ESIA fordert klare Zehn-Jahres-Strategie

Der »EU Chips Act 2« muss industrieorientierter werden

1. Dezember 2025, 10:08 Uhr | Heinz Arnold
© Sergey Nivens/stock.adobe.com

Die European Semiconductor Industry Association (ESIA) fordert einen gestärkten und zukunftssicheren »EU Chips Act 2«, der den strategischen Anforderungen Europas für das nächste Jahrzehnt gerecht wird und die industrielle Umsetzung beschleunigt.

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Grade hat die Europäische Kommission ihre öffentliche Konsultation zur Überarbeitung des »EU Chips Act 2« abgeschlossen. Die ESIA begrüßt zwar die seit der Verabschiedung des ersten Chips Act erzielten Fortschritte, betont jedoch, dass in der nächsten Phase die industrielle Umsetzung beschleunigt, die EU-weite Koordinierung verbessert, sowie eine strukturelle Einbindung der Industrie angestrebt werden solle. Es müssten Bedingungen geschaffen werden, die Investitionen, Innovationen und Talente anziehen.

Dementsprechend fordert die ESIA eine klare Zehn-Jahres-Strategie der EU für Halbleiter, die durch einen speziellen EU-Haushalt für Halbleiter im Rahmen des künftigen Europäischen Wettbewerbsfonds unterstützt wird.

  • Die Prioritäten im Bereich Forschung und Entwicklung sollten besser auf die Bedürfnisse des Marktes und der Anwenderindustrien (über alle Technologieknoten hinweg) abgestimmt werden, um Innovationen voranzutreiben.
  • Eine stärkere Koordinierung mit den Mitgliedstaaten und eine intensivere öffentlich-private Zusammenarbeit sind unerlässlich, um die Ambitionen der EU vollständig zu verwirklichen.
  • Die ESIA fordert einen regelmäßigen und institutionalisierten Dialog auf hoher Ebene sowie eine strukturelle Einbindung der Industrie, die den Europäischen Halbleiterrat (ESB) berät.
  • Europa sieht sich mit einem gravierenden und strukturellen Fachkräftemangel konfrontiert, weshalb die Halbleiterindustrie in Europa gemeinsame Maßnahmen fordert, um MINT-Talente anzuziehen, auszubilden und zu halten, einschließlich mehr halbleiterspezifischer Ausbildungskapazitäten.

Der EU-Chips-Act von 2023 hat es ermöglicht, wichtiger Projekte ins Leben zu rufen, die die Produktionspräsenz und die Versorgungssicherheit Europas gestärkt haben. Die Genehmigungsverfahren sind jedoch nach wie vor langsam und fragmentiert. Die ESIA fordert die EU nachdrücklich auf, die Investitionsbedingungen für Halbleiter vorhersehbarer und attraktiver zu gestalten, beispielsweise durch die Einführung vereinfachter und schnellerer Genehmigungsverfahren mit klaren Zeitvorgaben.

Equipment und Materialien einbeziehen

Der Anwendungsbereich des First-of-a-Kind-Rahmens (FOAK) für staatliche Beihilfen sollte auf kritische Segmente wie Equipment und Materialien ausgeweitet werden. Der derzeitige Rückforderungsmechanismus sollte überarbeitet und zu einer Reinvestitionsverpflichtung werden, um die Attraktivität Europas für private Investoren zu erhöhen. Wenn es um die Versorgungssicherheit geht, sollte ein stärkerer Fokus auf angemessene Lagerbestände der Anwenderindustrien und Frühwarnsysteme gelegt werden, die von der Industrie festgelegt und ausgelöst werden.

Das gemeinsame Unternehmen »Chips« sollte fortgesetzt und weiterentwickelt werden. Zukünftige Pilotlinien müssen die Industrie von Anfang an einbeziehen und eine starke Verbindung zu den Marktanforderungen aufrechterhalten, um den kommerziellen Erfolg sicherzustellen. Die Genehmigungszyklen müssen verkürzt und der Zugang für KMU verbessert werden. Europa sollte seine Kompetenzen in den Bereichen Edge-KI, Robotik und industrielle Automatisierung, Internet der Dinge, energieeffiziente Halbleiter sowie heterogene Integration stärken.


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