Wolfspeed und ZF

SiC-Waferfab für ca. 3 Mrd. Euro kommt ins Saarland

2. Februar 2023, 12:08 Uhr | Ralf Higgelke
Anke Rehlinger, Olaf Scholz, Gregg Lowe, Robert Habeck
Mit viel Politprominenz haben Wolfspeed und ZF verkündet, die weltweit größte Fertigungsstätte für SiC-Halbleiter im saarländischen Ensdorf zu bauen.
© ZF Group

Die weltweit größte Fab für SiC-Halbleiter wird im Saarland gebaut. Dies haben Wolfspeed und deren Partner ZF im Beisein von Bundeskanzler Scholz und Ministerpräsidentin Rehlinger verkündet. Mit ausschlaggebend waren laut CEO Gregg Lowe die vielen gut ausgebildeten Fachkräfte im Saarland.

Saarfab – das ist der Name der ersten Waferfab von Wolfspeed außerhalb der USA, und noch dazu die größte SiC-Waferfab weltweit. Sie ist laut Wolfspeed Teil des zuvor angekündigten Plans im Umfang von 6,5 Mrd. Dollar, weltweit Kapazitäten aufzubauen. Dieser Plan umfasst auch das John Palmour Manufacturing Center für Siliziumkarbid, die derzeit im Bau befindliche weltweit größte Anlage zur SiC-Kristallzucht in North Carolina und der endgültige Ausbau der ersten 200-mm-Wafer-Fab im Mohawk Valley, New York.

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Am 1. Februar 2023 hat Wolfspeed gemeinsam mit seinem Partner ZF bekannt gegeben, nicht nur die erste Fab für 200-mm-Wafer aus Siliziumkarbid außerhalb der USA zu bauen. Gleichzeitig wird es auch die größte dedizierte SiC-Waferfab weltweit. Warum das Saarland das Rennen gemacht hat, erklärte uns exklusiv Wolfspeed-CEO Gregg Lowe.

»Diese neue Anlage in Ensdorf wird das Wachstum in einer Branche, die sehr schnell wächst und daher mit Kapazitätsengpässen zu kämpfen hat, unterstützen, insbesondere auf dem Markt für Elektroautos«, meinte Gregg Lowe, CEO von Wolfspeed. »Wir wollten unbedingt eine Anlage im Herzen Europas haben, in der Nähe vieler unserer Kunden und Partner, um die Zusammenarbeit bei der nächsten Generation von Siliziumkarbid-Technologien zu fördern.«

Neben den exzellenten politischen Rahmenbedingungen und den staatlichen Fördermitteln war laut Lowe auch die vielen gut ausgebildeten Techniker dort vor Ort ein wesentlicher Pluspunkt für das Saarland, die zudem viel Erfahrung in der Automobilindustrie mitbringen. »Außerdem hat uns die saarländische Staatsregierung sehr unterstützt. Sie wollten wirklich dieses Projekt«, so Gregg Lowe weiter. »Und das ist auch nötig für den weiteren Verlauf des Projektes. Die heutige Ankündigung ist nur der Startschuss, und wir werden viele Herausforderungen zu meistern haben. Aber ich bin mir absolut sicher, dass die Regierung hier an einem Strang mit uns ziehen wird.«

Das Saarland ist bekannt für Bergbau und Kohle, doch diese Industrien haben wegen der Energie und Mobilitätswende wenig Zukunft. Was das Saarland geleistet hat, um den Zuschlag für die neue Wolfspeed-Fab zu bekommen, erklärte uns exklusiv die Ministerpräsidentin Anke Rehlinger.

Diese Unterstützung wurde auch durch die Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und die saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger offensichtlich. Sowohl die Bundes- als auch die Landespolitik haben dieses Vorhaben seit den ersten Gesprächen im Frühjahr 2021 unterstützt und gefördert.

»Dieses Projekt ist ein großer Impulsgeber für den Wandel und zugleich ein Jobmotor für eine traditionell industriell geprägte Region. Darüber hinaus bündelt es wichtiges Know-how in Europa und trägt durch die Reduzierung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen dazu bei, den europäischen Green Deal umzusetzen«, freute sich die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. »Wir sind stolz auf Wolfspeed und darauf, dass unsere Region eine so wichtige Rolle beim Vorantreiben der Halbleiterinnovation Siliziumkarbid spielt.«

Auf dem Festakt zur Saarfab von Wolfspeed sprachen neben Gregg Lowe auch Olaf Scholz und Anke Rehlinger.

Noch steht die EU-Förderung aus

Die Saarfab soll im Rahmen des IPCEI-Programms für Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien (Important Project of Common European Interest) entstehen und hängt noch von der Bewilligung staatlicher Beihilfen durch die Europäische Kommission ab. Die IPCEI-Finanzierung soll die Technologieentwicklung und den ersten Einsatz im Rahmen dieses Projekts unterstützen. Der Bau der Fab wird voraussichtlich in der ersten Hälfte des Jahres 2023 beginnen, vorausgesetzt, die EU-Kommission stimmt den Beihilfen zu.

Als lokalen Partner konnte Wolfspeed den Autozulieferer ZF gewinnen, die seit 2019 gemeinsam hocheffiziente elektrische Antriebsstränge mit Siliziumkarbid-Invertern entwickeln. ZF will diesen Neubau im saarländischen Ensdorf mit einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag im Tausch gegen Wolfspeed-Stammaktien unterstützen. Als Teil dieser Investition erhält ZF eine Minderheitsbeteiligung an der Fab, wobei die Kontrolle und operative Leitung bei Wolfspeed liegt.

Im Rahmen dieser strategischen Partnerschaft werden die beiden Partner auch eine gemeinsame Forschungs- und Entwicklungseinrichtung für Siliziumkarbid errichten, die ebenfalls in den IPCEI-Rahmen fällt und bei der ZF die Federführung innehat. Das Forschungszentrum soll sich auf Innovationen für Systeme und Bauteile auf Basis von Siliziumkarbid konzentrieren, um die spezifischen Anforderungen in allen Mobilitätssegmenten, einschließlich Verbraucher-, Nutz-, Landwirtschafts- und Industriefahrzeuge, sowie in den Bereichen Industrie und erneuerbare Energien zu erfüllen.


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