Industrie 4.0 auf der Hannover Messe

Von Produkten zu digitalen Geschäftsmodellen

9. Mai 2016, 11:44 Uhr | Von Andreas Knoll und Karin Zühlke
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Big-Data-Anwendungen und kognitive Systeme

Obwohl Aussteller und Besucher für den Obama-Marketing-Effekt einige Widrigkeiten in Kauf nehmen mussten, gab sich Dr. Gunther Kegel, Vorstandsvorsitzender des ZVEI-Fachverbands Automation, fast schon euphorisch: »Der Obama-Besuch war medial ein voll
Dr. Gunther Kegel (ZVEI) auf der Hannover Messe: „Der Obama-Besuch war medial ein voller Erfolg, von dem die Hannover Messe noch über Jahre hinaus profitieren wird.“
© Andreas Knoll, Markt&Technik / elektroniknet.de

Hohe und hoch skalierbare Rechenleistung aus der Cloud oder am “Edge“ und neue extrem schnelle Algorithmen für Datenanalysen ermöglichen Big-Data- und Cloud-Anwendungen, die in neue digitale Geschäftsmodelle einfließen. Derartiges zeigten zum Beispiel IBM und SAP: Der von SAP vorgestellte Predictive Maintenance and Service soll laut Dr. Daniel Holz, Mitglied der SAP-Deutschland-Geschäftsleitung, Unternehmen helfen, ihre Kosten für Wartung und Instandhaltung zu verringern und zugleich die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit ihrer Anlagen zu optimieren. Mithilfe von Vorhersageanalysen auf Basis der Plattform SAP HANA verarbeitet die Lösung riesige Mengen an operativen Echtzeitdaten, die aus Sensoren und intelligenten Anlagen ausgelesen werden. »SAP Predictive Maintenance and Service ermöglicht eine umfassende Visualisierung von Sensor- und Geodaten, die sich auf ganz unterschiedliche Weise und in unterschiedlichen Branchen für neue Service- sprich Geschäftsmodelle nutzen lassen«, so Dr. Holz.

Unternehmen, zum Beispiel Anlagenhersteller, können damit per Remote-Zugriff Sensordaten auswerten und das Equipment-Verhalten überwachen. Die Lösung stellt Prognosemodelle für maschinelles Lernen bereit und unterstützt die nahtlose Integration in Unternehmenssysteme, mit denen sich beim Auftreten von Problemen Gegenmaßnahmen in den Wartungs- und Instandhaltungssystemen anstoßen lassen. »Durch die Vorhersage von Ereignissen und Wartungsvorgängen können wir die Effizienz und Leistungsfähigkeit unserer Anlagen steigern«, bescheinigt Falko Lameter, CIO von Kaeser Kompressoren. »SAP Predictive Maintenance and Service hilft uns, unsere Produkte und Dienstleistungen noch besser auf das Nutzungsverhalten und die Bedürfnisse unserer Kunden abzustimmen.«

Noch einen Schritt weiter ging IBM mit der Demonstration einer kognitiven Fabrik, die bereits beim Landmaschinenhersteller John Deere erprobt wird. Die Schlüsselrolle spielt dabei IBMs Supercomputer Watson. Watson ist ein lernendes System, das in der Interaktion mit Menschen und durch Trainings seine Fähigkeiten permanent vertieft und erweitert. »Watson unterstützt bei John Deere als intelligenter Assistent den Werker in der Produktion«, erläutert Plamen Kiradjiev von IBM. Der Werker ist mit einem Tablet ausgestattet, über das er mit seinem „Assistenten“ kommuniziert. Watson kann zum Beispiel anhand von Bildern, die der Werker mit dem Tablet fotografiert, Fehler in der Montage erkennen und vorschlagen, wie der Fehler behoben werden könnte.

Systeme für Edge- oder Fog-Computing waren bei Cisco und Harting zu sehen. So fungieren diverse Gateway-Modelle von Cisco als Edge Computer, die Daten direkt am Edge zu Informationen verarbeiten, also z.B. nur Daten weiterleiten, die bestimmte Grenzwerte über- oder unterschreiten. Hartings Mini-Box-IPC »MICA« (Modular Industry Computing Architecture), der Gewinner des Hermes Award 2016, ist für dezentrale Anwendungen in Industrie-4.0-Produktionen ausgelegt. Er kann dort die unterschiedlichsten Kommunikations- und Steuerungs-Funktionen übernehmen – auch Edge Computing. Und Nebbiolo Technologies präsentierte einen Fog Controller, also einen Server, der direkt an der Maschine als lokale Kommunikations- und Datenübertragungs-Instanz dient. Auch auf der Software-Ebene tut sich einiges: Siemens hat seine »Digital Enterprise Software Suite« weiter ausgebaut und systematisiert, so dass »Teamcenter« künftig als Kollaborations-Plattform und Daten-Backbone im Zentrum steht. »Teamcenter« war ursprünglich durch die Übernahme des Software-Herstellers UGS ins Siemens-Portfolio gekommen. Nicht von ungefähr betonte Siemens-Vorstandsmitglied Klaus Helmrich auf der Messe, man wolle auch künftig sein Software-Portfolio durch den Kauf von Software-Firmen erweitern.

SAP, Dr. Holz
Dr. Daniel Holz, SAP: „SAP Predictive Maintenance and Service ermöglicht eine umfassende Visualisierung von Sensor- und Geodaten, die sich auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlichen Branchen für neue Geschäftsmodelle nutzen lassen.“
© SAP, Dr. Holz

  1. Von Produkten zu digitalen Geschäftsmodellen
  2. Big-Data-Anwendungen und kognitive Systeme
  3. Polen wird Partnerland der Hannover Messe 2017

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu ZVEI Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie e.V.

Weitere Artikel zu Beck IPC GmbH

Weitere Artikel zu Cisco Systems GmbH

Weitere Artikel zu HARTING AG & Co. KG

Weitere Artikel zu HILSCHER Ges. für Systemautomation mbH

Weitere Artikel zu Siemens AG, Industry Automation

Weitere Artikel zu SSV Software Systems GmbH

Weitere Artikel zu Deutschmann Automation GmbH & Co.KG

Weitere Artikel zu MB Connect Line GmbH

Weitere Artikel zu Softing Industrial Automation GmbH

Weitere Artikel zu IBM Deutschland GmbH

Weitere Artikel zu SAP Deutschland AG & Co. KG

Weitere Artikel zu Kaeser Kompressoren

Weitere Artikel zu Sensoren & -systeme

Weitere Artikel zu IoT / IIoT / Industrie 4.0