Ein Düsseldorfer Startup bringt den Hautarzt aufs Smartphone. Mit Dermanostic können Patienten dank ein paar Fotos in 24 Stunden eine fachärztliche Diagnose erhalten – ganz ohne Wartezeiten oder Praxisbesuch. Wir stellen die digitale Hausartzpraxis mit ihrer App und Digital Health-Vision vor.
»Du bist doch Hautärztin«, mit diesem Satz begannen ungewöhnlich viele WhatsApp-Nachrichten des Gründerquartetts von Dermanostic, gefolgt von einem Foto. Dr. med. Estefanía Lang, Dr. med. Alice Martin und ihre Ehemänner Dr. med. Ole Martin und Patrick Lang formten aus den regelmäßigen Fragen von Freunden und Familie per Messenger-Dienst ein Geschäftsmodell. Dr. Alice Martin erinnert sich: »Uns fiel auf, dass wir fast alle Anfragen einfach beantworten konnten. Die Idee zu Dermanostic geboren.« Damit haben die Ärzte den Deutschen Gründerpreis 2024 in der Kategorie »Aufsteiger« gewonnen.
Die auf dieser einfachen und zugleich effektiven digitalen visuellen Diagnose basierende App bringt eine dermatologische Beratung auf das Smartphone der Patienten. »Wir wollen die dermatologische Versorgung verbessern und Patienten einen schnellen und unkomplizierten Zugang zu Hautärzten ermöglichen«, sagt Dr. Ole Martin. Patienten müssen ihre Hautveränderung nur mit dem Smartphone fotografieren, die Bilder in die App laden sowie ein paar wenige Fragen für die Anamnese beantworten. Innerhalb von 24 Stunden erhalten sie eine fachärztliche Diagnose per App, nicht in »Arzt-Latein«, sondern in verständlicher Sprache - – ohne Wartezeiten und ohne ein persönliches Vorsprechen. Bei Bedarf wird ein Rezept direkt an die gewünschte Apotheke oder nach Hause geschickt.
Die App richtet sich an Patienten mit leichten bis mittelschweren Hautproblemen. Für akute oder schwerwiegende Fälle empfehlen die Entwickler weiterhin den direkten Arztbesuch. Dr. Martin sagt: »Unsere App ist eine Ergänzung zum klassischen Hautarzt, kein Ersatz.«
»Die häufigsten Diagnosen sind Akne, Neurodermitis, Schuppenflechte, Muttermal und Hautinfektionen. In der Regel sind das alles Hautveränderungen, die man auf der Oberfläche der Haut sehen kann, « berichtete Alice Martin. Bei komplexeren Fällen oder enrsthaften Diagnosen wie Hautkrebs, die ein schnelles Handeln, eine Blutabnahme oder eine Operation erfordern, werden die Patienten an die Vor-Ort-Praxis oder eine von 300 Partnerpraxen deutschlandweit verwiesen.
Die Digital-Praxis der beiden Arzt-Ehepaare unterscheidet sich mit diesem Konzept grundlegend von herkömmlichen Digital Health-Plattformen. »Wir haben eine konventionelle Praxis aufgebaut, nur eben digital.« Diese Struktur ermöglicht eine kontinuierliche und qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten durch 16 festangestellte Ärzte, die in Rotationsplänen arbeiten, so dass die Praxis 365 Tage im Jahr rund um die Uhr erreichbar ist. Überhaupt spielt Qualitätsmanagement bei Dermanostic eine zentrale Rolle. Ein Expertengremium bietet Zweitmeinungen an, und ein professionelles Team von Krankenschwestern sorgt für eine umfassende Nachbetreuung.
Dermanostic setzt auf modernste Technologie, um eine zuverlässige Diagnose zu gewährleisten. Die Patienten werden durch den Prozess der Bildaufnahme geführt, um qualitativ hochwertige Aufnahmen sicherzustellen. Diese werden dann von dem Team aus erfahrenen Dermatologen begutachtet. Die Sicherheit der Patientendaten hat für das Start-up oberste Priorität. »Alle Daten werden nach höchsten Standards verschlüsselt und auf Servern in Deutschland gespeichert«, versichert Dr. Alice Martin, zuständig für IT-Sicherheit bei Dermanostic.
Seit der Gründung im Jahr 2020 hat Dermanostic ein beeindruckendes Wachstum verzeichnet. Mittlerweile nutzen über 300.000 Patienten die App, und das Team ist auf insgesamt 35 Mitarbeiter angewachsen. »Die Nachfrage übersteigt unsere Erwartungen«, resümiert Dr. Ole Martin. »Wir haben mit unserem Konzept einen Nerv getroffen.« Was auch hilft: Ein Viertel aller Versicherten in Deutschland kann die Leistungen derzeit über die Krankenkasse abrechnen – Tendenz steigend. Die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen soll intensiviert werden, um die Kostenübernahme für weitere Patienten zu erreichen.
Dank der spezialisierten Ausbildung der Ärzte im Bereich Teledermatologie kann Dermanostic eine Diagnosezeit von durchschnittlich nur wenigen Stunden gewährleisten. Mit der geplanten Eröffnung eines Standorts in Dubai und der Expansion in mehrere europäische Länder, will Dermanostic die größte digitale Hautarztpraxis Europas werden. Auch eine KI für die Hautzustand- und Typbestimmung kommt bereits zum Einsatz. Und Dermanostic plant, sein Angebot mit technischer Unterstützung weiter auszubauen. Zwar erfolge die medizinische Diagnostik weiterhin durch die Hautärzte, aber die Integration von weiterer Künstlicher Intelligenz soll die Diagnosen künftig noch präziser zu machen.
Die Gründer sehen in ihrer App nicht nur ein Werkzeug zur Diagnose, sondern auch zur Prävention. »Durch die niedrige Hemmschwelle, sich bei Hautproblemen beraten zu lassen, können wir potenzielle Risiken früher erkennen«, erklärt Dr. Alice Martin. »Das kann langfristig gesehen Leben retten.«