Nach 19 Jahren an der Spitze der AMA Service GmbH, Veranstalter der Sensor+Test, übergibt Holger Bödeker die Geschäftsleitung an Elena Schultz. Was bleibt und was wird sich ändern – bei der Messe und im Unternehmen?
Markt&Technik: Herr Bödeker, Sie haben angekündigt, dass Sie Ihr Amt als Geschäftsführer der AMA Service GmbH an ihre Kollegin Elena Schultz übergeben werden. Wie ist die aktuelle Aufgaben- und Verantwortungsverteilung? Und wann wird der finale Übergang sein?
Holger Bödeker: Wir sind in der glücklichen Lage, den Übergang in Ruhe gestalten zu können, womit sichergestellt ist, dass unser Unternehmen und die Sensor+Test aus dem Wechsel gestärkt hervorgehen. Frau Schultz verantwortet jetzt bereits die Konzeptentwicklung der Messe und hat weite Teile der Kommunikation mit Kunden und Medien übernommen, während ich mich mehr auf die internen Abläufe hinter den Kulissen konzentriere. Wir werden uns die Arbeit auch weiterhin teilen, wobei sich mein Part sukzessive vermindern wird. Die Übergabe der Verantwortung wird also sanft erfolgen, einen finalen Termin haben wir dafür noch nicht festgelegt. Und weil ich auch darüber hinaus unterstützend zur Verfügung stehen werde, wird selbst dieser nicht so ganz final sein.
Wie wird Ihre Zukunft im Unternehmen aussehen? Werden wir Sie weiterhin auf der Sensor+Test antreffen?
Bödeker: Erst einmal werden wir die Verantwortung gemeinsam tragen. Danach sehen wir weiter, was gebraucht wird. Ich habe mir schon über knapp 20 Jahre hinweg Tag für Tag Gedanken über die Zukunft unserer Messe gemacht, und vielleicht kann sich die eine oder andere Idee, die dabei entstanden ist, noch nützlich machen. Und natürlich werden wir uns weiter auf der Messe sehen, denn die Faszination des Innovationsdialogs in unserer Branche und die Freude an den persönlichen Kontakten mit den vielen Mitgliedern der Sensorik- und Messtechnik-Familie ist doch ganz unabhängig von meiner Position.
Was wäre der wichtigste Rat, den Sie Frau Schultz mit auf den Weg geben möchten?
Bödeker: Dass sie die richtige Balance zwischen mutigen, innovativen Veränderungen des Messekonzepts und vertrauensbildender Kontinuität findet.
Frau Schultz, vielen unserer Leser sind Sie bereits bekannt. Bitte geben Sie uns dennoch einen kurzen Überblick über Ihren bisherigen Weg.
Elena Schultz: Bereits in meiner Schulzeit begann alles mit dem Fach Physik und mehreren gewonnenen Physik-Wettbewerben auf Landesebene. Daraus resultierte meine bis heute reichende Faszination für Technik und ein Studium der Elektrophysik mit dem Schwerpunkt Optische Messsysteme und Geräte. Weil mich die Kombination von Technik, Kommunikation und Wirtschaft schon immer begeistert hat, kam Management für die industriellen Bereiche und ein Abschluss als Diplom-Betriebswirtin mit dem Schwerpunkt Marketing hinzu. Ich betrachte mein Berufsleben als ein Modulsystem, bestehend aus vielen verschiedenen Kanälen: über 20 Jahre Erfahrung im Bereich der physikalischen Messtechnik mit dem Fokus auf Produktvermarktung und Messepräsentation, Kommunikationsmarketing für technische Produkte, Lösungen und Dienstleistungen, sowie Organisationsentwicklung und Unternehmenskommunikation, fast zwei Jahrzehnte Tätigkeit für einen Anbieter von Mess- und Prüfsystemen, Hard- und Softwarelösungen. Es motiviert mich jeden Tag aufs Neue, im Sensorik- und Messtechnik-Bereich Produktinnovationen, aktuelle Trends und Entwicklungen voranzutreiben und in Szene zu setzen.
Was werden Sie im Unternehmen verändern? Und was im Hinblick auf die Sensor+Test?
Schultz: Ich brenne für die Sensor+Test – sie ist ein Highlight für Entwickler!
Die persönliche Begegnung von Menschen wird immer eine viel höhere Qualität besitzen als ein Onlinekontakt – ein Austausch, der so in keinen virtuellen oder digitalen Formaten stattfinden kann. Kurz gesagt: Unser jährlicher Branchentreff etabliert sich immer mehr zu einem Kommunikationsanlass mit Ausstrahlung auf das gesamte Jahr. Das sind Themen, bei denen die Sensor+Test unschlagbar ist und die ich kontinuierlich ausbauen will.
Sie kennen die Sensorik- und Messtechnikbranche – und natürlich die Sensor+Test – bereits seit vielen Jahren. Was hat sich über die Zeit verändert?
Schultz: Die Themen. Wir begleiten alle Prozesse von den ersten wissenschaftlichen Ergebnissen bis zur Marktreife und sehen, wie die von der Sensor+Test aufgegriffen werden, wie sich die Community für Sensorik und Messtechnik über Jahre entwickelt, verändert und transformiert. Was eignet sich für Präsentation und Networking besser als die Sensor+Test und die parallel stattfindenden Kongresse?
Sensoren, Messtechnik und Prüftechnik sorgen dafür, dass technologische Innovationen wie Elektromobilität, Emissionsreduktion, autonomes Fahren oder das IoT überhaupt erst möglich wurden. Weitere Schlagworte unserer Zeit sind Künstliche Intelligenz, Big Data, digitaler Zwilling, Quanten-Sensorik. Oder kommende Vorgaben zur CO2-Reduzierung, der Wunsch nach intelligenteren ADAS-Funktionen, die Notwendigkeit weiterer Energieeinsparungen und die steigende Vernetzung – all das wird auch in Zukunft dazu führen, dass immer mehr gemessen werden muss. Sensoren und Messtechnik sind hierbei die Schlüsseltechnologie und nehmen einen immer höheren Stellenwert ein. Mit der steigenden Zahl an Sensoren und Messstellen wird der Einsatz digitaler und automatisierter Kalibrierkonzepte zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor für die gesamte technische Industrie. Das Thema Kalibrierung steht aktuell schon bei den meisten Unternehmen ganz oben auf der To-Do-Liste.