Automotive Ethernet Congress

Wie Ethernet das Auto verändert

19. Februar 2018, 15:02 Uhr |
In 25 Vorträgen und Workshops beleuchtete der von der Elektronik automotive veranstaltete Automotive Ethernet Congress unterschiedlichste Facetten dieser für das Auto so wichtigen Übertragungstechnik.
© H.Canals - Elektronik automotive

Ein neuer Besucherrekord beim Automotive Ethernet Congress in München unterstreicht die stark gewachsene Bedeutung dieser Netzwerktechnik für die Automobilwelt. Neben dem umfangreichen Vortrags- und Ausstellungsprogramm spielen inzwischen auch diskrete Hotelzimmer-Präsentationen eine wichtige Rolle.

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Bis zu 14 verschiedene Bussysteme und Übertragungsstandards kommen in einem modernen Fahrzeug zum Einsatz. Immer häufiger gehört dazu auch eine spezielle Automotive-Version von Ethernet. Hohe Datenraten in Verbindung mit vergleichsweise geringen Kosten machen die Standard-Vernetzung der IT-Welt auch für das Auto interessant. Doch Automotive Ethernet ist weit mehr als nur eine schnelle Datenautobahn – die Service-basierte Übertragungstechnik hat das Potenzial, die gesamte Fahrzeugarchitektur grundlegend zu verändern.

Neue Architektur mit gebündelter Rechen-Power

Bislang galt im Auto meist das Prinzip, dass neue Funktionen einfach durch zusätzliche Steuergeräte (Electronic Control Units, ECU) realisiert werden. In Fahrzeugen der Luxusklasse sind inzwischen schon über 150 dieser dezentralen Steuereinheiten zu finden. Um die Funktionsvielfalt und Komplexität hochautomatisierter Autos in den Griff zu bekommen, zeichnet sich aber bereits ein Gegentrend ab: Sogenannte Domain-Controller bündeln die Funktionen, etwa zur Steuerung des Antriebstrangs oder von Assistenzfunktionen, in einer einzelnen, besonders leistungsfähigen Kontrolleinheit. Am Ende dieser Entwicklung werden dann voraussichtlich nur noch einige wenige zentrale Steuereinheiten stehen, die mit enormer Rechen-Power unterschiedlichste Aufgaben bewältigen. Ethernet übernimmt dabei – wie in der klassischen Server-Architektur aus dem IT-Bereich – eine Schlüsselrolle bei der Vernetzung. Und zwar sowohl innerhalb des Fahrzeugs als auch für die Kommunikation nach außen.

Wie stark das Interesse an Automotive Ethernet inzwischen geworden ist, lässt sich gut am Andrang beim vierten Automotive Ethernet Congress ablesen, bei dem über 900 Teilnehmer, Referenten und Austeller am 30. und 31. Januar 2018 in München zusammenkamen. Gleich die ersten beiden Vorträge verdeutlichten aber auch, dass der Entwicklungsstand in der Automotive-Branche weit auseinander klafft. Während sich die Keynote von Jaguar Land Rover schon mit der zukünftigen Einbindung einer vernetzten Verkehrsinfrastruktur in ein „Application Area Network“ (AAN) beschäftigte, ging es im nächsten Vortrag deutlich bodenständiger zu: Der Renault-Beitrag schilderte anschaulich, wie herausfordernd die erste Entwicklung einer Ethernet-fähigen ECU sein kann. Kongressbesuchern vom Automotive-Ethernet-Pionier BMW dürfte es dabei etwas nostalgisch zumute gewesen sein – derartige Erfahrungen haben sie bereits vor Jahren gemacht.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Personalie: Renault hat sich bei der Entwicklung vom Dienstleister Technica Engineering unterstützen lassen. Deren CTO heißt seit Kurzem Thomas Königseder. Königseder war zuvor bei BMW maßgeblich an der Einführung von Ethernet beteiligt. Dass der erfahrene Techniker sein Know-how nun auch anderen Unternehmen zur Verfügung stellen kann, dürfte für eine schnellere Verbreitung von Automotive Ethernet durchaus hilfreich sein. Denn Renault ist kein Einzelfall. Die Mehrheit der OEMs steht bei der Einführung von Ethernet noch ziemlich am Anfang. So planen 12 der 16 größten Autohersteller einen Serieneinsatz der 100-Mbit/s-Variante von Automotive Ethernet (100BASE-T1) erst für das Jahr 2020.

AQVC107.jpg
 Der AQV107-Chip von Aquantia soll bereits Ethernet-Verbindungen im Auto mit einer Übertragungsrate von 10 Gbit/s ermöglichen. Der offizielle IEEE-Standardisierungsprozess für diese Geschwindigkeit läuft zur Zeit allerdings noch.
© Aquantia

  1. Wie Ethernet das Auto verändert
  2. Angebot im Gigabit-Bereich erweitert sich

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