Dies geht laut Unternehmen nicht ohne Personalabbau, aber ein beträchtlicher Anteil der Technologen soll auf die 14/12-nm-FinFET-Derivate umgesetzt werden. Wobei man in diesem Fall noch hinzufügen sollte: Die 14/12-nm-Plattform hat Globalfoundries lizenziert. Caulfield erklärt offiziell: »Die überwiegende Mehrheit der heutigen Fabless-Kunden möchte mehr Wert aus jeder Technologiegeneration herausholen, um die erheblichen Investitionen zu nutzen, die für die Entwicklung jedes einzelnen Technologieknotens erforderlich sind.« Das führe dazu, dass jeder Knoten deutlich länger genutzt wird und immer weniger Kunden auf die modernsten Prozesse setzen. Deshalb verlagere und konzentriere Globalfoundries seine Ressourcen, weg von 7 nm und hin zu differenzierten Technologien.
Im Zuge der Umstrukturierung gliedert Globalfoundries auch sein ASIC-Geschäft als 100-prozentiges Tochterunternehmen aus. Das dann unabhängige Unternehmen soll seinen Kunden auch Zugang zu Prozessen mit 7 nm und darunter von konkurrierenden Foundries bieten können. Damit könnte sich auch der Kundenstamm der ASIC-Tochter vergrößern, denn Bedarf besteht aus der Sicht von Globalfoundries allemal. Das Unternehmen betont, dass es seine Investitionen in Technologien stecken will, die für den Kunden eine klare Differenzierung bringen, gleichzeitig natürlich auch eine Abgrenzung der Foundry gegenüber konkurrierenden Anbietern.
Dazu zählt Globalfoundries die FDX-Plattform, das HF-Angebot (einschließlich HF-SOI und SiGe) sowie Analog/Mixed-Signal. Seitens Gartner wird der Schritt positiv bewertet. Samuel Wang, Research Vice President bei Gartner, ist der Überzeugung, dass dank der damit ausfallenden Investitionen in die fortschrittlichste Prozesstechnologie mehr Geld für die Technologien übrig bleibt, die »für die Mehrheit der Chipdesigner in schnell wachsenden Märkten wie HF, IoT, 5G, Industrie und Automotive von Bedeutung sind«, so Wang. 7 nm sorge zwar für mehr Schlagzeilen, aber es gebe immer weniger Kunden, die sich den Wechsel auf 7 nm und darunter leisten könnten. Wang ist vielmehr der Überzeugung, dass 14 nm und darüber die Technologien sind, die in den kommenden Jahren der wichtige Nachfragetreiber für das Foundry-Geschäft sein werden.
Positiv dürfte Dresden die Tatsache aufgenommen haben, dass Globalfoundries an differenzierenden Technologien einschließlich FD-SOI festhält, denn damit ist die Zukunft des Dresdner Standorts erst einmal gesichert. Allerdings muss der Standort erst einmal beweisen, dass er mit der Technologie auch wirklich Geld verdienen kann. Auch wenn das Unternehmen erst vor Kurzem angekündigt hat, dass es bereits die 2-Mrd.-Dollar-Schwelle beim Design-in mit FD-SOI überschritten hat, hat das Dresdner Werk ab Mitte August Kurzarbeit angeordnet. Der Grund ist der Wegfall eines Großauftrags, der nicht kurzfristig ersetzt werden kann.
Die Neuausrichtung des Standortes, der vor gut 20 Jahren mit der Produktion von AMD-CPUs begann, ist eingeleitet und wird beschleunigt. Automotive, IoT und Industrie sind neue Felder, auf denen Dresden künftig punkten will – mit der Stromspartechnologie FDX, aber auch mit anderen differenzierenden Produkten, deren Wert nicht in Nanometern, sondern den Erweiterungen (HF, mmWave, HB etc.) gemessen wird. Den Weg, auf den sich Globalfoundries‘ Fab 8 in New York jetzt einlässt, hat Fab 1 in Dresden bereits angetreten.