Auch wenn die Modbus-Schnittstelle schon etwas angejahrt sein mag: Über sie lassen sich schnell und problemlos Funkstrecken aufbauen – zwischen Routern oder auch zwischen IPCs. Helmut Artmeier, Gründungs-Geschäftsführer der EFCO Electronics GmbH, gibt nähere Informationen.
Markt&Technik: In einem Industrie-PC eine Soft-SPS zu installieren, ist heutzutage Stand der Technik. So kann man die Vorteile beider Welten verbinden. Was macht aus Ihrer Sicht noch Probleme in der Umsetzung?
Helmut Artmeier: In der Praxis beginnt der Schuh genau dann zu drücken, wenn es darum geht, Drahtlos-Lösungen in die Welt der SPS zu integrieren. Noch komplexer wird es, wenn über die Luftschnittstelle ein Standard-Industriebus, wie etwa Modbus, übertragen werden soll. Die ersten Schritte gleichen dann häufig einer Expedition in unbekanntes Gelände.
Warum ist das so, und was lässt sich dagegen tun?
Helmut Artmeier: Wir sehen, dass oft mit großem Aufwand versucht wird, Geräte aus der Consumer-Welt für Aufgaben einzusetzen, für die sie nie entwickelt wurden. Der erste Schritt ist also, das Angebot professioneller Anbieter für industrielle Netzwerktechnik anzuschauen. Denn dort findet man sehr unterschiedlich ausgestattete Router und andere Geräte, die beispielsweise direkt über eine Modbus-Schnittstelle verfügen. Häufig kann man dann auch noch wählen, ob diese klassisch auf der Basis serieller Schnittstellen wie RS-232 oder RS-485 beruht oder IP-basiert realisiert ist, eben als Modbus TCP, wie er in der Norm IEC 61158 beschrieben ist.
Zwei solche Geräte ergeben eine prima Modbus-Funkstrecke, die vergleichsweise einfach und schnell installiert ist. Da muss sich niemand mehr darüber Gedanken machen, wie er die neue Halle in Stunden und ohne Klimmzüge angebunden bekommt.
Modbus ist doch eine vergleichsweise alte Schnittstelle. Was macht sie heute in der industriellen Automatisierung noch attraktiv?
Helmut Artmeier: Modbus ist ein offener Standard, weit verbreitet und relativ einfach zu handhaben. Das kommt den unterschiedlichsten Anwendern sehr entgegen. Hinzu kommt: Um mittels Modbus zu kommunizieren, braucht man nicht notwendigerweise eine Soft-SPS. Das geht direkt über Python aus der Programmbibliothek für die Bildverarbeitung heraus. So können Bildverarbeiter endlich selbst die eine Weiche oder andere Ausschleusung ansteuern, ohne über eine SPS gehen zu müssen. Und wer weder digitale I/Os noch Python mag, darf seinen Modbus auf der IPC-Ebene gerne auch per C# ansprechen.
Nebenbei bemerkt: In die Modbus-Kommunikation lassen sich auch die digitalen I/Os unserer IPCs einbinden - womit sich beispielsweise ein ebenso einfacher wie zuverlässiger Hardware-Handshake über kilometerlange Funkstrecken umsetzen lässt.
Die Fragen stellte Andreas Knoll.