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Mutig gegen das Impostor-Syndrom

18. März 2025, 15:50 Uhr | Corinne Schindlbeck
Auf dem Podium (v.l.n.r.) diskutierten Angela Raguse, Fraunhofer IIS, Stefani Eisele, Altera, Nadja Eder, Schuh-Eder Consulting, Paige West, Electronic Specifier, Helen Duncan, Blueshift Memory und Sakshi Madaan, Anders Electronics.
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#women4ew: Ingenieurinnen teilten auf der embedded world ihre Erfahrungen und gaben wertvolle Tipps für mehr Sichtbarkeit und Selbstbewusstsein. Die Botschaft: Steht euch nicht so oft selbst im Weg – durch Selbstzweifel, Zurückhaltung oder mangelnde Präsenz.

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Sprecherin Sakshi Madaan, Expertin für IoT, KI und Embedded Systems bei Anders Electronics (ganz rechts): »Ich stelle mich vor den Spiegel und sage: Sakshi, du kannst das!«  
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Wie tief verwurzelte Rollenklischees früher ihren Arbeitsalltag bestimmten, daran erinnerte die Ingenieurin für Computerwissenschaften und LinkedIn-Influencerin Jessica Fritz (VDMA) in einem viel kommentierten Post: »Sie haben als Frau die schönere Handschrift, machen Sie das Protokoll.« Oder: »Wenn Ihr Rock kürzer gewesen wäre, dann wäre keine Diskussion entstanden.« Was raten erfahrene Ingenieurinnen, um nicht in Klischeefallen zu tappen? Die Diskussion auf der embedded world, moderiert von Paige West von Electronic Specifier, zeigte: Frauen können und sollten vor allem aktiv gegensteuern.

Stefani Eisele von Altera brachte es sehr pragmatisch auf den Punkt: »Wenn ihr übergangen wurdet und denkt ‚Warum nicht ich?‘ – dann stellt genau diese Frage in der großen Runde.« Ihre Empfehlung: Emotionen nicht runterschlucken, sondern als Antrieb nutzen. »Nicht leise bleiben, sondern sichtbar sein! Niemand wird einen fördern, wenn man selbst nicht klar sagt, was man will.«

Helen Duncan, CEO von Blueshift Memory, sprach in ihrer Keynote »The non-linear career – taking an unconventional route to become CEO« über ihren mäandernden Karriereweg durch Technik, Technik-PR und Journalismus und das allgegenwärtige Impostor-Syndrom. »Viele denken, sie seien nicht gut genug – aber das ist völliger Quatsch! Wir sitzen hier, weil wir es können.« Ihr Appell: Netzwerke aktiv nutzen und sich bewusst machen, dass Selbstzweifel oft irrational sind.

Der richtige Mindset: Fehler als Lernchance sehen

Auch Sakshi Madaan, Expertin für IoT, KI und Embedded Systems bei Anders Electronics, ist nicht immer frei von Selbstzweifeln. Sie hatte das Glück, einen (männlichen) Mentor an der Seite gehabt zu haben, der ihr den Spiegel vorhielt. Sie betont die Kraft der Selbstmotivation: »Ich stelle mich vor den Spiegel und sage: Sakshi, du kannst das!« Ihr wichtigster Tipp: Keine Angst vor Fehlern. »Männer machen genauso Fehler – sie gehen nur anders damit um. Fehler sind kein Problem, sondern Teil des Lernprozesses.«

Also liegt es vor allem an den Frauen? Natürlich tragen auch Unternehmen Verantwortung. Frauen stellen 50 % der Bevölkerung – und damit auch 50 % der potenziellen Kunden. Einige Branchen, wie die deutsche Automobilindustrie, haben bereits gezielt mehr Frauen in technische und leitende Positionen geholt – mit messbarem Erfolg. In der Elektronik ducken sich viele Firmen noch weg: »Wir würden ja gerne, aber es gibt ja keine«. Henne oder Ei? Mehr Frauen in MINT-Berufe bringen – und das schon frühzeitig, lautet der Appell.

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Im Anschluss an die Podiumsdiskussion in Halle 2 ging es bei Snacks und Getränken ans Netzwerken.  
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Homeoffice: Hindernis für die Karriere?

Ein weiteres kontroverses Thema war das Arbeiten im Homeoffice. Angela Raguse vom Fraunhofer IIS warnte: »Wenn ich nur zu Hause bin, verpasse ich informelle Gespräche und spontane Lernmomente.« Ihre Empfehlung: Eine bewusste Balance zwischen Homeoffice und Präsenz. Flexibilität sei ein angenehmer Vorteil – aber nur, wenn sie nicht zur Unsichtbarkeit führt.

Zum Abschluss des #women4ew-Forums war die Botschaft klar: Frauen haben in der Embedded-Industrie viele Möglichkeiten – aber sie müssen sie auch nutzen. Selbstbewusstsein, Netzwerke und gezielte Förderung sind entscheidend für den Erfolg. Oder wie es Helen Duncan und Sakshi Madaan sinngemäß formulierten: »Wir sind hier, weil wir etwas können – also sollten wir uns auch so verhalten.« 
 


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