Unternehmen stellen aktuell selektiver ein – gute Karten haben hochqualifizierte Spezialisten. Ein Blick auf aktuelle Gehaltsdaten und Markttrends gibt Aufschluss darüber, welche Entwicklungen sich abzeichnen und wie Fachkräfte darauf reagieren können.
Laut einer aktuellen Erhebung und Analyse von über 1.000 Gehaltsdatensätzen aus Entwicklung und Vertrieb durch SchuhEder Consulting variieren die Einkommen in der Elektronikbranche erheblich. »Das Nord-Süd-Gefälle ist deutlich spürbar, wobei strukturschwache Regionen tendenziell niedrigere Gehälter bieten«, erklärt Nadja Eder, Geschäftsführerin von SchuhEder Consulting.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Unternehmensgröße. Großkonzerne zahlen in der Regel höhere Gehälter als mittelständische Unternehmen oder Start-ups. Zudem beeinflussen Branchenspezialisierung und individuelle Qualifikationen das Einkommen erheblich.
Trotz des anhaltenden Fachkräftemangels zeigen sich Unternehmen bei Neueinstellungen generell zurückhaltender als in den Vorjahren. »In wirtschaftlich unsicheren Zeiten besetzen Unternehmen offene Stellen selektiver und suchen gezielt nach 150-Prozent-Kandidaten«, erklärt Nadja Eder. Insbesondere für Schlüsselpositionen legen Arbeitgeber zunehmend Wert auf eine Kombination aus technischer Expertise und unternehmerischem Denken.
Dies bedeutet für Bewerber, dass die Anforderungen an ihre Profile steigen. Wer sich beruflich weiterentwickeln möchte, sollte neben fachlicher Spezialisierung auch auf erweiterte Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, interdisziplinäres Denken und den souveränen Umgang mit neuen Technologien setzen.
Ein Trend, der sich abzeichnet, ist die zunehmende Bedeutung der Employability – also der langfristigen Beschäftigungsfähigkeit. »Es geht nicht nur darum, heute einen Job zu haben, sondern auch darum, in fünf oder zehn Jahren noch gefragt zu sein«, so Eder. Arbeitgeber achten daher vermehrt darauf, ob Bewerber offen für neue Technologien sind und kontinuierlich an ihren Fähigkeiten arbeiten. Besonders künstliche Intelligenz verändert die Anforderungen an Ingenieure grundlegend. »Wer KI als Werkzeug versteht und für sich nutzt, wird künftig klar im Vorteil sein.«
Die Arbeitswelt hat sich seit der Pandemie stark verändert, doch der anfängliche Hype um Remote Work scheint sich wieder zu relativieren. Während viele Unternehmen während der Pandemie auf Homeoffice gesetzt haben, ist derzeit ein Trend zur Rückkehr ins Büro spürbar. »Viele Unternehmen wollen den Teamzusammenhalt und die Unternehmenskultur wieder stärken und setzen daher vermehrt auf Präsenzzeiten«, sagt Nadja Eder.
Dennoch bleibt Remote Work ein wichtiger Faktor, insbesondere für Fachkräfte, die in Regionen mit begrenztem Arbeitsplatzangebot leben. Hybride Modelle, die eine Kombination aus Homeoffice und Büropräsenz ermöglichen, setzen sich zunehmend durch. Bewerber sollten sich allerdings darauf einstellen, dass rein remote arbeitende Positionen seltener werden.
Die Elektronikbranche bietet nach wie vor hervorragende Karriereperspektiven, insbesondere für Ingenieure mit Entwicklungshintergrund. »Wer in der Entwicklung startet, hat viele Optionen. Der Weg in den Vertrieb oder ins Management steht offen, während der umgekehrte Weg oft schwieriger ist«, so Eder. Fachkräfte, die sich in Wachstumsfeldern wie Automatisierung, erneuerbare Energien oder Medizintechnik spezialisieren, können langfristig von stabilen Arbeitsplätzen und attraktiven Gehältern profitieren.
Allerdings raten Experten zur strategischen Karriereplanung. Häufige Jobwechsel können sich negativ auf die Karriere auswirken. »Wer in kurzer Zeit mehrere Wechsel ohne klare Begründung im Lebenslauf hat, riskiert als unloyal und unverbindlich, den Anforderungen nicht gerecht werdend, wahrgenommen zu werden«, warnt Eder. Der Glaube daran, dass engagierte Mitarbeiter die Früchte ihrer Arbeit ernten und dazu auch schwierige Phasen meistern können müssen, bleibe unerschütterlich. Unternehmen achten außerdem laut Eder zunehmend auf Stabilität und hinterfragen die Wechselmotivation ihrer Bewerber.
Berufliche Netzwerke spielen eine zunehmende Rolle. Frauen-Netzwerke im Ingenieurwesen gewinnen dabei an Bedeutung, bieten aber in erster Linie einen Austausch und keine direkte Karriereförderung. »Ein Netzwerk allein bringt keinen Karriereschub – wer sich aktiv engagiert und Kontakte nutzt, kann jedoch davon profitieren«, erklärt Eder.
Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Lernbereitschaft gewinnen weiter an Bedeutung. In Zeiten des technologischen Wandels sind sie für manche ausschlaggebender als rein technisches Wissen. »Ingenieure, die sich auf Routinen verlassen und nicht offen für neue Entwicklungen sind, werden es künftig schwerer haben.«
Regionale Unterschiede:
Höhere Gehälter durch Spezialisierung:
Experten für IoT oder Cybersecurity verdienen bis zu 16 % mehr als in klassischen Entwicklungsrollen.
Exemplarische Gehälter mit hohem variablem Anteil: