Welche Health-Funktionen stecken in der Apple Watch 11, den neuen AirPods 4 und dem iPhone 17? Spoiler: Nein, Blutzucker kann Apple noch nicht messen. Dafür gibt es jetzt Puls am Ohr und eine Warnung vor zu hohem Blutdruck. Ein Überblick zum Tracking von Herz, Schlaf, Menstruation und Hörvermögen.
Update vom 15.9.2025: Drei Tage nach dem Apple-Event gab der Konzern bekannt, dass die Blutdruckwarnung eine Zulassung der FDA als medizinisch-zertifzierte Funktion erhalten hat. Lesen Sie mehr dazu hier: Apple Watch erhält FDA-Zulassung für Blutdruckwarnung.
Für Apple-Jünger und Tech-Geeks stand der Termin als Pflichttermin im Kalender, gestern Abend um 19 Uhr deutscher Zeit war es wieder so weit: Tim Cook hat auf dem Apple Event in Kalifornien die neuen iPhone-Modelle und Wearables aus Cupertino vorgestellt. Ein wichtiger Bestandteil seit Jahren sind dabei die Health-Funktionen: Was also können die Apple Watch 11, die neuen AirPods 4 und auch das iPhone 17 für die Selbst-Diagnose und das Gesundheitstracking bieten?
Das Messen der Herzfrequenz und auch eine 1-Kanal-EKG-Messung ist in Smartwatches fast nicht mehr der Erwähnung wert. Apple checkt bereits seit der Apple Watch 4 (2019) auf Vorhofflimmern, die Funktion wurde von der FDA sogar für die Verwendung in klinischen Studien zugelassen. Für die Messung wird einfach der Finger aufs Display gelegt, integrierte Elektroden messen die elektrischen Herzsignale direkt an der Fingerspitze und dem Handgelenk.
Auch die Schlafanalyse ist als Commodity einzuschätzen, auch wenn der »Schlafindex« bei Apple als neu gilt. Schlaflänge und dessen Qualität messen mittlerweile viele Smartwatches, bei Garmin ist die morgendliche Schlafauswertung per »Sleep Score« bereits lange Routine. Apple verspricht im Gegensatz zu anderen Herstellern immerhin einen Check auf Atemaussetzer im Schlaf. Die nächtliche Apnoe kann zu Diabetes 2, Bluthochdruck und Herzproblemen führen. Die Apple Watch erkennt für die rudimentäre Diagnose kleine Bewegungen des Handgelenks, die mit Unterbrechungen der normalen Atemmuster während des Schlafs in Zusammenhang stehen.
Was tatsächlich neu ist, am Ende aber auch ein wenig enttäuscht: Die Apple Watch 11 kann nun auch Muster von Bluthochdruck erkennen. Das heißt, die neue Smartwatch »designed in Cupertino« misst den Blutdruck nicht direkt, im Armband ist keine Manschette wie bei der Huawei D2 verbaut. Per KI wird lediglich eine Einschätzung abgegeben, ob der Blutdruck »möglicherweise« zu hoch sei. Die vage Formulierung hat einen Grund: Ein optischer Sensor liefert Daten an einen Algorithmus, der daraufhin analysiert, wie die Blutgefäße über einen Zeitraum von 30 Tagen auf den Herzschlag reagieren – konkrete Werte werden nicht gemessen. (bitte beachten Sie das Update vom 12.9.25)
Dafür können die neuen AirPods 4 jetzt auch den Puls messen: Die In-Ear-Kopfhörer von Apple messen die Herzfrequenz und tracken die bei Workouts verbrannten Kalorien. Beschleunigungssensoren und LEDs, die 256 Mal pro Sekunde unsichtbar aufleuchten, liefern laut Apple »unglaublich präzise« Daten für bis zu 50 verschiedene Trainings. Kein Gesundheitsfeature, aber ein nettes Gimmick für Touristen: Die Ohrhörer können jetzt Gespräche live übersetzen. Das neue Feature kommt per Firmware-Upgrade auch auf Altgeräte, nur in der EU ist die Funktion aus Datenschutzgründen nicht zugelassen.
Für die Gesundheit zählt jedoch eine andere, bereits 2024 vorgestellte Funktion, viel mehr: Eine Hörhilfe auf klinischem Niveau. Mithilfe von Reinton-Audiometrie schätzt ein Hörtest die aktuelle Ohrleistung ein. Ist das Gehör leicht bis mittelstark eingeschränkt, erstellt Apple ein personalisiertes Hörprofil - dadurch fungieren die AirPods dann als Hörhilfe. Nutzer hören damit klarer, es lassen sich Hintergrundgeräusche ausblenden oder auch ganz konkrete Stimmen von Gesprächspartnern verstärken. Der Apple Hörtest ist medizinisch zertifiziert und von der FDA für leichten bis mittleren Hörverlust zugelassen. Trotz klinischer Validierung bleibt die Abgrenzung zur fachärztlichen HNO-Diagnose und einer individuellen Hörtherapie wichtig.
Wer öfter großem Lärm ausgesetzt ist, kann die Airpods seit letztem Jahr auch als Gehörschutz nutzen. Mit dem Feature »Laute Geräusche reduzieren« werden Klänge in lauten Umgebungen bis 110 dBA in niedrigerer Lautstärke wiedergegeben und schützen damit vor dem lästigen und auf Dauer gefährlichen Ohrenpfeifen.
Auch neu, aber technisch keine Innovation: Die Sturzerkennung der Apple Watch 11 funktioniert mithilfe integrierter Sensoren, Gyroskop und Beschleunigungsmesser – erkennt die Uhr typische Bewegungsmuster eines schweren Sturzes, erhält der Nutzer eine Warnung und kann »Mir geht’s gut« antworten oder auch mit »SOS Notruf« reagieren. Kommt innerhalb einer Minute kein Feedback und registriert die Uhr keine Bewegung, startet ein Countdown - anschließend wird automatisch ein Notruf abgesetzt, wobei Standort und Notfallkontakte benachrichtigt werden.
Im Falle eines schweren Autounfalls soll eine Unfallerkennung als »Beifahrer« helfen. Die Series 11 ruft auch in diesem Falle den Notdienst, teilt den Standort und informiert die hinterlegten persönlichen Kontakte. Mit einer Apple Watch Ultra 3 ist das »Notruf SOS« über Satellit ohne Mobilfunktarif enthalten.
Frauen können mit der Apple Watch 11 und dem iPhone 17 wie bei vielen Smartwatches üblich ihren Zyklus tracken und alle Symptome rund um die Frauengesundheit protokollieren. Viele Neuerungen gibt es in den gestern vorgestellten Modelle nicht: Bei Apple erhalten weibliche Menschen damit Vorhersagen zur nächsten Periode und auch zur Ovulation. Allerdings am entscheidenden Punkt der Familienplanung erst nachträglich: Ein Körpertemperatursensor in der Apple Watch nutzt die nächtlichen Temperaturdaten, um rückblickend den Ovulationszeitpunkt zu schätzen.
Im Vergleich zu anderen Herstellern wie Garmin oder Samsung kann Apple solide mithalten: Garmin bietet im Zusammenspiel mit anderen Vitalwerten ein etwas umfassenderen Blick auf den weiblichen Zyklus, Samsung setzt auf KI-Coaching, Apple setzt sich für die Forschung zur Frauengesundheit ein - und alle Hersteller müssen Richtung Peri- und Menopause noch ordentlich nachliefern.
Die Gesundheitsdaten und Fitnessfunktionen laufen in der Apple Health App zusammen. Dort können per Hand auch Medikamente, Blutgruppe und weitere wichtige Informationen eingetragen werden. Ausführliche, auch visuelle Auswertungen bringen Bewegungs-, Trainings- und Vitaldaten sowie die oben genannten Funktionen an einem Ort zusammen. Neben den rein physischen Werten spielt auch die mentale Gesundheit eine wichtige Rolle. Auf der Apple Watch kann der Gemütszustand in Abhängigkeit zu Training, Schlaf und Achtsamkeit beobachtet werden, standardisierte Tests zur Einschätzung der mentalen Gesundheit geben das aktuelle Risiko für Depressionen oder Angstzustände wieder.
Insbesondere mit Hinblick auf medizinisch-relevante Daten und die mentale Gesundheit wichtig: Der Datenschutz für die Gesundheitsdaten wird über eine Verschlüsselung auf dem Gerät, personalisierte Biometrie-Schranken und Zwei-Faktor-Authentifizierung sichergestellt. Laut Aussagen von Apple kann nicht einmal das Unternehmen selbst auf die Health-Daten zugreifen.
Auch das Apple-Event 2025 und neue Funktionen wie die Blutdruck-Schätzung oder die Pulsmessung am Ohr ändern nichts daran, dass die Apple Watch 11 ein gutes Tracking für einen gesunden Lebensstil bietet, aber eben kein Medizingerät ist. Dennoch ist der Wert der smarten Uhren und auch der Kopfhörer als sehr hoch einzuschätzen. Sie schärfen das Bewusstsein für die eigene Gesundheit und insbesondere die Funktionen zu EKG und Bluthochdruck am Handgelenk geben Ärzten einen ersten Einblick in den persönlichen Gesundheits-Status Quo, lange bevor Laborwerte und weitere Untersuchungen genauere Erkenntnisse liefern.
Die Airpods 4 haben sich mit dem medizinischen Hörtest und den Hörhilfe-Features zu einem respektablen Einstieg in die Welt der Hörakkustik gemausert: Sie eignen sich primär für Menschen mit leichtem bis mittlerem Hörverlust und können als Einstiegslösung oder Ergänzung zu herkömmlichen Hörgeräten dienen.
Den Gang zum Arzt und eine exakte medizinische Diagnose ersetzen aber weder die AirPods noch die Apple Watch oder irgendein anderes aktuelles Consumer-Wearable.