In Landau/Pfalz hat die Erprobungsphase des Forschungsprojekts AIAMO (Artificial Intelligence And MObility) begonnen. Die Stadt gehört damit zu den ersten Kommunen in Deutschland, die KI gezielt erproben, um ihr Mobilitätsmanagement nachhaltiger, effizienter und nutzerorientierter zu gestalten.
Landau in der Pfalz verbindet mit etwa 48.000 Einwohnern urbane Dynamik mit ländlichem Umfeld, ist vom Pendlerverkehr mit täglich rund 37.000 Fahrten geprägt und muss regelmäßig auf Engpässe im Verkehrsnetz reagieren. Damit repräsentiert Landau typische Herausforderungen vieler Mittelstädte und wurde deshalb bewusst neben der Großstadt Leipzig als AIAMO-Pilotregion ausgewählt.
Der Auftakt erfolgte im Rahmen der AIAMOroadshow, die die Projektfortschritte in Leipzig und Landau der Öffentlichkeit vorstellt. In Landau beginnt nun die Erprobung erster KI-gestützter Verfahren:
• Theis Consult liefert Bewegungs- und Beschleunigungsdaten auf der Basis von Floating Car Data (FCD). Daraus werden Reisezeiten, Verkehrszustände und Verkehrsflüsse errechnet, die zur Modellvalidierung in den Digitalen Zwillingen genutzten werden.
• T-Systems bündelt Daten aus Sensorik, Digitalen Zwillingen und Umweltmessungen in einem Dashboard. Dies macht Zusammenhänge zwischen Verkehr, Schadstoffen und lokaler Immissionslage sichtbar – und gibt Kommunen damit ein Analyse- und Entscheidungswerkzeug an die Hand.
• Der neue Verkehrsrechner von Swarco integriert 26 Kreuzungen entlang der Hauptverkehrsachsen und bildet die Schaltstelle für eine intelligente Steuerung der Lichtsignalanlagen, mit der die »Grüne Welle« entlang belasteter Korridore dynamisch angepasst und so unnötige Stopps vermieden werden.
»Landau ist eine Stadt mit hoher Pendlerdynamik«, erläutert der Landauer Oberbürgermeister Dr. Dominik Geißler. »Mit AIAMO setzen wir erstmals KI ein, um Verkehrsflüsse intelligenter zu steuern, Staus zu reduzieren und die Luftqualität zu verbessern.«
Seit Januar 2025 sind in Landau 26 Kreuzungen an den neuen städtischen Verkehrsrechner angebunden. Auf dieser Basis entstehen derzeit digitale Zwillinge, die aktuelle Verkehrslagen realitätsnah abbilden und mithilfe künstlicher Intelligenz Kurzfristprognosen ermöglichen. Ergänzend werden Steuerverfahren zur Verkehrsflussoptimierung erprobt.
Die technische Grundlage bildet der AIAMOnexus: Er verbindet die standardisierte Integration unterschiedlichster Datenquellen – von lokaler Verkehrs- und Umweltsensorik bis hin zu Informationen aus nationalen Datenräumen – mit leistungsfähigen KI-Modellen. So werden aus Rohdaten belastbare, kuratierte Informationen für KI-basiertes Mobilitätsmanagement, die direkt in Prognosen und Steuerungen einfließen.
Parallel dazu wurden erste Datenerhebungen durchgeführt, digitale Modelle für das Training der Verfahren aufgebaut und die Architektur für die Pilotierung definiert. Bis Ende 2025 werden zusätzliche Bausteine installiert – darunter eine KI-gestützte Detektion an zwei Kreuzungen zur präzisen Erfassung von Fußgängerströmen sowie neue Umweltmessstationen. Ab dem ersten Quartal 2026 beginnt die wissenschaftliche Erprobung im Feld.
Die Erprobungsphase markiert den Übergang von der vorbereitenden Modellierung in die praktische Erprobung. Bis Ende des ersten Quartals 2026 sollen die Verfahren optimiert und wissenschaftlich evaluiert werden.
»AIAMO zeigt, wie Mittelstädte mit bestehender Infrastruktur durch den Einsatz moderner KI-Technologien im Mobilitätsmanagement nachhaltiger und lebenswerter werden können«, verdeutlicht Markus Wartha, Präsident von ITS Germany e.V. und Konsortialführer des Projekts.
Mit den Pilotregionen Leipzig und Landau liefert AIAMO praxisnahe Erkenntnisse, die auf viele andere Städte und Kommunen übertragbar sind.
Der deutsche Branchenverband ITS Germany e.V. wurde bei den diesjährigen ITS Nationals Awards 2025 in Warschau mit dem »National Policy Champion Award« ausgezeichnet. Die internationale Jury würdigte damit die führende Rolle von ITS Germany bei der Gestaltung strategischer Rahmenbedingungen für den Einsatz künstlicher Intelligenz im Mobilitätsmanagement – besonders durch das Forschungsprojekt AIAMO. Die Preisverleihung fand während der 17. Polnischen ITS-Konferenz in Warschau statt. Der Award in der Kategorie »National Policy Champion« zeichnet Organisationen aus, die maßgeblich zur Weiterentwicklung intelligenter, vernetzter und nachhaltiger Mobilität beitragen.
Die Projektpartner des Forschungsprojektes AIAMO zeigen in der Praxis, wie sich aktuelle KI-Lösungen konkret einsetzen lassen, um Mobilitätsangebote effizienter, umweltfreundlicher und nutzerorientierter zu gestalten. Für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet das: intelligent vernetzte Mobilitätsangebote, die den Alltag einfacher und nachhaltiger machen. Für Kommunen und Verkehrsbetriebe liefert AIAMO Werkzeuge für datenbasiertes Mobilitätsmanagement sowie für die bedarfsgerechte Gestaltung intermodaler, vernetzter Mobilitätsservices.
»Die Ehrung zeigt, dass in Deutschland nicht nur innovative Technologien entwickelt, sondern auch strategische Rahmenbedingungen für die Mobilität der Zukunft aktiv gestaltet werden – national wie auch auf europäischer Ebene«, hebt Markus Wartha hervor.
Das vom Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) mit 16,7 Millionen Euro geförderte Projekt AIAMO verbindet aktuelle KI-Technologien mit praxisnahen Anwendungen für inter- und multimodale Mobilität. Ziel ist es, Mobilitätsangebote effizienter, umweltfreundlicher und bedarfsgerechter zu gestalten und CO₂-Emissionen zu reduzieren.
Unter der Konsortialführung von ITS Germany e.V. arbeiten 13 Partner zusammen: T-Systems, Theis Consult, Fraunhofer IML, Bosch, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, highQ, FKFS, Teqyard, Swarco sowie Schlothauer & Wauer. Gemeinsam entwickeln sie KI-gestützte Lösungen zur Analyse und Verknüpfung von Mobilitätsdaten als Grundlage für datenbasiertes Mobilitätsmanagement.
In ihrer Begründung für die Vergabe der Auszeichnung betonte die internationale Jury: »AIAMO wurde als Projekt präsentiert, das die ITS Nationals im Netzwerk zusammenbringt und zugleich für Deutschland besonders relevant ist. Die Einbindung von Ertico als Partner wurde ebenfalls als wichtiger Aspekt des Projekts hervorgehoben. In Bezug auf die in Frage kommenden Preiskategorien „Netzwerk-Zusammenarbeit“ und „National Policy Champion“ wurde festgestellt, dass das AIAMO-Projekt am besten geeignet ist, nationale Richtlinien für KI im Mobilitätsmanagement in Deutschland zu gestalten.«
Mit AIAMO setzt Deutschland europaweit Maßstäbe für den verantwortungsvollen Einsatz künstlicher Intelligenz im Mobilitätsmanagement. Das Projekt ist ein Modell für datenbasierte, vernetzte Mobilität, die ökologische und ökonomische Ziele in Einklang bringt.
»Der Award ist eine bedeutende Anerkennung für die gesamte deutsche ITS-Branche«, betont Markus Wartha. »Er zeigt, dass wir in Deutschland nicht nur Innovationen entwickeln, sondern auch die politischen und strategischen Rahmenbedingungen für die Mobilität der Zukunft aktiv mitgestalten.«
Der ITS Nationals Award ist eine jährlich verliehene internationale Auszeichnung, die nationale Organisationen im Bereich Intelligent Transport Systems (ITS) – also vernetzte, digitale Verkehrssysteme – würdigt. Die unabhängige Jury setzt sich aus Fachleuten der europäischen ITS-Community zusammen, einem Netzwerk von nationalen Verbänden, die sich für eine intelligente, nachhaltige und sichere Mobilität einsetzen. Ausgezeichnet werden Verbände, die durch besondere Leistungen in den Bereichen Mobilitätsstrategie, internationale Kooperation, Nachwuchsförderung und technologische Exzellenz überzeugen.
ITS Germany – Bundesverband der Wirtschaft und Wissenschaft für Verkehrstechnologien und intelligente Mobilität e.V. – ist die nationale Plattform für ITS in Deutschland. Der Verband vernetzt Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik, um die digitale und nachhaltige Transformation des Mobilitätssektors zu gestalten. Mit über 100 Mitgliedern und einem Branchenumsatz von rund 2,5 Milliarden Euro jährlich vertritt ITS Germany die Innovationskraft der deutschen Mobilitätswirtschaft. Der Verband engagiert sich in europäischen Netzwerken, bringt deutsche Positionen in internationale Projekte ein und treibt Schlüsselinitiativen wie AIAMO als Konsortialführer voran.