Die deutsche Verteidigungsindustrie soll massiv wachsen – doch nicht nur der Bundeswehr fehlt der Nachwuchs. Das könnte zum Bremsklotz für den Rüstungsaufbau werden, denn besonders gefragt sind Ingenieure - vor allem für Embedded Systems, Kommunikationstechnik und Systems Engineering.
Der ohnehin knappe Bewerberpool wird durch strukturelle Vorgaben weiter geschrumpft - zum Beispiel durch vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfungen von Kandidaten. Zahlreiche internationale Studierende – unter anderem aus China – sind in technischen Studiengängen zwar stark vertreten, kommen jedoch nicht an der Staatenliste des Bundesministeriums des Innern vorbei, das 26 Staaten blacklistet. Sie entfallen damit ebenfalls für sicherheitskritische Projekte. »Sicherheitsauflagen und Herkunftsbeschränkungen sortieren viele Kandidaten direkt aus«, weiß Personalberaterin Eva Brückner.
Tatsächlich stammen viele internationale Studierende in Deutschland aus der Volksrepublik. In manchen kleineren technischen Fakultäten tragen sie sogar maßgeblich dazu bei, dass Studiengänge überhaupt noch angeboten werden können.
Der hiesige Arbeitsmarkt profitiert davon jedoch nur begrenzt: Die Mehrheit der chinesischen Absolventinnen und Absolventen kehrt nach dem Abschluss in die Heimat zurück, wie VDE-Erhebungen zeigen.
Hinzu kommt: Für sicherheitsrelevante Branchen wie die Verteidigungsindustrie scheiden sie ohnehin weitgehend aus. Chinesische Staatsangehörige stehen sicherheitspolitisch unter besonderer Beobachtung und fallen unter die sogenannte »Staatenliste« nach § 13 Sicherheitsüberprüfungsgesetz (SÜG).
Diese Liste nennt Länder, bei denen aus deutscher Sicht ein erhöhtes Risiko für Einflussnahme, Spionage oder Anwerbung besteht. Wer enge persönliche Kontakte in diese Staaten pflegt, muss dies im Rahmen einer Sicherheitsüberprüfung angeben. Ziel ist es, mögliche Abhängigkeiten, Erpressbarkeit oder Druckmittel ausländischer Stellen frühzeitig zu erkennen. Die Einstufung wird regelmäßig überprüft und kann sich ändern.
Gleichzeitig sinkt das Interesse des Nachwuchses weiter. Laut VDE decken Hochschulabsolventen momentan nur rund 50 % des altersbedingten Ersatzbedarfs in der Elektrotechnik. Politik und Industrie erwarten, dass sich auch zivile Fakultäten stärker in Richtung Verteidigung öffnen.
Hochschulen wie die in München reagieren bereits: Prodekan Benjamin Kormann richtet seine Fakultät strategisch auf die Zeitenwende aus. »Die neue Offenheit in Bayern ermutigt uns, aber es bleibt die Herausforderung: Forschung verlangt Publikationen, Verteidigung verlangt Geheimhaltung. Das muss man sauber regeln.«
Auch Unternehmen passen sich an. Der Embedded-Spezialist iesy plant, bis 2027 rund drei Viertel seines Umsatzes im Defence-Bereich zu erzielen. Der Einstieg ist komplex – aber zunehmend alternativlos.
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