Gregg Lowe hat eine neue Liebe: das Saarland. Dies gestand der CEO von Wolfspeed, als er am 1. Februar 2023 bekannt gab, dass sein Unternehmen die weltweit größte Fertigung für Siliziumkarbid-Halbleiter im saarländischen Ensdorf plant.
Dass Gregg Lowe Deutschland mag, ist gut bekannt. In den 1990-er Jahren hat er in Freising bei München für einen texanischen Halbleiterhersteller gearbeitet, ein Teil seiner Familie lebt hier, und er spricht passabel Deutsch. Aber dass er eine Präferenz für das Saarland hat, das war neu.
Als ich ihn fragte, warum Wolfspeed diesen Standort gewählt habe, meinte er, dass sich die dortige Staatsregierung von Anfang an richtig ins Zeug gelegt hat, um dieses Investment von etwa drei Milliarden Euro an Land zu ziehen. Als zweiten Grund nannte er den großen Pool an erfahrenen und gut ausgebildeten Technikern und Ingenieuren, aus denen man die künftige Mannschaft für die »Saarplant« rekrutieren könne.
So wird der Strukturwandel weg von der Montanindustrie sowie vom Verbrennungsmotor hin zu Erneuerbaren Energien und zur Elektromobilität ein Standortvorteil. »Heute schlagen wir ein neues Kapitel in der Wirtschaftsstruktur unseres Landes auf«, resümierte denn auch Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. Ihre Hoffnung ist, dass diese Standortentscheidung als Kristallisationskeim für weitere Ansiedlungen im Hightech-Bereich dient.
Überraschend kommt die Entscheidung für eine weitere 200-mm-Fab keineswegs. Denn ab 2024 soll der erste Teil des John Palmour Manufacturing Center for Silicon Carbide in North Carolina anlaufen. Dann wird Wolfspeed dort riesige Mengen an SiC-Substraten mit 200 mm Durchmesser produzieren. Und die müssen dann prozessiert werden. Aber die derzeit einzige 200-mm-Fab ist die vor knapp elf Monaten im US-Bundesstaat New York eröffnete Mohawk Valley Fab von Wolfspeed. Dass die Zeit für eine zweite Fab sehr drängte, zeigt auch die Tatsache, dass Wolfspeed dieses Investment ankündigte, noch bevor die Europäische Union die Fördermittel aus dem IPCEI-Fonds bewilligt hat. Doch das dürfte nur eine Formsache sein.
Dass Silicon Saxony dieses Mal leer ausging, nahm deren Geschäftsführer Frank Bösenberg sportlich: »Man muss auch mal gönnen können. Und ich glaube ernsthaft daran, dass es für die ganze Branche – und damit auch für Silicon Saxony – besser ist, wenn in noch mehr Bundesländern Halbleiter produziert werden.«
Ob jetzt noch andere Chiphersteller ihre Liebe zum Saarland entdecken?