Medizintechnik im Portrait | Doctorderma

Per App mal schnell zum Hautarzt

8. September 2023, 17:08 Uhr | Ute Häußler
Die Gründer und ihr Team v.l.n.r.: Dr. Christian Drerup, Lisanne Drerup, Marc Hoffmann, Florian Beck-Klaus
© Doctorderma

Der Online-Hautarzt Doctorderma setzt auf Telemedizin – langes Warten auf einen Termin und volle Praxen adé. Im Kurz-Interview verrät Mit-Gründer Dr. Christian Drerup welche weiteren Vorteile die Online-Diagnose via App bringt und welche Rolle KI für die Fernbeurteilung spielt.

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Herr Dr. Drerup, wie funktioniert Doctorderma für Patienten?

Der Ausgangspunkt ist unsere Website bzw. unsere Web-App. Um eine Diagnose zu bekommen, müssen Patienten drei Fotos von der betroffenen Körperstelle hochladen. Eine Nahaufnahme, ein Foto aus mittlerer Entfernung und eins von der Seite. Im Anschluss gibt es einen angepassten Fragebogen – wie macht sich das Problem bemerkbar, wird der Bereich größer, gibt es Vorerkrankungen? Und dann landet die Anfrage auch schon bei unserem Ärzteteam. Die behandelnden Hautärzte bei Doctorderma sind durch alle durch eine deutsche Ärztekammer geprüft. Für eine Diagnose berechnen wir 25 Euro, die sich Privatpatienten erstatten lassen können. Wir sind natürlich auch bereits mit gesetzlichen Krankenkassen im Gespräch, um eine Kostenübernahme für alle gesetzliche Versicherten zu erreichen. Bis dahin müssen diese die Kosten von 25 Euro selbst übernehmen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein dermatologisches Online-Angebot aufzubauen?

Christian Drerup: Freunde und Bekannte schickten mir immer wieder Fotos ihrer Hautprobleme per WhatsApp und baten mich um eine Diagnose. Ich sah Potenzial und erzählte Business Angel Marc Hoffmann davon, wir kannten uns bereits aus einem anderen Digitalisierungsprojekt. Der wusste um die langen Wartezeiten beim Hautarzt und fand das Konzept spannend. Bei uns bekommen Patienten nach durchschnittlich vier Stunden eine Diagnose, spätestens am nächsten Tag. Inklusive Rezept, wenn es nötig ist.

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Ein Teil des zertifizierten Ärzteteams hinter Doctorderma: v.l.n.r. Lisanne Drerup, Dr. Anna Giordano,Thuy Anh Halske-Mai
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Der größte Vorteil der Online-Anamnese und -Diagnose ist also der Faktor Zeit?

Auf jeden Fall, aber nicht ausschließlich. Wir wollen auch Reisenden helfen, die an fremden Orten oder in einem Land, dessen Sprache sie nicht mächtig sind, einen Notfall erleiden. Egal ob Kontakt mit einer Qualle, Verbennung auf der Trekkingtour oder Hautinfektion auf der Kreuzfahrt – der Online-Dermatologe ist quasi vor Ort. Und wir sehen auch, dass viele Patienten die Online-Sprechstunde nutzen, die sich aus Scham nicht physisch zum Hautarzt trauen.

Vertrauen Menschen einer Webseite mit Fragebogen mehr als einem Arzt?

Die Skepsis hält sich in Grenzen, die Diagnose wird ja durch einen echten Hautarzt gestellt – Bots kommen bei uns nicht zum Einsatz. Wir versuchen die Fragen der Patienten restlos und ohne Fachchinesisch zu beantworten. Bei einem Verdacht auf eine ernste oder sehr akut behandlungsbedürftige Erkrankung rufen wir die Patienten natürlich auch an.

Die Kommunikation passiert via App. Wie steht es um die Datensicherheit?

Alle Daten werden verschlüsselt an uns übertragen und auf deutschen Servern in Frankfurt am Main gespeichert. Nur unser Ärzteteam hat darauf Zugriff. Audits mit unserem Datenschutzbeauftragten finden regelmäßig statt. So können wir allen Patienten ein höchstmögliches Maß an Sicherheit garantieren und hoffentlich alle Bedenken aus dem Weg räumen.

Seit kurzem gibt es auch ein Angebot für Geschäftskunden? Wie läuft das ab?

Unser Corporate Health-Angebot soll den Hautarzt in die Unternehmen bringen. Für den Besuch bei einem Facharzt ist meist mindestens ein halber Arbeitstag nötig. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel schmerzt jeder Ausfall ein Unternehmen extrem. Mit Doctorderma können die Mitarbeiter eine Diagnose direkt am Arbeitsplatz oder im Home-Office einholen, der Zeitaufwand dafür ist sehr gering. Da die Wartezeiten für einen Termin beim Dermatologen zudem häufig mehrere Monate betragen, lassen sich Erkrankungen schnell diagnostizieren und ggf. behandeln, bevor sie sich verschlimmern können. Dies verringert auch Fehlzeiten.

Wie wollen Sie die App und die Diagnosequalität zukünftig weiterentwickeln?

Wir arbeiten im Moment an einer Künstlichen Intelligenz, die wir mit den von uns gestellten Diagnosen füttern. Die KI soll in Zukunft nicht nur Parameter wie Alter oder Geschlecht einbeziehen, sondern die gesamte Anamnese eines Patienten. In Zukunft sollen diese Daten unsere Hautärzte bei der Arbeit unterstützen. Aber auch wirklich nur unterstützen, mehr nicht, das ist uns wichtig. Die Diagnose wird immer von Hautärzten kommen. 

 

Vielen Dank für das Gespräch!


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