Gregg Lowe, CEO von Cree und Wolfspeed

»Wolfspeed ist nicht mehr unser hässliches Entlein«

25. Juni 2018, 14:00 Uhr | Ralf Higgelke
Gregg Lowe (links), CEO von Cree und Wolfspeed, traf sich auf der PCIM Europe 2018 mit dem DESIGN&ELEKTRONIK-Redakeur Ralf Higgelke.
© WEKA Fachmedien

Wolfspeed ist der kleinste Teil von Cree, dominiert von den größeren Brüdern Beleuchtung und LED. Aber Gregg Lowe, der neue CEO, ist entschlossen, dieses hässliche Entlein in einen schönen Schwan zu verwandeln. Auf der PCIM sprachen wir mit ihm darüber sowie über die SiC-Transistoren der Zukunft.

DESIGN&ELEKTRONIK: Herr Lowe, seit Ende September 2017 sind Sie der neue CEO von Cree. Was ist Ihre Mission?

Gregg Lowe: Mit unserer Siliziumkarbid- und Galliumnitrid-Technologie haben wir eine unglaubliche Chance, die Leistungselektronik dramatisch zu verändern. Von einer hohen Warte aus betrachtet ist es unsere Vision, mit Siliziumkarbid in Bezug auf Silizium das Gleiche zu erreichen, was vor 30 Jahren CMOS in Bezug auf die Bipolar getan hat. Wir wollen die Leistungselektronikbranche von Silizium auf Siliziumkarbid umstellen.

Wir haben nun den Zeitpunkt erreicht, an dem sich der Einzug von Siliziumkarbid – getrieben vor allem von Elektrofahrzeugen, erneuerbaren Energien wie Photovoltaik sowie 4G- und 5G-Basisstationen – stark beschleunigt. Ich finde, wir leben in besonders interessanten Zeiten für die Leistungselektronik, besonders wenn man sich in Siliziumkarbid befindet.

Beschreiben Sie bitte die wirtschaftliche Situation von Cree und Wolfspeed, als Sie das Ruder übernommen haben.

Es gibt drei Unternehmensbereiche. Der größte Geschäftszweig ist Lighting, gefolgt von der LED-Sparte, und der kleinste ist Wolfspeed, der Power- und HF-Teil von Cree, mit rund 220 Millionen US-Dollar Umsatz im Geschäftsjahr 2017. (Lighting lag bei rund 700 Millionen, LED bei etwa 550 Millionen; Anm. d. Red.)

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Gregg Lowe, Cree, Wolfspeed, PCIM 2018
Bis 2022 soll Wolfspeed (WS) innerhalb des Cree-Konzerns vom kleinsten zum größten Geschäftsbereich werden (Umsatz in Mio. US-Dollar).
© Cree

Innerhalb von nur vier Jahren wollen wir Wolfspeed zum größten Geschäftsfeld von Cree machen. Ziel ist es, den Umsatz bis 2022 auf rund 850 Millionen Dollar zu vervierfachen!

Das erinnert mich an das hässliche Entlein, das sich schließlich in einen schönen Schwan verwandelt.

Ich mag Ihr Bild. Der Fokus unseres Unternehmens hat sich völlig verändert. Es nutzt die Wachstumsmöglichkeiten, die wir mit Siliziumkarbid haben.

Da Lighting und LED immer mehr zum Massenmarkt werden, wird die Leistungselektronik das Wachstum des Gesamtkonzerns vorantreiben, oder?

Ganz gewiss. Wie ich bereits sagte, befinden wir uns an einem Wendepunkt, an dem die Nachfrage nach Siliziumkarbid explosionsartig ansteigt. Alle großen Automobilhersteller haben Investitionen in Höhe von über 100 Milliarden US-Dollar verkündet, um den Antriebsstrang von einem Verbrennungsmotor auf einen Elektroantrieb umzustellen.

Soviel ich weiß, ist der Kostenfaktor Nummer eins bei einem Elektrofahrzeug die Batterie. Mit Siliziumkarbid können Automobilhersteller also die Batterie für die gleiche Reichweite verkleinern oder die Reichweite mit gleicher Batterie vergrößern. Dies ist ein sehr offensichtlicher Mehrwert.

Lassen Sie uns kurz über die Geschäftszahlen sprechen. In den letzten drei Geschäftsjahren sank der Umsatz von 1,6 Milliarden auf 1,4 Milliarden US-Dollar und erzielte im Geschäftsjahr 2017 einen Nettoverlust von fast 100 Millionen US-Dollar. Und wenn ich die Ergebnisse der ersten drei Quartale des Geschäftsjahres 2018 und die Prognose für das vierte Quartal zusammenzähle, komme ich auf einen Jahresumsatz von etwa 1,4 bis 1,5 Milliarden. Was sagen Sie dem Verwaltungsrat und Ihren Aktionären diesbezüglich?

Wir sind sehr offen mit unseren Anteilseignern, unserem Verwaltungsrat und unseren Mitarbeitern umgegangen: Im Mittelpunkt des Turn-arounds steht das Wachstum von Wolfspeed. Damit wird der Anteil von Wolfspeed am Gesamtumsatz steigen. Zusätzlich hat Wolfspeed einen höheren Bruttoertrag und einen höheren Reingewinn, was uns wiederum helfen wird, die Ertragskraft zu verbessern. Letztendlich soll der Umsatz im Jahr 2022 bei rund 2,4 Milliarden US-Dollar und der operative Ergebnisanteil bei rund 20 Prozent liegen, eine deutliche Steigerung der Rendite.

Bislang sind unsere Anleger davon begeistert. Wir haben ihnen gesagt, dass Wolfspeed im Jahr 2022 rund 850 Millionen US-Dollar Umsatz haben wird, Lighting rund 700 Millionen und LEDs rund 800 Millionen. Und unsere Kunden sind begeistert, denn wir investieren und erweitern unsere Kapazitäten bei Siliziumkarbid.


  1. »Wolfspeed ist nicht mehr unser hässliches Entlein«
  2. »Unsere Herausforderungen bei Lighting sind selbstverschuldet«
  3. Wachstum bei Siliziumkarbid limitiert durch die Verfügbarkeit von Rohwafern

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