Sensorik und Messtechnik

»Der Branche geht es wirtschaftlich noch immer gut«

19. Januar 2023, 13:30 Uhr | Dr. C. Thomas Simmons, AMA Verband für Sensorik und Messtechnik
Dr. C. Thomas Simmons, AMA: »Die Sensor- und Messtechnikhersteller zeichnen sich auch in schwierigen Zeiten durch eine hohe Innovationsintensität aus, die während der Pandemie und jetzt unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine nicht nachlässt.«
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Die weltwirtschaftlich schwierigen Zeiten machen auch vor den Sensorik- und Messtechnik-Anbietern nicht halt. Dennoch ist die Branche weiterhin auf Wachstumskurs.

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Wie die überwiegend mittelständischen Mitglieder des AMA Verband für Sensorik und Messtechnik e.V. die Zukunft sehen, erklärt der AMA-Geschäftsführer Dr. C. Thomas Simmons:

»Den Sensor- und Messtechnikherstellern geht es derzeit wirtschaftlich noch immer gut. Unsere 450 Mitglieder melden Umsatzzuwächse, wenn diese auch etwas niedriger ausfallen, als wir es in der Vor-Corona-Zeit gewohnt waren. Die Hälfte unserer Mitglieder sieht das eigene Unternehmen derzeit nicht bedroht durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, die andere Hälfte befürchtet aber bereits eine sehr ernste Bedrohung; insbesondere befürchten dies Zulieferer der Automobilindustrie.

Die enorm steigenden Energiekosten...

...und die hohen Einkaufspreise drücken natürlich auch bei unseren produzierenden Mitgliedern auf die Stimmung. Doppelt bestraft sind derzeit Hersteller, die Silizium verarbeiten, weil sie die gestiegenen Energiepreise besonders stark treffen. Zudem rufen die Kunden der Sensor-Hersteller Abrufaufträge nicht mehr wie geplant ab; das verstärkt die Unsicherheit in unserer Branche. Bisher konnten unsere Mitglieder die Lieferengpässe ganz gut ausgleichen, indem sie das eigene Produktdesign an vorhandene Bauteile angepasst haben. Zudem ordern sie Elektronik-Bauteile oft nicht mehr über Händler, sondern direkt beim Hersteller.

Als Branchentrend setzen sich weiterhin...

...die kleineren digitalen Sensoren in der Sensorik durch. Insbesondere in der Fertigung werden immer weniger analoge Sensoren eingesetzt. In der Prozessindustrie wird allerdings häufig noch die Höhe der nötigen Investitionen gescheut. Sensoren und Messsysteme sind zudem die Schlüsseltechnologien für das Funktionieren digitaler Prozesse. In der Digitalisierung werden aktuell verschiedene Konzepte des Datenhandlings verfolgt. Soll die Datenmenge verringert werden, die Reaktionsschnelligkeit erhöht und die Komplexität abgebaut werden, wird zunehmend auf verkapselte Lösungen gesetzt, bei der die Vorauswertung der Daten bereits vor Ort geschieht.

Die Sensor- und Messtechnikhersteller...

...zeichnen sich auch in schwierigen Zeiten durch eine hohe Innovationsintensität aus, die während der Pandemie und jetzt unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine nicht nachlässt. Das ist einer der Vorteile unserer mittelständisch geprägten Unternehmen. Kleinere und mittelgroße Produzenten agieren und reagieren häufig schneller und unbürokratischer als sehr große Unternehmen. Selbstverständlich brauchen unsere Mitglieder dafür gut ausgebildete Fachkräfte, ob Ingenieure, Industriemechaniker oder IT-Spezialisten. Damit steigt die Herausforderung, sich als kleiner oder mittelständischer Betrieb zukünftig als attraktiver Arbeitgeber durchzusetzen.

Die fortschreitende Entwicklung der Technologie...

...und die Digitalisierung benötigen immer mehr hochspezialisierte Fachkräfte, die bereits heute überall fehlen. Das bedeutet mehr Konkurrenz um kluge Köpfe und weiter anziehende Gehälter. Häufig können Mittelständler aber nicht mit den üppigen Gehältern locken, die große Unternehmen anbieten. Dafür nutzen die kleineren Unternehmen andere Vorteile: zum Beispiel Mitarbeiter stärker zu binden, durch Berücksichtigen persönlicher Situationen und individuell angepasste, familienfreundliche Arbeitszeiten. Eine familiäre Unternehmenskultur kann ebenfalls ein Pluspunkt für kleinere Unternehmen sein. Manchmal sind es auch die eigenen Mitarbeiter mit gutem Entwicklungspotenzial, die sich engagieren und durch Nachqualifizierungen auf einen anspruchsvolleren Job im Unternehmen trainiert werden.

Da wird sicher ein Umdenken stattfinden müssen;...

...die richtigen Fachkräfte einfach über Stellenanzeigen zu finden wird nicht reichen. Andere Möglichkeiten wie die Suche auch unter Studienabbrechern, Wiedereinsteigern oder erfahrenen Menschen, die die 60 überschritten haben, rücken in den Fokus. Eine einfache Lösung für alle wird es nicht geben. In der Zukunft wird es noch schwerer, Stellen zu besetzen, da ist und bleibt die eigene Kreativität gefordert.«


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