Gregg Lowe, CEO von Cree und Wolfspeed

»Wolfspeed ist nicht mehr unser hässliches Entlein«

25. Juni 2018, 14:00 Uhr | Ralf Higgelke
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»Unsere Herausforderungen bei Lighting sind selbstverschuldet«

Welche Herausforderungen haben sich bei den traditionellen Geschäftsfeldern Lighting und LED gezeigt? Sind Sie mit einigen Ihrer Kunden mit LEDs in Konflikt geraten, da Cree auch Leuchtmittel fertigt, also in unmittelbarem Wettbewerb zu diesen steht?

Beim Thema Lighting ging es nicht so sehr um den Wettbewerbsaspekt, sondern um selbstverschuldete Schwierigkeiten. Durch Qualitäts- und Zuverlässigkeitsprobleme haben wir uns unsere eigenen Sorgen geschaffen. Unser Fokus im Bereich Lighting ist also sehr einfach: Wir wollen diese Punkte korrigieren, und das haben wir größtenteils bereits geschafft. Und der nächste Schritt besteht darin, die Fertigung der Bereiche LED und Wolfspeed zusammenzufassen, sodass wir einen Teil der Produktionskapazitäten in Richtung Wolfspeed verlagern können. Wie Sie sehen, geht es darum, das Geschäftsfeld Wolfspeed auszubauen.

Als Sie Freescale nach der Fusion mit NXP im Jahr 2015 verließen, sagten Sie, die beste Strategie und die besten Produkte reichten nicht, um erfolgreich zu sein. Man müsse sich mit jedem einzelnen Mitarbeiter persönlich austauschen. Sie sagten, sie müssten stolz auf ihre Arbeit sein. Ist das wieder ein großer Teil Ihrer Turn-around-Strategie bei Cree?

Gleich in der allerersten Woche bei Cree befragte ich alle unsere Beschäftigten. Ich erkundigte mich bei ihnen, was ihnen an der Firma gefalle, was nicht, und was sie ändern würden. Ein Großteil unserer Aktivitäten im Moment konzentriert sich darauf, mit unseren Mitarbeitern zu sprechen und ihnen zuzuhören. Ich wünsche mir eine Führungskultur, die darauf ausgerichtet ist, unseren Mitarbeitern die Richtung vorzugeben und Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit sie Großartiges vollbringen können.

Die ersten Früchte dieser Bemühungen lassen sich bereits erkennen. Die Zahl der Austritte aus Cree nimmt ab. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber innerhalb kürzester Zeit sind viele unserer Mitarbeiter begeistert von dem, was wir tun; und immer mehr von ihnen engagieren sich für das, was wir tun. Wir waren sehr ehrlich zu ihnen, was die Neuausrichtung des Unternehmens betrifft.

Ich glaube zutiefst, dass eine gute Strategie nicht ausreicht. Man braucht Mitarbeiter, die motiviert, begeistert und stolz auf ihre Arbeit sind.

Haben Sie ein paar neue Leute eingestellt?

Ja, wir haben mehrere neue Führungskräfte gewinnen können. Alle kamen aus der Halbleiterindustrie, zum Beispiel von Texas Instruments, Freescale und Analog Devices.

Da der Umsatz sinkt, sinken auch die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, da sie fix zehn Prozent des Umsatzes betragen. Denken Sie, dass Sie den Anteil der dieser Aufwendungen erhöhen müssen?

Wenngleich sich der Prozentsatz nicht unbedingt ändert, werden die absoluten Ausgaben für Forschung und Entwicklung mit dem Wachstum von Wolfspeed steigen. Auch das Verhältnis der F&E-Aufwendungen zwischen den drei Geschäftsbereichen bei Cree wird sich ändern, da Wolfspeed die beiden anderen Segmente vom Umsatz her überholen wird. Um ganz konkret zu werden: Wenn wir den Umsatz von Wolfspeed vervierfachen, vervierfachen wir auch deren Aufwendungen für Forschung und Entwicklung.

Meinen Sie, dass es gut oder schlecht war für Cree, die Übernahme von Wolfspeed durch Infineon rückgängig zu machen?

Für Cree war das absolut fantastisch. Mit Wolfspeed als Teil von Cree ergeben sich enorme Wachstumsperspektiven. Wenn Sie sich erinnern, bei Vertragsabschluss im August 2016 waren Elektroautos nicht wirklich präsent. Wolfspeed zu verkaufen war damals keine schlechte Idee. Doch wir sind sehr glücklich, dass es nicht geklappt hat, denn jetzt haben wir große Wachstumsmöglichkeiten.

Cree und Wolfspeed haben im Laufe der letzten Jahre selbst einige Übernahmen getätigt. Ich erinnere mich an die Übernahme des Modulspezialisten APEI und erst kürzlich an das HF-Geschäft von Infineon. Sind Sie auf der Suche nach weiteren Akquisitionen?

Schon in der Vergangenheit haben wir gezeigt, dass wir unser Geschäftsvolumen durch Akquisitionen ausbauen wollen, und ich gehe davon aus, dass Übernahmen auch in Zukunft ein Teil unserer Strategie sein werden.

Was die im März 2018 verkündete Übernahme des HF-Geschäfts von Infineon betrifft, so sind wir dabei, diese noch zu »verdauen«. Bis dato haben wir gute Arbeit geleistet, dieses Team bei Cree zu integrieren. Alle bisherigen Infineon-Mitarbeiter haben bei uns unterschrieben und sind begeistert, ein Teil von Cree zu sein.

Warum haben Sie das HF-Geschäft von Infineon eigentlich übernommen?

Galliumnitrid auf Siliziumkarbid bietet eine ausgezeichnete Entwicklungsmöglichkeit bei der Mobilfunkinfrastruktur, angefangen bei 4G und natürlich auch bei 5G. Wolfspeed ist bereits ein starker Anbieter von GaN-Technologie, aber wir hatten nicht die erforderliche Packaging-Technologie im Haus. Infineon jedoch verfügt über diese zukunftsweisende Gehäusetechnologie, die für HF sehr wichtig ist. Damit können wir nun diese beiden Kernkompetenzen zusammenführen und unseren Kunden eine Komplettlösung für ihre HF-Leistungsanwendungen anbieten.

Ich erinnere mich, als ich vor zwei Jahren mit John Palmour, dem CTO von Wolfspeed, über den Spin-out von Wolfspeed sprach. Er meinte, dies gebe Wolfspeed die Möglichkeit, selbst Geld einzusammeln. Aber am Ende ist Wolfspeed nicht an die Börse gegangen und ist heute immer noch ein hundertprozentiger Teil von Cree. Beabsichtigen Sie erneut einen Börsengang von Wolfspeed?

Unser Fokus liegt jetzt darauf, das Geschäft voranzubringen. Wir sind davon überzeugt, dass wir Wolfspeed binnen vier Jahren organisch vervierfachen können, Zukäufe könnten Teil der Strategie sein. Aber einen Börsengang von Wolfspeed kann ich mir im Moment nicht vorstellen.


  1. »Wolfspeed ist nicht mehr unser hässliches Entlein«
  2. »Unsere Herausforderungen bei Lighting sind selbstverschuldet«
  3. Wachstum bei Siliziumkarbid limitiert durch die Verfügbarkeit von Rohwafern

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