Exklusiv-Interview mit Prof. Leo Lorenz

Halbleiter sind das neue Öl

9. März 2016, 8:20 Uhr | Ralf Higgelke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

»Leistungshalbleiterei muss in Europa gehalten werden«

Wie würden Sie den Standort Europa in Bezug auf die Leistungshalbleiterei bewerten? Was müsste vonseiten der Politik gemacht werden, um Europa langfristig attraktiv zu halten oder zu machen?

Ich sag's mal so: Halbleiterei ist das Rohmaterial der Zukunft - so wie heute Öl oder Gas. Und wenn man das nicht selber hat, ist man auf andere Länder angewiesen, die politisch nicht immer so stabil sind, wie wir das bei Öl und Gas erfahren mussten. Und das kann uns in der Halbleiterei in Zukunft auch passieren. Deshalb ist es wichtig, dass wir das halten. Verloren haben wir schon einiges: Speicherbausteine sind schon weg, und als Folge davon wird auch in der Ausbildung nichts mehr gemacht, und so verschwindet leider das Know-how. Das ist nicht wieder aufzuholen. Ähnlich, wenn auch nicht so schlimm wie bei Speicher-ICs, sieht es bei der Kommunikationstechnik aus.

Wo wir in Europa noch stark sind, ist die Leistungshalbleiterei in allen seinen Schattierungen - also Schalter, Treiber-ICs und Controller. Das muss gehalten werden. Da stehen wir noch gut da, Infineon ist mit weitem Abstand Nummer 1 weltweit, aber das muss gehalten werden.

Die Politik kann da nur Rahmenbedingungen schaffen. Zwei oder drei Rahmenbedingungen sind wichtig. Zum einen könnte man beispielsweise neue Ansätze wagen, den Wirkungsgrad der Systeme zu erhöhen oder die Messlatte bei Energiesparsystemen höher zu hängen. Da müssen dann Regulierungen her, um das am Markt zu etablieren.

Etwa so wie man das mit der Glühlampe zugunsten der LED-Beleuchtung gemacht hat?

Eine weitere Rahmenbedingung, bei der wir leider im Moment zögern, ist das Thema Elektromobilität. Auch da muss die Politik Rahmenbedingungen setzen, welche die Industrie dazu motiviert, vielleicht sogar ein wenig dazu drängt, mehr in dieser Richtung zu tun. Beispielsweise mit Bonusansätzen beim Kunden. Ich weise deswegen darauf hin, weil ich gerade wieder in China gewesen bin. Und dort hat die Regierung entschieden, entlang ihrer Autobahnen - und in den Städten sowieso - eine entsprechende Ladeinfrastruktur aufzubauen. Alle 50 Kilometer kommt dort ein Satz von Ladesäulen hin. Das ist für die Leistungshalbleiterei natürlich entsprechend attraktiv.

Wo Deutschland meiner Meinung nach führend ist und wo die Politik gute Rahmenbedingungen gesetzt hat, ist das Thema Energiewende. Also atomare und fossile Energieträger durch erneuerbare wie Wind und Sonne zu ersetzen. In der Solarik haben wir durch veränderte Rahmenbedingungen leider Rückschritte gemacht. Da waren wir in Deutschland technologisch weltweit führend, aber jetzt tun wir uns schwerer.


  1. Halbleiter sind das neue Öl
  2. Trendthema Solid-State-Umrichter und Firmenfusionen
  3. »Leistungshalbleiterei muss in Europa gehalten werden«
  4. Baustellen bei der Ausbildung
  5. Halbleiter aus Diamant, und was wir von China lernen können

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