden gemeinsam mit NI helfen, dieses Leakage auszugleichen mit unserer Technologieplattform, der Produktbandbreite und einem weltweiten Service. Beide Märkte wachsen im Moment deutlich, und wir sind sehr zuversichtlich, dass wir mitwachsen können.

Favre: Gemeinsam mit SET wollen wir unser Angebot skalieren und erweitern, um Kunden im Bereich der Leistungshalbleiter zu unterstützen, während sie selbst die Wachstumskurve durchlaufen. Ein Großteil des Wachstums im Bereich der Leistungshalbleiter wird durch Anwendungen in der Automobilindustrie getrieben, wo NI ebenfalls über eine starke Präsenz und enge Kundenkontakte verfügt. Einige der Kunden, die an Leistungshalbleiter-Anwendungen arbeiten, sind keine traditionellen Halbleiterhersteller, sondern Tier-1-Supplier und OEMs aus der Automobilbranche. Für sie können wir die Markteinführungszeit für kritische, hochdifferenzierte Lösungen verkürzen und die Qualifizierung neuer Leistungshalbleiter auf Basis von Siliziumkarbid für die Automobilindustrie sicherstellen. Das Gleiche gilt für den Luft- und Raumfahrtsektor, wo wir seit langem eine Basisplattform anbieten und unser Angebot nun zusammen mit der Plattform der SET auf die Entwicklung von Gesamtsystemen ausweiten können.


  1. »Es ist ein ‘Perfect Fit‘ für alle Beteiligten«
  2. Wie geht es nun weiter mit SET?

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