Markt&Technik-Forum Sensorik

»Ein Sensor ohne App bringt die PS nicht auf die Straße!«

21. Juni 2018, 14:30 Uhr | Engelbert Hopf
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Herzkammerflimmern

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Auch wenn es inzwischen bereits Apps geben soll, mit denen man Herzkammerflimmern feststellen kann, so ist Dr. Helm davon überzeugt, »dass die Sensoren für solche Applikationen erst noch verbessert werden müssen und dass es in vielen Fällen auch darum geht, erst noch den Einsatzweck für solche „Gesundheitssensoren“ zu schaffen«. Entscheidend ist für ihn in diesem Zusammenhang auch, »dass die Menschen wirklich bereit sind, solche Lösungen zu akzeptieren und zu nutzen, auch wenn es dann um so wichtige Dinge wie Gesundheitsdaten geht«.

So interessant der Markt für medizinische Applikationen auch sein mag, nach Aussage von Dr. Helm fokussiert sich Infineon mehr auf den High-Performance-Markt. Großes Potenzial sieht man dabei vor allem im Bereich Condition-Based Monitoring für Industrie-Applikationen. »Da kommen in erster Linie Gyroskope und Accelerometer zum Einsatz«, berichtet Dr. Helm. »Es ist aber auch der Einsatz von Mikro­fonen denkbar; es gibt da verschiedene Methoden, um an den Markt ranzugehen.« Wie groß dieser Markt sein könnte, hat IHS bereits vor zwei, drei Jahren errechnet. Damals ging es um eine entsprechende Lösung von ABB. IHS sprach damals von 350 Millionen nachrüstbaren Motoren.

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Christian Kämmerer, Analog Devices »In die Fahrzeugkabine werden in Zukunft noch mehr Sensoren Einzug halten, um etwa Wellness-Applikationen zu gewährleisten. Daimler hat auf der IAA ein solches Wellness-Auto als Konzeptfahrzeug vorgestellt.«
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Die Attraktivität dieses Anwendungsbereichs hat man auch bei Analog Devices erkannt. Christian Kämmerer, Field Applications Engineer EMEA bei Analog Devices, verweist für sein Unternehmen auf eine MEMS-Accelerometer-basierte Lösung: »Unterschiedliche Motoren haben unterschiedliche Schwingungsfrequenzen, und je nach Applikation sollte man bei dieser Anwendung auf unterschiedliche MEMS-Bausteine zurückgreifen, um eine effektive Lösung zu finden.« Jeder große industrielle Konzern, so Kämmerer, sei derzeit in dieser Richtung aktiv.

Wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten für MEMS und andere Sensoren sind, machen auch einige Beispiele von Erhan deutlich: »Niemand will mit mehligen Händen an die Besteckschublade ran oder die Abzugshaube einschalten. Ein namhafter Küchenhersteller hat aus diesem Grund Näherungssensoren verbaut, die bei entsprechender Annäherung eines Menschen die entsprechenden Schubladen öffnen oder die Abzugshaube ein- oder ausschalten.« In Kombination mit Wärmesensoren wird verhindert, dass ein sich nähernder Hund oder Katze die Schubladen öffnen. Die Wärmesignatur des Menschen bewegt sich bei 36 °C, die von Hund und Katze zwischen 30 und 32 °C.

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Im Prinzip sind die Einsatzmöglichkeiten fast unbeschränkt. »Ja, bei Smartphones fallen die Zuwachsraten inzwischen geringer aus«, stellt Dr. Helm fest, »aber dafür gibt es durchaus Bewegung innerhalb der Sensoren für Smartphones; so geht der Trend einerseits zur Verwendung von mehr Sensorik und anderseits zur Verwendung besserer, hochwertigerer Sensorik«. Trends wie die Sprachsteuerung als Mensch-Maschine-Schnittstelle eröffnen zudem neue Märkte, etwa für MEMS-Mikrofone. »Heute haben bereits Waschmaschinen Mi­krofone und in Zukunft wohl auch die Kaffeemaschine«, so Dr. Helm, »im Low-End-MEMS-Bereich bedeutet das ganz andere Preise, im High-End-MEMS-Segment werden dagegen ganz neue Qualitäten gefordert«.

Wer heute den Boom bei Hobby-Drohnen beobachtet, hätte vor Jahren wohl kaum vermutet, dass sich hier ein interessanter Wachstumsmarkt für Drucksensoren eröffnet, den Drohnen zur Höhenstabilisierung benötigen. »Ultraschall-Sensoren können im Nahbereich wirklich Spaß machen«, versichert Dr. Helm; »stellt sich nur die Frage: Was ist der Use-Case dafür?« Die entscheidende Frage für die Zukunft lautet deshalb für den Infineon-Manager: »Wie schaffen wir es, aus mehreren verschiedenen Sensordaten mittels Algorithmen die Essenz rauszuziehen, um einen interessanten Use-Case zu schaffen? Es geht letztlich immer um Mehrnutzen für den Anwender und darum, das Leben des Einzelnen zu verbessern«.

Stellt sich bei all diesen positiven Zukunftsaussichten die Frage: Wie sieht es aktuell mit der Liefersituation aus? Schlägt die angespannte Lieferkette im Halbleiterbereich sowie bei den passiven und elektromechanischen Bauelementen inzwischen auch auf die MEMS- und Sensor-Branche durch? Für Dr. Helm ist das Wachstum derzeit kapazitätslimitiert: »Die Frage ist, wie viel vom aktuellen Bedarf verschwinden würde, wenn man wirklich liefern könnte.« – »Wir investieren zukunftsorientiert in eine höhere Fertigungskapazität«, versichert Marcel Hennrich, Deputy General Manager Europe der TDK Sensor Sales Group.


  1. »Ein Sensor ohne App bringt die PS nicht auf die Straße!«
  2. Neue Anwendungen
  3. Herzkammerflimmern
  4. Wafer-Knappheit
  5. Sensor sucht App
  6. Die Teilnehmer des Forums

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