Interview mit Marie-Pierre Ducharme

»Medizintechnik macht für Mouser doppelt Sinn«

14. März 2025, 11:00 Uhr | Von Ute Häußler
© Mouser

Die Medizintechnik boomt, und auch Mouser Electronics setzt auf den Wachstumsmarkt. Im Interview erklärt Marie-Pierre Ducharme, wie Medtech-Hersteller vom großen Portfolio und spezialisierten Ressourcen profitieren – für innovative Produktentwicklungen von der ersten Idee bis zur Markteinführung.

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Mouser bietet als Elektronik-Distributor Komponenten für viele Branchen. Wie kam es zur spezifischen Ausrichtung auf die Medizintechnik?

Marie Pierre Ducharme: Die Entscheidung für den Ausbau der Medizintechnikentwicklung war unsererseits nur folgerichtig: Wir arbeiten mit sehr vielen Herstellern zusammen, die bereits einen Fokus auf die Medizinelektronik legen. Dazu kommt, dass neue Medtech-Designs sich großteils aus bekannten Komponenten zusammensetzen, die wir im Portfolio oder auf Lager haben: also beispielsweise Sensoren und Mikrocontroller, passive und elektromechanische Bauteile oder auch Steckverbinder. Wir sind auf den Bauelementevertrieb spezialisiert und merken, dass der Medical-Markt stark wächst und viele Möglichkeiten bietet. Selbst in dem für die Elektronikbranche sehr schwierigen Jahr 2024 haben wir in der Medizintechnik Wachstum gesehen und tolle Kunden und Projekte gewonnen.

Zusätzlich zum Business-Aspekt ist es auch spannend zu sehen, wie Medizintechnik das Leben von kranken oder älteren Menschen verbessern kann. Die Bevölkerung wird auf der gesamten Welt älter, die Medtech-Projekte machen für uns in doppelter Hinsicht »Sinn«.

Wie will Mouser den Medtech-Markt bearbeiten und Medizintechnikentwicklern zur Seite stehen?

Das A und O ist für uns die Verfügbarkeit von neuen Produkten und Technologien für Digital Health. Wir stellen Medizintechnik­ingenieuren die passende Elektronik für ihre Projekte bereit und erleichtern ihnen auch den Zugang zu Informationen über aktuelle Entwicklungen. In unserem neu aufgebauten »Medical Resource Center« stellen wir die neuartigen Technologien und Referenzdesigns vor, die die Medizin- und Gesundheitsbranche voranbringen sollen. Diese Wissensbibliothek stattet die Medtech- Entwickler mit dem nötigen technischen Wissen aus, um neue Medizinprodukte schnell, präzise und sicher auf den Markt zu bringen. Neben den Artikeln und E-Books stehen natürlich auch unsere Experten und Ingenieure für Fragen bereit.

Wie profitieren Medizintechniker von den Mouser-Services?

Medizintechnikhersteller bekommen über uns einen umfassenden Zugang zu zahlreichen Bauelementen unterschiedlichster Hersteller. Wir sind autorisierter Distributor von über 1200 Lieferanten und bieten die weltweit größte Auswahl an neuen Komponenten, Halbleitern und elektronischen Bauteilen. Und ganz wichtig: alles auf Lager und versandfertig. Wir sind NPI-Distributor, das heißt »New Product Introduction«, und stellen somit sicher, dass unsere Kunden als Erste auf neue Produkte und Technologien zugreifen können. Wir haben allein in Europa zehn Niederlassungen und unser technischer Support kann unseren Kunden in vielen Sprachen zur Seite stehen. Wir recherchieren ständig zu aktuellen technischen Herangehensweisen, arbeiten eng mit unseren Herstellern zusammen und begleiten die Ingenieure bei der Arbeit an ihren Designs. Unser Ziel ist immer, dass Entwicklungsingenieure alles bei uns finden können, was sie für ihre Medtech-Projekte brauchen.

Welche Komponenten finden Medtech-Hersteller bei Ihnen im Portfolio?

Mouser führt die branchenweit größte Auswahl an Halbleitern und elektronischen Bauteilen, da ist für medizinische Applikationen natürlich alles dabei – egal ob Netzteile für eine klassische Stromversorgung oder Chipsets für Medizin-KI. Dabei geht es auch um medizinische Spezifikationen und Anforderungen, wie beispielsweise den Berührschutz nach MOOP und MOPP, welcher Patienten und Mediziner vor elektrischen Schlägen schützen soll. Sämtliche Komponenten gibt es auch als medizintechniktaugliche Version. Wir helfen bei der korrekten Auswahl und damit auch der Einhaltung der medizinischen Normen und Zertifizierungsrichtlinien.

Im Bereich der Integration und Design-In-Services arbeiten wir derzeit mit vielen Start-ups zusammen, denn gerade in der Medizin und Gesundheit gibt es wahnsinnig viele spannende Projekte und Ideen. So können wir einerseits mit unserem Know-how helfen und andererseits auch viel ­Inspirationen für unsere Kunden gewinnen.

Welche Technologietrends sehen Sie gerade in der Medizintechnik?

Ein riesiges Potenzial liegt wenig überraschend in der künstlichen Intelligenz. Von Medizin-Chatbots über digitale Zwillinge von Organen oder Patienten bis hin zu simulierten Ärzten ist vieles vorstellbar und manches bereits Realität. KI wird Teil fast jedes Medizingeräts werden und auch die Medizinrobotik wird aus den Krankenhäusern und Pflegestationen nicht mehr wegzudenken sein. Einen großen Trend sehen wir zudem bei Brain-Computer-Interfaces, die Technologie der Gehirnschnittstellen ist in den letzten Jahren in greifbare Nähe gerückt und wir glauben, dass z. B. Schlaganfallpatienten stark davon profitieren werden.

Ein weiterer, sehr wichtiger Trend oder eher eine Notwendigkeit sind »Safety« und »Security« in der Medizinelektronik, also formale und funktionelle Sicherheit bereits auf Bauteilebene. Blockchain-Technologien können helfen, medizinische Daten und ­Patienteninformationen zu schützen. In der Medizintechnik spielen sichere Produkte und Technologien eine wichtige Rolle, um das Leben von Patienten und Menschen wirklich zu verbessern.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

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