Der Frauenanteil in deutschen Vorständen kommt nicht voran – laut AllBright-Stiftung fehlt eine Strategie für mehr Diversität. Im internationalen Vergleich fällt Deutschland damit weiter zurück und liegt mittlerweile sogar unter EU-Durchschnitt. Die Gründe sind vielfältig.
Der Frauenanteil in den Vorständen börsennotierter deutscher Unternehmen stagniert. Laut dem aktuellen Bericht der AllBright Stiftung war zum Stichtag 1. September 2025 nur knapp jedes fünfte Vorstandsmitglied der 160 Unternehmen aus DAX, MDAX und SDAX weiblich – exakt wie im Vorjahr.
Bei neu besetzten Vorstandsposten lag der Anteil von Frauen sogar nur noch bei 20 Prozent. Vor zwei Jahren waren es laut Stiftung noch 37 Prozent.
Während in den Aufsichtsräten der DAX-40-Unternehmen ein ausgeglichenes Verhältnis erreicht sei (rund 40 Prozent Frauen), liegt der Frauenanteil in den Vorstandsetagen dieser Unternehmen bei lediglich 25,7 Prozent. Im Ländervergleich belegt Deutschland damit nur den vorletzten Platz vor Polen.
Als Ursache für die Entwicklung nennt die Stiftung eine „Krisenlähmung“ der Wirtschaft. In wirtschaftlich schwierigen Phasen werde häufig auf altbewährte Muster zurückgegriffen – so auch bei der Besetzung von Führungspersonal. Laut AllBright sei dies keine zukunftsfähige Strategie. In Zeiten des Umbruchs brauche es die „besten Köpfe – und das sind zur Hälfte Frauen.“
Besonders auffällig sei laut Stiftung die Automobilindustrie. Bei Volkswagen, BMW und Porsche AG sitzt jeweils nur eine Frau im Vorstand. Die Branche halte an überholten Geschäftsmodellen fest, komme kaum voran und sei in ihrer Führungsstruktur kaum divers aufgestellt.
Auch das Statistische Bundesamt weist auf einen anhaltend niedrigen Frauenanteil in Führungspositionen hin. Mit 29,1 Prozent liegt Deutschland deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 35,2 Prozent. Der Wert hat sich seit 2014 kaum verändert.
Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt ähnliche Ergebnisse: Trotz eines Frauenanteils von 45 Prozent unter den Beschäftigten der Privatwirtschaft sind nur 29 Prozent der obersten Führungskräfte weiblich. Der Anstieg seit über 20 Jahren beträgt lediglich vier Prozentpunkte.
Zwar sei in Unternehmen mit familienfreundlichen Maßnahmen ein höherer Anstieg des Frauenanteils zu beobachten, doch der sogenannte „Gender Leadership Gap“ bleibe bestehen.