11.000 fehlende Elektroingenieure

Wie die Branche die Lücke schließen will

10. März 2022, 11:27 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Spezialisten spielen die gesamte Klaviatur

Die Zeit, als klassische Stellenanzeigen zur Personalsuche ausreichten, ist auch für Rohde & Schwarz vorbei. In der Personalabteilung spielt ein Team aus Spezialisten die gesamte Klaviatur, von Active Sourcing und Recruiting über University Relations bis hin zu Employer Branding. Dazu kommen neue Formate wie Tech Talks, Podcast-Serien und weitere, auf den Nachwuchs gemünzte Angebote. Zugleich, so Holger Schötz, gilt es die Basis für all das zu pflegen, das Arbeitsumfeld mit spannenden technischen Aufgaben, die Unternehmenskultur, in der man sich nicht nur entfalten, sondern auch weiterentwickeln könne. Das beste Marketing sei schließlich nichts wert, wenn der neu gewonnene Mitarbeiter nicht bleiben wolle, weil der erste gute Eindruck nicht nachhaltig war, sondern nur Politur.

Mittelfristig, so befürchtet Schötz, werde das Problem wohl noch größer werden (»10«), denn »wir nehmen vor allem im Nachwuchsbereich eine reduzierte Anzahl geeigneter Bewerberinnen und Bewerber wahr«. Ein Problem, das sich nicht von heute auf morgen lösen lassen wird, sondern neue, gemeinsame Ansätze von Politik, Bildung und Industrie erfordere: »Die aktuellen Berichte geben massiv Grund zur Sorge.« 

Katrin Magnussen, Teamleader Recruiting bei Würth Elektronik eiSos, kann derzeit »überwiegend und mit einem entsprechenden zeitlichen Vorlauf« die offenen Stellen besetzen, kaufmännische schneller als technische. Man müsse dazu allerdings auch neue Wege gehen, sagt die Personalerin und beschreibt die Vorgehensweise: Wo und wie werde ausgeschrieben? Wie gehe man auf die Personen zu?

»Jeder Schritt im Bewerbungsprozess muss auf die Zielgruppe ausgerichtet sein«, erklärt sie. Bewerber müssten zunehmend direkt angesprochen werden, man versuche »trotz Corona« eine persönliche Beziehung im Bewerbungsprozess aufzubauen, denn »das macht den Unterschied«, erklärt Magnussen. Maria Böcker leitet die Ausbildung bei Würth Elektronik eiSos, ein wichtiger Bereich für die Waldenburger, weil das Unternehmen offene Stellen bevorzugt aus den eigenen Reihen besetzt. Sie macht ähnliche Erfahrungen wie Schötz: »Besonders im Bereich der Young Talents verzeichnen wir einen Rückgang an Bewerbungen«, sagt sie.

Woran liegt es? Böcker vermutet, dass es an der Corona-bedingten fehlenden Präsenz auf Messen und Berufsinfotagen liegen könnte. Auch beim Tag der offenen Tür in Schulen sowie Hochschulen sei man normalerweise präsenter. Bewerbertrainings an Schulen, mit denen Würth Elektronik kooperiert, können aktuell ebenfalls nicht stattfinden, »das ist sehr schade«. Man steuere mit Social Media, so gut es geht, dagegen. Ihr Chef Arnt Stumpf, Personalleiter bei Würth Elektronik eiSos, wählt auf der Fachkräfte-Dringlichkeitsskala aktuell die 8. Und setzt auf Mitarbeiterbindung und Ausbildung aus den eigenen Reihen. »Die Mitarbeitenden langfristig an unser Unternehmen zu binden erfordert viel Begleitung, Kommunikation und ein echtes Interesse an Menschen«, erklärt Stumpf. 

 


  1. Wie die Branche die Lücke schließen will
  2. Volle Punktzahl auf der Dringlichkeitsskala
  3. Spezialisten spielen die gesamte Klaviatur
  4. Sind Personalberater also die Profiteure des Bewerbermarktes?
  5. Rufe nach der Politik werden laut 
  6. Am Ende geht es darum, die technologiegetriebene Industrie zu erhalten
  7. Was können die Unternehmen selbst noch tun?

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