Interview mit Boris Adlung, Rigol

»Wir sind lieferfähig!«

15. Dezember 2022, 15:30 Uhr | Nicole Wörner
Adlung Boris
Boris Adlung, Rigol: »Wir haben unsere Planung deutlich verfeinert und die Kommunikation mit unserer Produktion erhöht.«
© Rigol

Preissteigerungen, Unwägbarkeiten in der Lieferkette, Materialknappheit & Co. führen zu teils dramatischen Lieferzeiten. Auch in der Messtechnik. Wie man trotzdem die meisten Produkte ohne größere Verzögerungen zum Kunden bringen kann, erklärt Boris Adlung von Rigol Technologies Europe.

Markt&Technik: Herr Adlung, die gesamte Wirtschaft leidet derzeit massiv unter Materialmangel und Unterbrechungen in der Lieferkette. In unserem Gespräch auf der electronica sagten Sie – für mich ehrlich gesagt überraschend – dass Rigol durchaus lieferfähig ist, und das mit zum Teil noch nicht einmal gravierend längeren Lieferzeiten. Hand aufs Herz: Ist das wirklich so?

Boris Adlung, Sales & Marketing Manager von Rigol Technologies Europe: Für die meisten Rigol-Produkte ist das tatsächlich so. Wir sind lieferfähig und weisen auch bei den jeweiligen Geräteklassen in unserer Promotion darauf hin. Natürlich haben auch wir durchaus unsere Lieferschwierigkeiten, allerdings beziehen die sich auf einzelne wenige Produktserien. Bei den Geräten, auf die es ankommt, beispielsweise die Oszilloskope der MSO5000- oder MSO8000-Serien, sind wir lieferfähig.

Wie ist das möglich? Immerhin müsste doch auch Rigol von den aktuellen Problemen betroffen sein…

Wir haben uns erst einmal auf die Produkte fokussiert, die gut lieferbar waren und auch sehr gefragt sind auf dem Markt. Lieferfähigkeit hat selbstverständlich seine eigene Komplexität, weil unterschiedlichste Einflüsse aufeinandertreffen. Hier entstand ein ungesunder Mix aus knappen Einzelteilen, was wiederum einen negativen Einfluss auf die Preise zur Folge hatte. Dieser Vorgang war schon vor der Covid-Krise sichtbar und wurde durch diese noch einmal deutlich verschärft.

Hinzu kamen Lieferverzögerungen durch die längeren Transportwege, unter anderem durch Covid bedingte längere Liegezeiten an Häfen, überlastete Ankunftshäfen und so weiter. Das veränderte Kaufverhalten der Kunden wegen der Preissteigerung war ein weiterer Punkt, der einen enormen Einfluss auf die Lagerhaltung nach sich zog. Hier musste Rigol jeweils immer separat nachjustieren.

Wie sah dieses Nachjustieren konkret aus? Was machen Sie anders als »die anderen«?

Ich denke, dass jedes Unternehmen auf seine Art und Weise reagiert – und das auch angemessen, kundenorientiert und professionell. Genau das versuchen wir auch. Unser Einkauf optimiert zusammen mit der Produktion die Beschaffung oder versucht, gemeinsam mit unserer Entwicklung Alternativlösungen zu finden, die zur Entspannung beitragen. Wir haben unsere Planung deutlich verfeinert und die Kommunikation mit unserer Produktion erhöht. Somit konnten wir zum Beispiel Einflüsse durch längere Transportzeiten gut organisieren. Auf der anderen Seite hilft es, dass wir ein sehr großes Lager in Deutschland haben und viele Produkte vorrätig sind. Falls eine Produktserie Lieferschwierigkeiten hatte, konnten wir das bisher damit ganz gut kompensieren. Bei den Produkten, bei denen es eng wurde, haben wir uns auf die Topsellerversionen in der jeweiligen Serie fokussiert, was weitgehend gut angenommen wurde von den Kunden.

Welche Auswirkungen haben die durch die Materialknappheit verursachten Preissteigerungen auf Ihr Geschäft?

Wir sehen einen deutlichen, negativen Einfluss auf den Verkauf von Geräten im unteren Preissegment. Hier konnten wir die Preissteigerungen partiell intern nicht mehr kompensieren, was sich wiederum direkt in den Verkaufszahlen gezeigt hat. Glücklicherweise konnten wir aber das Preisniveau bei den meisten Geräten halten.
Können Sie die Preissteigerungen in der Beschaffung weitergeben an Ihre Kunden?
Das Ziel von Rigol ist es, den Kunden nicht nur eine sehr hohe Qualität, sondern auch ein optimales Preis-Leistungsverhältnis anzubieten. Allerdings muss auch Rigol – wie jede andere Firma auch – profitabel sein. Entsprechend hatten wir bei einigen Produkten keine andere Wahl, als den Preis etwas zu erhöhen.

Wann erwarten Sie eine Entspannung des Marktes? Oder wird sich die Situation womöglich weiter zuspitzen?

Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Auf der einen Seite stellen wir uns immer besser auf die Situation ein, was auch für eine Art von Entspannung sorgt. Generell sehen wir aber noch keine Verbesserung der Situation.

Wie sieht Ihre Lieferstrategie für die kommenden Monate aus?

Wir wollen nach wie vor bei den Geräten im Mid-Range- und High-End-Bereich lieferfähig bleiben und planen hierfür unsere Lagerkapazität. Zusätzlich sind wir bei allen Neuerscheinungen wie zum Beispiel den neuen 12-bit-Oszilloskopen der DHO1000- und DHO4000-Serien sowie den neuen DC-Netzteilen DP2000 und DP900 sehr gut aufgestellt, um Kundenanfragen gut bedienen zu können. Auch Neuerscheinungen, die im Jahr 2023 auf dem Markt kommen, sind unkritisch und von unserer Produktion gut vorbereitet.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie ins neue Jahr?

Wir gehen mit sehr positiven Erwartungen in das Jahr 2023. Auch im nächsten Jahr wollen wir unsere Kunden mit den Rigol-Produkten schnell und effektiv bedienen und sehen dem auch positiv entgegen. Wenn es bei dem einen oder anderen Produkt dann doch mal länger dauert, so haben wir aus diesem Jahr gelernt, dass die meisten Kunden dafür großes Verständnis haben und sehr geduldig sind. 

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