CSP-Verfahren zur Herz-Stimulation

Schrittmacher-Elektrode mit fester Schraube und Stylet-Führung

26. September 2025, 10:39 Uhr | Ute Häußler
Eine Implantation mit Solia CSP S, der neuen Herzschrittmacherelektrode von Biotronik. Damit wird das CSP-Verfahren auch für Ärzte einfacher durchführbar.
© Biotronik

Biotronik kombiniert erstmals zwei Implantationstechniken in einer Herzschrittmacher-Elektrode: Solia CSP S vereint ein feststehendes Schraubendesign mit Stylet-geführter Implantation zur Stimulation der kardialen Reizleitungens – es soll die bisherigen Kompromisse beim CSP-Verfahren eliminieren.

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Das Conduction System Pacing (CSP) wird in der Kardiologie eingesetzt, wenn das Herz eines Patienten besondere Unterstützung bei der elektrischen Weiterleitung braucht: Zum Beispiel, wenn mehr als 20 Prozent der Herzschläge stimuliert werden müssen, die elektrischen Signale zwischen Herzvorhof und Herzkammer komplett unterbrochen sind oder bei einer vorliegenden Verödung gegen Vorhofflimmern.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Herzschrittmachern ist CSP schonender, da es die ursprünglichen »Stromleitungen« des Herzens anzapft und das natürliche Verteilsystem nutzt. Dadurch schlägt das Herz harmonischer und effizienter, was besonders bei Patienten mit schwächerem Herzen wichtig ist.

CSP: Schonend für Patienten, schwierig für Ärzte 

Für Ärzte ist das CSP-Verfahren allerdings eine Herausforderung: Da es mehr Erfahrung und Geschick erfordert als herkömmliche Schrittmacher-Operationen, wird es aktuell hauptsächlich in spezialisierten Herzzentren durchgeführt. Hier setzt nun die technische Neuerung von Biotronik an.

Denn wer als Kardiologe oder Rhythmologe bisher eine Herzschrittmacher-Elektrode für die Stimulation des kardialen Reizleitungssystems implantieren wollte, stand vor einer unangenehmen Wahl: Entweder schnelle Vorbereitung mit feststehender Schraube, aber dafür weniger Kontrolle während des Eingriffs. Oder präzise Steuerung mit Stylet-geführten Elektroden, dafür aber komplexere Handhabung und längere Vorbereitungszeiten. Mit der Solia CSP S bringt Biotronik nun die weltweit erste Herzschrittmacher-Elektrode auf den Markt, die beide Welten vereint.

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Eine technische Neuerung für die Kardiologie von Biotronik: Die Solia CSP S mit Stylet.
Eine technische Neuerung für die Kardiologie von Biotronik: Die Solia CSP S mit Stylet.
© Biotronik

Solia CSP S: Das Ende der Kompromisse

Bisher mussten Kardiologen beim Conduction System Pacing (CSP) eine Lernkurve von 40 bis 50 Implantationen durchlaufen – und dabei längere Prozedur- sowie Fluoroskopiezeiten in Kauf nehmen. Die neue Solia CSP S ändert das grundlegend: Das feststehende Schraubendesign reduziert die Vorbereitungszeit erheblich, während das integrierte Stylet-System kontinuierliche elektrische Messungen und präzise Steuerbarkeit während der gesamten Implantation ermöglicht.

Das Besondere liegt im Detail: Die neu entwickelte Schraube dringt mit deutlich weniger Rotationsbewegungen sanfter ins Septumgewebe ein – das minimiert Gewebeschäden und beschleunigt den gesamten Eingriff. Gleichzeitig wurde das distale Ende für erhöhte Haltbarkeit und bessere Manövrierbarkeit optimiert, sodass Ärzte mehr Kontrolle während der kritischen Implantationsphase haben.

Klinischer Beweis im OP-Saal

Dr. Óscar Cano führte die ersten kommerziellen Implantationen am Universitätskrankenhaus La Fe in Valencia durch – mit beeindruckenden Ergebnissen. »Die Stylet-geführte Solia CSP S ermöglichte in Kombination mit dem Selectra 3D-Katheter eine gute Ausrichtung zur Septumwand und ein einfaches Eindringen in das Septum«, wird der Kardiologe in der offiziellen Pressemitteilung zitiert. »Die Eingriffe verliefen sehr schnell und wir haben nur minimal Fluoroskopie eingesetzt«.

Ein wichtiger Punkt für die Praxis: Die vereinfachte Handhabung der Elektrode minimiert die Vorbereitungsschritte und erlaubt die Anwendung durch eine einzelne Person. Was früher ein komplexer Teameingriff war, kann nun laut Biotronik deutlich effizienter durchgeführt werden.

Wird CSP jetzt zum Standard?

Die physiologische Stimulation des natürlichen Reizleitungssystems etabliert sich zunehmend als neuer Versorgungsstandard in der kardialen Gerätetherapie. Der Grund: Anders als bei konventioneller rechtsventrikulärer Stimulation folgt CSP den körpereigenen Leitungsbahnen des Herzens – das führt zu besseren Behandlungsergebnissen und längerer Batterielebensdauer.

»Werkzeuge wie die CSP-Lösung von Biotronik helfen uns, eine physiologische Stimulation zu ermöglichen und dabei die Abläufe schlank und effizient zu halten.«
Dr. Joaquín Osca Asensi, Leiter der Arrhythmie am Krankenhaus La Fe in Valencia

»Die Herausforderung im heutigen Rhythmusmanagement besteht darin, mehr Patienten zu behandeln und gleichzeitig höchste Versorgungsstandards zu gewährleisten«, erklärt Dr. Asensi. Genau hier setzten Werkzeuge wie die neue CSP-Lösung von Biotronik an. Die Solia CSP S ist damit mehr als nur eine weitere Elektrode – sie könnte CSP-Verfahren aus der Nische holen und für eine breitere Anwendung in der klinischen Routine tauglich machen. (uh)


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