War die Branche im Frühjahr 2021 noch optimistisch, ist nun festzustellen, dass sich die Lieferzeiten noch weiter erhöht haben. Zahlreiche Lithium-Ionen-Akkus sind auf Allokation. Mit einer Entspannung wird 2022 nicht gerechnet.
Völlig durchgeknallt«, so charakterisiert Jan Hetzel, Geschäftsführer von accundu, die aktuelle Lage auf dem Batterie- und Akkumarkt: »Durch Lieferengpässe und Preissteigerungen sind stichhaltige Kalkulationen nahezu unmöglich geworden.« – »Nichts ist mehr so, wie es einmal war«, stellt auch Werner Suter, Geschäftsführer der Schweizer Tefag Elektronik, fest. »Auf der anderen Seite sind die Auftragsbücher nach wie vor voll.« In der Schweiz, so Suter, »schreitet die Konjunkturerholung nach dem Corona-Jahr 2020 weiter fort. Einem Wachstum von 3,2 Prozent wird im nächsten Jahr wohl laut der zuständigen Expertengruppe (KOF) ein Wachstum von 3,4 Prozent folgen.
Trotz allgemein gültiger Wachstumsprognosen »verwalten wir derzeit den Mangel«, stellt Gerhard Wilp, Geschäftsführer der Hy-Line in der Schweiz, fest. Die Marktlage sei derzeit gekennzeichnet durch eine deutlich spürbare Verknappung der Zellenverfügbarkeit. Einige Zellenhersteller, so Wilp, »nutzen diese Situation, um zusätzlich noch das Produktportfolio zu bereinigen beziehungsweise an den neuen, aktuellen Bedarf anzupassen«. Dass es bisher nicht zu Problemen für die Kunden gekommen sei, die vor allem aus dem Medizintechnik-Bereich kommen, läge daran, »dass wir uns rechtzeitig mit vielen Komponenten eingedeckt haben, doch die Lieferzeiten für zusätzlichen Bedarf sind inzwischen von vier auf zwölf Monate gestiegen«.
Thilo Hack, Vorstand der Ansmann, bestätigt das: »Allein wenn man zum 1. Quartal 2021 zurückkehrt, dann haben sich die Lieferzeiten seither um drei bis vier Monate verlängert.« Hack wird konkret: »Bei Lieferzeiten für Lithium-Ionen-Zellen im 18650-Format liegen wir inzwischen bei Lieferzeiten zwischen sechs und acht Monaten, das hängt vom jeweiligen Zelltyp ab und ob die Zellen aus Japan oder aus Korea kommen.« Wie sehr sich die Situation verändert hat, wird auch am Statement von Suter deutlich: »Einige Lithium-Ionen-Akkus sind auf Allokation. Um sicher zu gehen, müssen die Zellen mindestens zwölf Monate im Voraus bestellt werden. Ob man sie dann auch wirklich bekommt, ist nicht sicher!«
Warum das so ist, macht die Aussage von Oliver Sonnemann, Department Head Battery Sales bei Panasonic Industrial Europe, deutlich: »Das Auftragsniveau übersteigt derzeit unsere Produktionskapazität bei Weitem!« Eine Belieferung sei somit nicht garantierbar. Panasonic arbeite zwar am Ausbau der Produktionskapazität, doch das sei nicht kurzfristig umsetzbar. Aus diesem Grund »müssen wir uns auch 2022 weiterhin mit Allokation auseinandersetzen«. Sonnemann weist auch darauf hin, »dass fast alle Kunden bereits ihre Aufträge für das gesamte Jahr 2022 platziert haben« und »dass sich die Situation seit dem Frühjahr weiter verschärft hat. Damals lagen, wenn wir die Allokation außer Acht lassen, unsere Lieferzeiten bei vier bis fünf Monaten, inzwischen sind es fünf bis sechs«.
Dass das Thema Lieferzeiten nicht nur für Lithium-Ionen-Zellen gilt, macht die Antwort von Raphael Eckert, General Manager Sales & Marketing Components bei GS Yuasa, deutlich: »Im Bereich der Bleibatterien liegen wir heute bei vier bis sechs Monaten.« Auch dort versucht man, durch den Aufbau zusätzlicher Fertigungskapazitäten gegenzusteuern. Dass dies nicht von heute auf morgen geschehen kann, ist klar, aber den wenigsten dürfte klar sein, dass im Batteriebereich die Installation und das Einfahren einer neuer Fertigungslinie bis zu zwölf Monate in Anspruch nehmen kann, vorausgesetzt, es treten keine Probleme bei der Beschaffung von Zulieferteilen auf. Dass Lithium nicht immer Lithium ist, darauf weist auch Marc Eichhorn, Product Marketing Manager Batteries bei Avnet Abacus, hin: »Während wir bei Lithium-Ionen-Akkus bei einigen Kunden bereits mit der konkreten Bedarfsplanung für 2023 beginnen, liegen die Lieferzeiten bei Primär-Lithium-Zellen aktuell in einem Rahmen von drei bis maximal sechs Monaten. Bei einer lokalen Fertigung in Europa auch deutlich darunter.«
Ganz anders die Situation bei Tadiran Batteries. »Bei uns liegen die Lieferzeiten unverändert bei drei bis vier Monaten«, berichtet Marc Henn, Application Engineering Manager and Sales bei Tadiran Batteries. Doch auch bei den Spezialbatterien ist die Welt nicht mehr so, wie sie einmal war. »Bedingt durch die Preissteigerungen bei Logistik und Rohstoffen müssen auch wir mit Preissteigerungen von 10 Prozent arbeiten.«