IBM hat ihr weltweit zweites und das erste Quantum Data Center außerhalb der USA in Ehningen bei Stuttgart eröffnet. Es steht über die Cloud für Nutzer weltweit zur Verfügung.
Das erste IBM Quantum Data Center in Europa, das jetzt in Ehningen in Betrieb genommen wurde, umfasst zwei neue IBM Quantum Eagle-basierte Systeme im Utility-Scale-Maßstab und wird in Kürze mit einem neuen IBM Quantum Heron-basierten System ausgestattet. Diese Systeme sind in der Lage, Berechnungen durchzuführen, die über die Möglichkeiten der Brute-Force-Simulation klassischer Computer hinausgehen. Derzeit bietet IBM Zugang zu mehr als einem Dutzend Quantencomputer über die Cloud an – die größte Anzahl von derartigen Quantencomputern weltweit.
Der Ende letzten Jahres erstmals vorgestellte IBM Heron ist der bisher leistungsstärkste Quantenchip des Unternehmens und erlaubt es den Benutzern, die Algorithmen, die sie entwickeln, auf echter Quantenhardware zu erproben.
Sobald das IBM Heron-basierte System im IBM Quantum Data Center in Europa zur Verfügung steht, wird es der dritte IBM Heron sein, auf die das globale Quantennetzwerk des Unternehmens mit mehr als 250 Unternehmen, Universitäten, Forschungseinrichtungen und Organisationen zugreifen kann. IBM Heron bietet eine bis zu 16-fache Steigerung der Leistung und eine 25-fache Steigerung der Geschwindigkeit im Vergleich zu früheren IBM-Quantencomputern, die vor zwei Jahren gemessen wurden.
An der Eröffnung nahmen unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz und Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg, teil. Darüber waren auf der Veranstaltung mehrere hochrangige Vertreter globaler Unternehmen mit Sitz in Europa teil, darunter Crédit Mutuel, Bosch, E.ON und Volkswagen, sowie Forschungseinrichtungen wie Ikerbasque in Spanien und die Fraunhofer-Gesellschaft. Sie gehören zu den mehr als 80 in Europa ansässigen Organisationen innerhalb des IBM Quantum Network, von denen viele die Möglichkeit haben, auf die Systeme im IBM Quantum Data Center in Europa zuzugreifen, Algorithmen und Anwendungen des Quantencomputings zu erforschen, die einige der komplexesten Herausforderungen in ihren Branchen lösen könnten.
»Die Bundesregierung unterstützt gezielt die Entwicklung von Quantentechnologien. Sie treibt damit den Aufbau von Kompetenzen und Kapazitäten im Quantencomputing voran, um ein robustes Ökosystem rund um die Entwicklung von Quantencomputern zu fördern«, sagte Olaf Scholz, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.
Ein deutsches Unternehmen, das Innovationen im Bereich der Materialsimulation mit Hilfe von Quantencomputern vorantreiben möchte, ist Bosch. »In Zusammenarbeit mit IBM Quantum entwickelt unser Team skalierbare Algorithmen, die die Produktentwicklung revolutionieren sollen. Dazu gehören die Entwicklung neuer Materialien für eine nachhaltige, kohlenstofffreie Mobilität und die Reduzierung von Seltenen Erden«, sagte Dr. Thomas Kropf, Leiter des Unternehmensbereichs Forschung und Vorausentwicklung der Robert Bosch GmbH. »Das europäische IBM Quantum Data Center ermöglicht uns die Durchführung von Quantenberechnungen in unmittelbarer Nähe und unterstützt Boschs Ansatz zur Einhaltung der europäischen Datenschutzbestimmungen. Dies beschleunigt unsere Forschungs- und Entwicklungsbemühungen und stärkt das europäische Quanten-Ökosystem, das den Weg für Fortschritte in den Bereichen Mobilität, Gesundheitswesen und nachhaltige Technologien ebnet.«
E.ON untersucht, wie sich das Quantencomputing in der Energiewelt nutzbringend anwenden lässt. »Um die Energiewende umzusetzen sind unter anderem groß angelegte Optimierungen, komplexe Szenarienmodellierungen und maschinellem Lernen mit Quanten erforderlich. Der Standort von IBMs erstem europäischen Quantencomputerzentrum ist auch hilfreich für öffentliche Fördermöglichkeiten der EU und Deutschlands, die für den lokalen Zugang zu Quantencomputer-Ressourcen und Expertise vor Ort zur Verfügung stehen können. Dieser Meilenstein unterstreicht die Führungsrolle Europas und Deutschlands im Quantencomputing und markiert einen bedeutenden Fortschritt, um Unternehmen in das Quantenzeitalter zu führen«, so Chris d'Arcy, Managing Director, E.ON Digital Technology GmbH und Chief Data and AI Officer.
Auf dem Gebiet der Quantensoftware arbeitet die finnische Algorithmiq, ohne die auch die beste Hardware nicht dazu beitragen könnte, die komplexesten Probleme der Welt in den Bereichen Chemie, Gesundheitswesen und Biowissenschaften zu lösen. »Das erfordert Algorithmen und Größe. Aus diesem Grund sind wir in beiden Bereichen eine Partnerschaft mit IBM eingegangen«, erklärt Sabrina Maniscalco, CEO von Algorithmiq. »Unser kürzlich vorgestellter Algorithmus zur Fehlerminderung TEM – Tensor Network Error Mitigation – der über den Qiskit-Funktionskatalog verfügbar ist, hat sich als optimal erwiesen, um den Umfang und die Genauigkeit von Quantensimulationen zu erweitern. Mit der Verfügbarkeit von mehr IBM-Quantensysteme in Europa können wir mit einem noch größeren Ökosystem von Branchen, Organisationen, Entwicklern und Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten, um den Nutzen von TEM zu demonstrieren – und Fortschritte auf dem Weg zum Quantenvorteil zu erzielen.«
Qiskit von IBM ist eine der weltweit führenden und leistungsfähigen Quantensoftware. Zusammen mit dem Zugang zu IBMs Quanten-Hardware kann IBMs Ökosystem von Nutzern in ganz Europa und weltweit auf Tools und Systeme zugreifen, die ihnen helfen, die Erforschung von Algorithmen leichter voranzutreiben, die das Tor zum nützlichen Quantencomputing öffnen und den Quantenvorteil erreichen könnten: den Punkt, an dem ein Quantencomputer ein praktisches Problem besser lösen kann als jede klassische Methode.