»Am Ende ist es gar nicht so angenehm, wenn man alleine mit einer Sensortechnologie dasteht«, pflichtet ihm Dr. Leitner bei, »das Risiko für den Kunden wäre in diesem Fall viel zu hoch«. Ein oder zwei Konkurrenten, so die beiden Manager, seien darum genau das, was es braucht, um einen Markt wirklich in die Gänge zu bekommen.
Viel entscheidender als die Frage, wie viele Wettbewerber es gibt, ist für Wedermann die Frage: »Was macht die App-Entwickler-Community mit einem Sensor, den ein Smartphone-Anbieter ins Rennen wirft?« Im Konsumgüter- und Smartphone-Bereich gelte: »Ein Sensor ohne App bringt die benötigten PS nicht auf die Straße!« – »Die App-Entwickler spielen sicher eine wichtige Rolle«, so Dr. Leitner, »aber letztlich liegt es an den Mobiltelefonherstellern, ob sie das Geld für einen neuen Sensor investieren wollen«. Entscheidend sei nicht so sehr die Frage, was der Sensor kostet, sondern um wie viel mein Gerät dadurch größer wird und ob es immer noch cool aussieht.
Dr. Schmitt-Hahn verweist in diesem Zusammenhang auf kommende Applikationen wie Virtual Reality und Augmented Reality. »Es gibt da noch viel Luft nach oben für den Sensoreinsatz«, so seine Ansicht, »die Apps müssen das, was die Sensoren liefern können, dann aber auch wirklich umsetzen können!« Fazit: Der Sensor ist immer nur so gut wie seine Software. Bosch-Sensortec, erläutert Schmitt-Hahn, liefert Software für seine Sensoren bis zu einem gewissen Punkt, dann greift das Know-how dessen, der seine App umsetzen will. »Das wird dann in vielen Fällen der OEM sein, es kann aber auch ein Fremdentwickler sein.«
An diesen Schnittstellen kann es durchaus manchmal zu Schwierigkeiten kommen, wie Dr. Helm bestätigt. »Wir hatten schon Fälle, wo wir dem Kunden die neueste Sensorgeneration geliefert haben, er aber wieder auf die alte Sensorgeneration zurückgegangen ist mit der Begründung, seine Software sei noch nicht fertig.« Hard- und Software müssen Hand in Hand gehen. Für Infineon lautet deshalb die strategische Frage: »Wie viel machen wir selbst und was übernehmen strategische Partner?«
Für den ein oder anderen überraschend, entwickelt der Bereich Automotive für MEMS und Sensoren weiterhin sehr gut. Daran konnte auch Diesel-Gate nichts ändern. Einige sind sogar der Überzeugung, dass Diesel-Gate und das Thema Emissionsvermeidung allgemein dazu beigetragen haben, dass die Anstrengungen im Umfeld des klassischen Antriebsstrangs noch einmal verstärkt wurden. Nach heutiger Einschätzung wird der Verbrennungsmotor wohl noch bis 2030/35 das dominierende Antriebskonzept sein. Besonders alarmierend ist in diesem Zusammenhang ein Faktor, auf den Hennrich hinweist: »Mit einem Verbrennungsmotor können die Emissions-Grenzwerte in der Realität nicht eingehalten werden, solange der Fahrer seinen Fahrstil nicht umweltgerecht anpasst und bei freier Autobahn stehts mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs ist!«
Die andere, für die Hersteller von MEMS und halbleiterbasierten Sensoren eher zu meisternde Herausforderung liegt in der Entwicklung autonomer Fahrzeuge. Den in diesem Zusammenhang einmal genannten Mehrpreis für Sensoriklösungen von 2000 bis 2500 Euro hält Dr. Leitner weiterhin für durchaus realistisch. Einig sind sich die Forumsteilnehmer darin, das eine Technologie wie Lidar für autonomes Fahren nicht reichen wird. Stattdessen wird es wohl auf einen Mix mehrerer Technologien wie Lidar, Radar und wohl auch optische Systeme wie Kameras hinauslaufen. Und vielleicht liegt die Zukunft der automobilen Mobilität ja im Hybrid, das würde für die Sensorikbranche einen deutlichen Mehrbedarf gegenüber einem reinen E-Fahrzeug bedeuten. Aber diese Frage wird sich wohl erst im nächsten Jahrzehnt entscheiden.