Die Profibus-Nutzerorganisation (PNO/PI) will die fragmentierte Welt der Single-Pair-Ethernet-Steckverbinder vereinheitlichen: Ein neuer Standard auf Basis der IEC 63171-7 vereint Vorteile bestehender Lösungen. Marktstart ist 2026.
Um die in der Branche allgemein als unnötig groß betrachtete Vielfalt der Steckverbinder-Standards für Single-Pair-Ethernet einzugrenzen, hat PNO/PI einen neuen initiiert, der die Vorteile der bestehenden integrieren soll. Als Basis dient der Hybrid-Steckverbinder-Standard IEC 63171-7.
Die Normenreihe IEC 63171 umfasst mehrere Standards, hinter denen hauptsächlich zwei Allianzen stehen: die SPE System Alliance und das SPE Industrial Partner Network. Aus dem Dualismus der Allianzen folgte, dass viele verschiedene Steckverbinder-Produktfamilien auf den Markt kamen, die sich nur relativ wenig voneinander unterschieden, aber für ähnliche Anwendungen ausgelegt waren. Diese Situation wurde in weiten Teilen der Branche als unbefriedigend aufgefasst – »solange das Thema Steckgesichter nicht geklärt ist, fange ich mit SPE gar nicht erst an« war eine typische Aussage von Marktteilnehmern.
Es musste also jemand Drittes auf den Plan treten, um die De-facto-Pattsituation aufzulösen: die Profibus-Nutzerorganisation (PNO/PI – Profibus & Profinet International). Aus der PNO/PI-Initiative hervorgehen soll eine von Profinet unabhängige Steckverbinder-Familie für verschiedene hauptsächlich industrielle Anwendungen wie IP65 Hybrid, IP65 M12, IP65 M8 und IP20. Das gemeinsame Steckgesicht wurde anhand der Erfordernisse wichtiger Anwendungen in einer Arbeitsgruppe definiert, in der neben PNO/PI führende Unternehmen sowohl aus der SPE System Alliance als auch aus dem SPE Industrial Partner Network beteiligt waren. Jetzt wird es bei der IEC (International Electrotechnical Commission) zur Standardisierung im Rahmen und als Ergänzung der Spezifikation IEC 63171-7 eingereicht. Diese umfasst bislang den ursprünglich von TE Connectivity in Zusammenarbeit mit Phoenix Contact entwickelten M12-Power-Hybrid-SPE-Steckverbinder für kombinierte Daten- und Energieversorgung.
Aus den beiden Allianzen und ihren Mitgliedsunternehmen waren nach der Ankündigung positive Reaktionen zu vernehmen: »Wir als Phoenix Contact haben an der vorbereitenden Arbeitsgruppe teilgenommen und werden uns jetzt aktiv an der Standardisierung beteiligen sowie daran arbeiten, entsprechende Produkte rasch auf den Markt zu bringen«, erläuterte Verena Neuhaus, Produktmanagerin Data Connectors beim SPE-System-Alliance-Mitglied Phoenix Contact. »Ich erwarte, dass wir 2026 die ersten Produkte dem Markt präsentieren können. Sie werden Vorteile wie die einheitliche, durchgängige Kommunikation und die gleichzeitige Übertragung von Daten und Leistung per PoDL, sprich: Power over Data-Line, beibehalten.« Die bisherigen SPE-Steckverbinder-Serien von Phoenix Contact auf Basis der IEC-63171-2- und -5-Spezifikationen sollen auch nach der Markteinführung der neuen Produktlinie erhältlich bleiben, vornehmlich für Anwendungen außerhalb der Industrie und generell für Applikationsbereiche, in denen einheitliche Standards weniger entscheidend sind.
Auch Harting war Teil der vorbereitenden Arbeitsgruppe und wird die Standardisierung bei der IEC begleiten. »Wir als Harting-Technologiegruppe begleiten die PNO/PI-Initiative positiv, und das SPE Industrial Partner Network erarbeitet in den kommenden Monaten eine Position, indem seine Mitglieder das Ganze technisch beleuchten und daraus strategische Ableitungen vornehmen«, erklärte Kilian Schmale, Head of Field Marketing EMEA bei Harting und Chairman of the Board des SPE Industrial Partner Network. Harting will die bisherigen Steckverbinder-Reihen auf Basis von IEC 63171-6 ebenfalls beibehalten, hauptsächlich für nichtindustrielle Anwendungen. Bis die Produktlinien mit dem neuen Steckgesicht auf den Markt kommen, wird es wohl ohnehin noch eine Zeitlang dauern.