»Wir erwarten für 2018 ein wirklich besonders gutes Jahr«, eröffnet Dr. Michael Leitner, Vice President & General Manager, MISS/WSN bei ams, den Reigen der wirtschaftlichen Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr. »Fast alle Kunden wachsen derzeit doppelt so schnell, wie ich abschätzen würde, wie ihre Märkte wachsen«, so Dr. Leitner. Im Bereich Mobiltelefone und Smartphones sei es die etablierte Sensorik, die für Volumen und Umsatz sorgt; »die interessante Frage für mich aktuell ist, wer traut sich bei seinen neuen Modellen, jetzt einen neuen Sensor einzusetzen?« 3D-Sensorik und FaceID seien inzwischen gesetzt, der ams-Manager geht aber auch davon aus, »dass sich in China relativ schnell neue Technologien durchsetzen können. Luft, Wasser und Gas sind dort Ressourcen und das Messen ihres Verbrauchs ist wichtig«. Dr. Leitner erwartet darum speziell in diesem Bereich in Zukunft ein sehr großes Wachstum entsprechender Sensoriklösungen für diese Anwendungsbereiche.
Umweltsensorik – auch für Jan Erhan, Business Development Manager Sensors & Emech Europe bei TTI, derzeit ein sehr aktuelles Thema: »Alle Hersteller, die wir vertreten, haben seit Ende 2017, Anfang 2018 Air-Quality-Sensoren in ihr Produktspektrum aufgenommen, Staubsensoren, CO2-Sensoren, VCO-Sensoren. Diese Entwicklung kommt aus China und ist dem dortigen Problem der Luftverschmutzung geschuldet. Honeywell, Panasonic, Omron, TE, sie alle haben inzwischen Air-Quality-Sensoren in ihrem Programm.« Dr. Dixon verweist darauf, dass heutige CO2-Sensoren noch vergleichsweise groß und teuer seien, »eine Steilvorlage für findige MEMS-Entwickler, wir rechnen aber derzeit nicht damit, dass entsprechende Produkte vor 2020 auf den Markt kommen werden«.
Ungeachtet solcher Produktideen, die auch in den Applikationsbereich Smart Home und Smart Building hinein reichen, wird der überwiegende Anteil der MEMS- und halbleiterbasierten Sensoren heute immer noch in Konsumelektronik wie Handys, Tablets und Smartphones verbaut. »Die Zuwachsraten im Smartphone-Bereich liegen derzeit eher im unteren einstelligen Bereich«, berichtet Dr. Wolfgang Schmitt-Hahn, Senior Manager Strategic Marketing bei Bosch Sensortec. »Die Stückzahlen wachsen dagegen wegen steigender Ausstattungsraten, vor allem in China, aktuell im oberen einstelligen Bereich.«
Laut IDC, so Dr. Wolfgang Schmitt-Hahn, »hat der Smartphone-Markt im letzten Jahr stagniert; wir werden sehen, ob nun das lange erwartete Sättigungsverhalten erreicht ist oder ob das nur ein momentaner Effekt ist«. Für Zweiteres spricht in seinen Augen, dass Google derzeit dabei ist, an den Android-Specs zu arbeiten, um die Performance von MEMS und Sensoren in Android-Handys stärker auszureizen. »Die Smartphone-Hersteller wollen mehr Wertigkeit in ihre Produkte integrieren«, so Dr. Schmitt-Hahn, »das geht zwangsläufig mit einem höheren Gehalt an Sensoren einher«. Einer der größten Treiber ist dabei der Wunsch, Fußgängernavigation in Gebäuden oder unterirdischen Bahnhöfen und U-Bahnstationen auch ohne GPS realisieren zu können. Funktionen wie der E-Call seien ein ganz klarer Nutzwert für den Anwender; weitere Human–Machine-Interface-Funktionen werden folgen.
Ein anderer Faktor, der den Herstellern von Wearables und Smartphones in die Hände spielt, ist für Dr. Leitner ein in den letzten Jahren vor allem bei jüngeren Menschen aufgekommener Hang zur Selbstoptimierung. »Körperfett messen, Kalorien zählen, in sich hinein hören – die Menschheit hat ganz offenbar ein Bedürfnis, mehr über sich selbst zu erfahren, ohne dafür zu einem Arzt gehen zu müssen«, so seine Einschätzung. MEMS und Sensoren in Wearables und Smartphones sind für solche Applikationen geradezu prädestiniert. Eine Applikation, die für ihn in diesem Zusammenhang immer interessanter wird, sind In-Ohr-Kopfhörer: »Damit bin ich nahe an der Körperkerntemperatur.« Im Zusammenspiel zwischen Smartphone, Smart Watch und In-Ohr-Kopfhörer sei es möglich, an mehreren Stellen des Köpers zeitsynchron zu messen. Zur Blutdruckmessung ließe sich dabei die Zeitdifferenz der Pulswellen nutzen. Für Dr. Roland Helm, Senior Director Segment Head Sensors bei Infineon Technologies, wächst damit eine Nutzergeneration heran, »die letztlich dann zum Arzt gehen werden, wenn ihre Smart Watch oder ihr Smartphone ihnen das aufgrund der überwachten und ausgewerteten Biodaten empfiehlt«.