Zylindrische Lithium-Ionen-Akkus der Baugröße 18650 zählen traditionell zu den Arbeitspferden im Industrieelektronik- und E-Mobility-Bereich. Drei Hersteller domminieren diesen Markt: Panasonic, LG und Samsung. Aktuell herrscht Chaos am Markt.
»Unsere Produktionskapazitäten für Lithium-Ionen-Zellen sind aktuell um den Faktor 3 bis 4 überbucht«, schildert Oliver Sonnemann, Department Head Battery Sales bei Panasonic Industry Europe, die Situation, die sich über die letzten Monate aufgebaut hat. Als Konsequenz dieser Entwicklung sei es im Lithium-Ionen-Bereich sowie bei einigen Lithium-Primärbatterien derzeit notwendig, produzierte Mengen zuzuteilen. Man könne von einer Verwaltung des Mangels sprechen.
»Ein ganz wesentlicher Faktor für die derzeitige Versorgungslage am Markt ist die teils chaotische Lage im Bereich der zylindrischen 18650-Zellen«, bestätigt Marc Eichhorn, Product Marketing Manager Batteries bei Avnet Abacus. »Aufgrund der anhaltend instabilen Versorgungslage sind die meisten Puffer inzwischen aufgezehrt, und verlässliche Aussagen zur Verfügbarkeit und zu Preisen sind kaum mehr möglich.« Erschwerend komme hinzu, dass in Phasen solcher Lieferengpässe die Hersteller weniger nachgefragte Zellentypen häufig zu kurzfristig abkündigten, »was den Druck auf die Lieferkette natürlich weiter erhöht«.
Die aktuelle Situation sei schwierig und herausfordernd, bestätigt auch Thilo Hack, Vorstand bei Ansmann: »Einerseits gibt es die Lieferengpässe vor allem bei der Beschaffung der Lithium-Ionen-Zellen der Baugröße 18650 sowie von Leistungselektronikkomponenten, die für den Bau von Batteriepacks benötigt werden. Andererseits ist die Logistikkette aus Asien derzeit überaus angespannt.« Hack verweist darauf, dass Container für Gefahrgut, die noch zu Beginn der Pandemie bei 5000 Dollar lagen, sich inzwischen auf fast 30.000 Dollar verteuert haben. »Zudem gibt es kaum freie Kapazitäten für den Transport der Zellen, weil andere Güter, die nicht Gefahrgut sind, bevorzugt transportiert werden.«
»Die namhaften Hersteller von 18650-Zellen, Panasonic, Samsung und LG, haben große Lieferschwierigkeiten auf dem Weltmarkt«, stellt Timo Schmidt, Head of Battery Technology bei Jauch Quartz, fest; »diese Hersteller setzen ganz offensichtlich einen neuen Fokus, und der wird aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Automobilindustrie liegen«. Darunter leiden natürlich alle anderen Branchen, so auch die Industrieelektronik. »Wir können inzwischen Projekte, die wir jahrelang mit einer etablierten Zelle assembliert haben, nun nicht mehr beliefern.« Für die Zukunft bedeute das: »Für Batterieprojekte und Anwendungen unter 20.000 bis 30.000 Zellen wird es künftig sehr schwierig werden, zuverlässige Zellen von etablierten Herstellern einzusetzen.«
»Die Versorgungslage ist derzeit alarmierend«, sagt Ralf Isermeyer, Geschäftsführer VRI Batterie Technik. »Das hat selbstverständlich auch massive Auswirkungen auf die Preispolitik.« Dem kann Josef Pfeil, Vertriebsleiter bei Dynamis Batterien nur zustimmen: »Die Preise kennen derzeit nur eine Entwicklungsrichtung, und Bestellbestätigungen lassen lange auf sich warten.« »Das Wachstum der Elektromobilität und die verstärkte Nachfrage nach mobiler Informationstechnologie haben die Nachfrage bei elektronischen Komponenten und Zellen stark ansteigen lassen«, beschreibt Adrian Griese, Geschäftsführer von Omnitron Griese, die Marktentwicklung der letzten Monate; »das führt zu Allokationen, Lieferengpässen und steigenden Preisen«. Mit einer Entspannung der Situation rechnet er frühestens Mitte nächsten Jahres.
Was also tun? Zum einen versuchen alle Batteriekonfektionäre, zusätzliche chinesische Hersteller von Lithium-Ionen-Zellen der Größe 18650 zu qualifizieren. Gleichzeitig wollen sie ihre Kunden zu längeren Planungshorizonten bewegen. Was das konkret bedeutet, macht das Beispiel Avnet Abacus deutlich. »Im Bereich konfektionierter Lithium-Ionen-Systeme sprechen wir schon aufgrund der Lieferzeiten mancher Halbleiter über 12 bis 18 Monate«, meint Eichhorn, »unter normalen Umständen liegt der Zeitraum bei drei bis sechs Monaten«.
»Jetzt disponieren wir mit unseren Kunden im Zeitraum von 18 bis 24 Monaten«, sagt Isermeyer. Ansmann empfiehlt neun bis zwölf Monate. »Bei kritischen Bauteilen«, so Hack, »arbeiten wir sogar mit einem Vorlauf von 18 Monaten«. Wie wichtig veränderte Planungszeiträume jetzt sind, macht Schmidt deutlich: »Wir benötigen Bestellungen mindestens zwölf Monate im Voraus, um unser Supply Chain Management zu planen und eine Lieferstrategie entwickeln zu können!«