Für Stefan Steyerl (Analog Devices) sind neue Technologien grundsätzlich Chancen, die der gesamten Branche eine sehr positive Zukunft bescheren werden. Die eigentliche Herausforderung sieht er an anderer Stelle: »Die Dinge, die wir in der Vergangenheit entwickelt haben, waren im Vergleich zu kommenden Projekten eher schlicht. Zukünftig werden die Systeme eine Komplexität erreichen, die kein Unternehmen mehr alleine beherrschen kann.« Die Schwierigkeit liege dann darin, bei jeder Entwicklung neue Partner finden zu müssen, die sowohl vom Know-how als auch vom Geschäftsmodell für das entsprechende Projekt geeignet seien. Für Steyerl ergibt sich daraus eine klare Forderung an die Branche: »Wir müssen das Silo-Denken der Vergangenheit hinter uns lassen.« Von der Mentalität her seien da die Amerikaner und auch die Chinesen den Europäern ein Stück voraus.
Auch Marie-Pierre Ducharme (Mouser) und Hermann Reiter (Digi-Key) betonen, dass für ihre Unternehmen neue Technologien nur Opportunities, aber keine Herausforderungen seien. Als breit aufgestellte Distributoren wollen sie möglichst jede Neuheit in ihr Angebot integrieren. Interessant ist hier die Frage, inwieweit das Bestellverhalten der Kunden Rückschlüsse auf den Beliebtheitsgrad bestimmter Technologien zulässt. Reiter verneint dies: »Wir haben nur sehr bedingt Einsicht darin, für welche Anwendungen die gekauften Bauelemente konkret eingesetzt werden.« So würden beispielsweise Automotive-qualifizierte Produkte auch für Drohnen-Projekte verwendet. Ducharme bestätigt: »Viele unserer Kunden geben meist keine Informationen über ihre Design-Projekte, was vollkommen legitim ist.« Allenfalls die Auswertung der Suchfunktion auf der Website lasse gewisse Rückschlüsse zu. »In Deutschland und Europa stechen hier die Suchbegriffe ‚IIoT‘ und ‚5G‘ hervor.«
Das deckt sich mit den Erfahrungen von Claudio Valesani (STMicroelectronics): »Wir sehen IoT und IIoT schon seit einiger Zeit als einen neuen, boomenden Markt.« Technisch sei das Thema Power hier eine große Herausforderung. Die meisten aktuellen Anwendungen sind noch batteriebetrieben. Ziel sei es daher, mit Energy Harvesting und verringerter Leistungsaufnahme die Batterie möglichst überflüssig zu machen. Als weitere wichtige Technik-Trends nennt Valesani ebenfalls 5G sowie für den Automotive-Bereich die Themen autonomes Fahren und Elektromobilität.
Damit liefert er das passende Stichwort für Michael Heinemann (Phoenix Contact E-Mobility), der gleich nachhakt, wer von den Teilnehmern denn mit einem Elektroauto gekommen sei. Aktuell war das niemand, doch Heinemann ist sich sicher: »In fünf Jahren wird mindestens die Hälfte von uns mit einem Elektroauto anreisen.« Denn die technischen Herausforderungen bei der E-Mobilität seien nun im Prinzip bewältigt. Dazu gehöre auch die sichere Übertragung von sehr großen Energiemengen. »Wir können dank gekühlter Leitungen und Stecker inzwischen mit 500 kW laden – im industriellen Bereich entspricht das einem aufwändig gesicherten Mittelspannungsanschluss, der nur von Fachleuten bedient werden darf.« Moderne Ladesäulen seien dagegen so ausgelegt, dass selbst Kinder – „Papa, lass mich mal“ – gefahrlos damit hantieren könnten.