»Extrem, daher 10«: Die volle Punktzahl auf der Dringlichkeitsskala vergibt Nicole Jahn, Director Human Resources Europe bei Analog Devices. »Wir haben große Probleme, vor allem junge Ingenieure und Absolventen zu finden.« Der Recruiting-Aufwand hinsichtlich Visa und Hilfe bei der Wohnungssuche sei stellenweise enorm, da man für die Stellenbesetzung auf Bewerberinnen und Bewerber aus dem Ausland zurückgreife.
Bianca Mastnak von Recom sieht die aktuelle Fachkräftesituation ebenfalls bei einer glatten 10, eine »brandaktuelle Aufgabe«. Sie hat aktuell acht freie Stellen. Fachkräfte zu finden sei schwieriger als Kandidaten für Lehr- und Einsteigerpositionen, erklärt sie. Während es früher gereicht hat, Stellenanzeigen zu veröffentlichen, müsse man heute aktiv auf die Suche gehen, was sehr zeitaufwendig sei und rund die Hälfte des Recruiting-Prozesses ausmache. Aber andernfalls würden die Stellen nur »mit hoher Zeitverzögerung« besetzt werden können. Im Moment gehe es vor allem auch darum, Personal zu behalten. Dazu setzt Mastnak »trotz der betriebsinternen Auslastung unter anderem durch Corona-Themen« auf neue Projekte, die den Mitarbeitern einen Mehrwert böten, wie etwa aktuell eine Zeitbuchungs-App und ein interaktives Intranet-Tool.
Die »Great Resignation« fürchtet auch Thomas Dudenhöffer, Personalchef von TTI: »Beschäftigte sind zum wohl nahenden Ende der Pandemie deutlich offener für einen Wechsel und hinterfragen ihre aktuelle Situation«, so Dudenhöffer. Das erhöhe einerseits »nochmals die Anforderungen an die Bindung«. Andererseits: »Stimmt die Bindung nicht, liegt darin auch eine Rekrutierungschance«. Aktuell könne TTI noch alle offenen Stellen besetzen – allerdings nur mit gesteigertem Aufwand, »und die Zeiträume bis zur Besetzung werden länger«, so Dudenhöffer. Man nutze daher »alle gängigen Rekrutierungskanäle intensiv«.