Power Integrations unter neuer Führung

Balu Balakrishnan: »Mit 70 sollte man es als CEO gut sein lassen«

9. September 2025, 8:00 Uhr | Engelbert Hopf
Balu Balakrishnan, Power Integrations: »Unser Fokus lag immer darauf, möglichst kleine, effiziente und kostengünstige Leistungshalbleiterlösungen für unsere Anwendungsbereiche zu finden. SiC war diesbezüglich für mich nie erste Wahl. Wir setzen daher auch für die Zukunft auf integrierte GaN-Lösungen.« (Links Chefreporter Engelbert Hopf, rechts Iris Stroh, leitende Redakteurin, beide Markt&Technik)
© Componeers GmbH

Seit 2002 führte Balu Balakrishnan Power Integrations. In der Halbleiterbranche eine Ausnahmeerscheinung. Für PI war er mehr als der CEO: Er war der Innovationsmotor der, wie seine über 200 Patente belegen. Die Weichen sind gestellt, seine Nachfolgerin Jennifer Lloyd wird die Zukunft gestalten. 

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Markt&Technik: Nach fast 25 Jahren haben Sie die Verantwortung für das Tagesgeschäft vor Kurzem abgegeben. Heute ist PI ein Unternehmen mit einem Umsatz von rund 420 Millionen US-Dollar. Wie sah das aus, als Sie CEO wurden?

Balu Balakrishnan: Als ich 1989 zu Power Integrations kam, war das Unternehmen quasi ein Start-up. Im Jahr 2001 wurde ich dann COO und als man mich im Januar 2002 zum CEO ernannte, hatten wir einen Umsatz in Höhe von 90 Millionen Dollar. Wie dynamisch sich das Geschäft in den letzten Jahren entwickelt hat, macht die Umsatzzahl aus dem Jahr 1994 deutlich: 5 Millionen Dollar.

Sie haben in der Vergangenheit gerne von Margarita-Momenten gesprochen, wenn PI einmal wieder einen technischen Meilenstein gesetzt hat. Was waren in Ihren Augen die wichtigsten Margarita-Momente?

Ich würde sagen, der erste und wichtigste Margarita-Moment für PI war in den Anfangsjahren die Erfindung des TopSwitch. Da ich zu Beginn meiner Tätigkeit kein Leistungshalbleiterexperte war, habe ich zu Beginn meiner Karriere sehr viele Fragen gestellt und an einem für die damalige Zeit revolutionären, integrierten Produkt gearbeitet. Ich habe damals auch das Unternehmen für kurze Zeit verlassen, als der Druck zu groß wurde, da das Management nicht an das Produkt glaubte. Aber ich wurde zurückgeholt, denn TopSwitch funktionierte. Letztlich hatte ich zwei Jahre an einem für Außenstehende „Black-Projekt“ gearbeitet. In der Folge wurde unsere Entwicklungsabteilung größer und leistungsfähiger. Das erforderte teils neue Herangehensweisen. So trafen wir uns in den Folgejahren durchaus auch an illustren Plätzen, um einmal abseits des Alltäglichen an Out-of-the-Box-Konzepten zu arbeiten. Und hin und wieder kam die zündende Idee bei einem Margarita. Ich denke da etwa an die Idee für die FluxTechnologie oder den TinySwitch.

Wenn Sie in die Zukunft blicken, was denken Sie, werden in Zukunft die größten technischen Herausforderungen für Power Integrations sein?

Ich denke, auf dem Weg zur All-Electric-Society werden wir uns noch viel intensiver mit Themen wie der Gewinnung, dem effizienten Transport und der möglichst effizienten Nutzung elektrischer Energie auseinandersetzen müssen. Wenn ich an Schlagwörter wie Carbon-Zero denke, dann muss für die Umsetzung dieses Ansatzes eben auch die richtige Technologie zur Verfügung stehen. Wir stehen am Beginn des AI-Zeitalters, der Energiebedarf der Rechenzentren wird massiv in die Höhe gehen, aus diesem Grund müssen wir unter anderem in der Leistungselektronik Lösungen finden, diesen Energiehunger zu zügeln. Das wird eine der großen Herausforderungen der Zukunft sein.

Eine technische Frage: PI verwendet GaN-on-Sapphire. Wäre beispielsweise GaN-on-Silicon, GaN-on-SiC oder ein anderes Substrat eine interessante Alternative für Sie?

Wir sind nicht auf eine Technologie festgelegt. Unser Ziel ist es nur, so performancestarke und effiziente Bauteile wie möglich zu kreieren. Zudem sollte es noch so klein und hochintegriert wie möglich sein. Wir geben dem Kunden nicht nur ein Device in die Hand, wir geben ihm die Gesamtlösung für sein Problem. Über welches Material oder welches Substrat wir zu diesem Ziel kommen, ist aus meiner Sicht erst einmal egal, das Ergebnis zählt.

Hatten Sie in Ihrer Zeit als CEO von PI je ein Interesse am Einstieg in SiC? Wird sich PI in Zukunft für SiC interessieren?

Um ehrlich zu sein, nicht wirklich! SiC ist sicher ein fantastisches Material, das sich für bestimmte Anwendungen hervorragend eignet, aber es ist sehr teuer und sehr hart. Wir bei PI brauchen es nicht, um kosteneffektive Lösungen zu erzielen. Wie gesagt, SiC mag für bestimmte Anwendungen das passende Material sein, aber nicht für unsere Zielgruppe.

PI hat das IP von Odyssey Semiconductor erworben. Für welchen Sperrspannungsbereich interessiert sich PI im GaN-Bereich? Gibt es ein Interesse an Vertical GaN?

Es handelt sich da um eine kleine Fab, die wir erworben haben. Klein und flexibel, sodass wir dort eine Reihe von Denkansätzen erproben können. Wir haben dort derzeit acht GaN-Spezialisten, die sich mit dem Thema Vertical GaN beschäftigen. Aber das ist eine Technologie, die wir nicht für unsere heutigen Anwendungsbereiche benötigen. Ich spreche da eher von Applikationen im 100-kW-Bereich und darüber.

Was halten Sie von bidirektionalem GaN im höheren Spannungsbereich? Wird sich PI im Bereich bidirektionalen GaNs mit 600 V oder mehr betätigen?

Ich glaube, dass uns das Thema bidirektionales GaN in Zukunft ein ungeahntes Maß an Flexibilität verschaffen wird. Ich glaube, das ist genau das, was viele Kunden wollen, bidirektional zu laden. In der bereits genannten All-Electric-Society wird dieser Bedarf sicher noch steigen. Energie auf der einen Seite zu speichern, sie dann vielleicht mobil mitnehmen und an einem anderen Ort bei Bedarf darauf zurückgreifen können. Und das alles mit einem vergleichsweise einfachen Schaltungslayout und zu geringeren Kosten, als das heute möglich wäre. In meinen Augen ist das deutlich besser als eine SiC-basierte Lösung.

Wie sehr schaden die Importzölle von Trump dem Geschäft von PI? Wird PI in Zukunft mehr in den USA produzieren?

Wir produzieren als fabless Unternehmen in Japan in vier Werken unseres Partners Sony. Angesichts der derzeit erhobenen Importzölle von 15 Prozent schadet uns diese Zollpolitik auf der einen Seite direkt, da wir nicht in der Lage sind, dieses Produktionsmodell schnell zu verändern. Darüber hinaus sind vor allem viele unserer Kunden in China von den Exportbeschränkungen in die USA betroffen, um es einmal so zu nennen. Ja, die US-Zollpolitik war etwas, was in dieser Form für 2025 nicht vorhersehbar war. Sie wird sicher ihre Spuren in unseren Auftragsbüchern und in unserer Jahresbilanz hinterlassen.

Ein anderes Thema ist die neue Immigrationspolitik unter der Trump-Regierung. Wie macht sich das für PI bemerkbar?

Es betrifft bei uns, wie bei allen anderen Hochtechnologieunternehmen, Mitarbeiter mit einem H-1B-Visum. Es hat uns in der Vergangenheit ermöglicht, entsprechend qualifizierte Mitarbeiter international für uns zu gewinnen. Oftmals haben sich diese Mitarbeiter im Anschluss an ihr H-1B-Visum erfolgreich um eine Greencard beworben. Inzwischen warnen uns unsere Rechtsanwälte, entsprechende Mitarbeiter nicht mehr, wie bisher üblich, weltweit im Unternehmensauftrag reisen zu lassen, da ihnen möglicherweise bei der Rückkehr die Wiedereinreise verwehrt wird. Für dieses Problem gibt es bisher keine zufriedenstellende Lösung.

Zufriedenstellend dürfte dagegen der erfolgreiche Abschluss Ihrer Nachfolgersuche für Sie sein. In welcher Form werden Sie nach 36 Jahren auch in Zukunft noch für Power Integrations tätig sein?

Ich freue mich sehr, dass Jennifer Lloyd unser nächster CEO ist. Während ihrer herausragenden Karriere bei Analog Devices hat sie ihre Fähigkeit bewiesen, Innovationen voranzutreiben, neue Produkte auf den Markt zu bringen und profitables Wachstum zu erzielen. Ihre profunden Kenntnisse von Power-Produkten und -Technologien und ihre Vertrautheit mit unserem Unternehmen werden es ihr ermöglichen, sofort durchzustarten. Ich bin zuversichtlich, dass sie die richtige Führungskraft ist, um Power Integrations auf die nächste Stufe zu heben. Ich selbst werde noch etwa bis zum Jahresende als geschäftsführender Vorsitzender des Vorstands von Power Integrations agieren, um einen reibungslosen Führungswechsel zu gewährleisten. Im Anschluss daran werde ich als nicht geschäftsführendes Mitglied im Vorstand verbleiben. Das gebietet schon allein mein umfangreiches Patentpaket. Aber für PI ist es sinnvoll, nicht mit einem inzwischen 70-jährigen CEO weiterzumachen, sondern für die Zukunft auf eine neue Entscheidergeneration zu setzen!


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