Seit mehr als 30 Jahren fragt das Münchner Ifo-Institut die Industrie - aktuell erreichen die Ergebnisse ein Rekordtief. Immer mehr Unternehmen sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland schwinden. Die strukturellen Probleme schlagen durch, warnen die Experten.
Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie sinkt auf einen historischen Tiefstand. Nach Angaben des Münchner Ifo-Instituts berichten 36,6 Prozent der befragten Unternehmen von Nachteilen gegenüber außereuropäischen Konkurrenten – so viele wie nie seit Beginn der Erhebung im Jahr 1993.
In der Branche der elektronischen und optischen Erzeugnisse meldeten 47 Prozent der Unternehmen im Oktober 2025 eine verschlechterte Wettbewerbsposition im Vergleich zur Konkurrenz außerhalb der EU. Auch im europäischen Vergleich stieg der Anteil der Unternehmen mit Wettbewerbsnachteilen deutlich – von 12 Prozent im Juli auf nun 21,5 Prozent.
Die größten Probleme verzeichnen insgesamt die energieintensiveren Industriezweige. In der chemischen Industrie sind es laut Ifo mehr als 50 Prozent der Unternehmen, die von einem Wettbewerbsverlust sprechen. Im Maschinenbau liegt der Anteil bei rund 40 Prozent. Die gestiegenen Energiekosten treffen insbesondere Hersteller, die auf stabile Produktionsbedingungen angewiesen sind.
Ein zentrales Problem ist damit der internationale Kostenwettbewerb – wie z.B. die Leiterplattenfertigung zuletzt zeigte. Laut Würth Elektronik wurde der Kostendruck etwa so hoch, dass die Produktion am Standort Schopfheim eingestellt wurde. Europa kommt inzwischen nur noch auf etwa 2 Prozent des weltweiten Leiterplatten-Produktionsvolumens. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Besonders energie- und personalintensive Fertigungen weichen zunehmend in Länder mit niedrigeren Lohn- und Energiepreisen aus.
„Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie befindet sich auf einem neuen Tiefpunkt“, so Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. Die bekannten strukturellen Schwächen wirkten sich inzwischen spürbar aus. Ohne umfassende Reformen drohe Deutschland, international weiter zurückzufallen.