Auf der Hannover Messe wird Harting ein neues Programm an D-Sub-Steckverbinder-Gehäusen mit Push-Pull-Verriegelung präsentieren, welches zu anderen Systemen am Markt kompatibel ist. Thomas Seesing, Global Product Manager, erläutert im Interview die Neuerungen und Bedeutung dieses Produkts.
Markt&Technik: Können Sie beschreiben, wie Harting die Push-Pull-Verriegelung bei dem neuen D-Sub-Gehäuse realisiert hat und wodurch sich die neue Baureihe auszeichnet?
Thomas Seesing, Harting: Das Verriegelungssystem ist ebenso simpel wie genial: Es basiert auf zwei Federn, welche auf speziellen Verriegelungsbolzen verrasten und ein unbeabsichtigtes Entriegeln verhindern. Wird das Gehäuse an dem beweglichen Teil zurückgezogen, öffnen sich die Federn und das Gehäuse kann von den Verriegelungsbolzen gezogen werden. Diese Verriegelungsbolzen sind der Schlüssel zum gesamten System, da sie die Aufrüstung bestehender D-Subs sehr simpel ermöglichen – also ein Retrofit erlauben.
Neben dem PushPull-Mechanismus haben wir unserem Gehäuse weitere Features hinzugefügt. So ist es möglich, bei Gehäusen mit entsprechender Aufnahme unsere D-Sub-Kodierrahmen zu verbauen. Dadurch können unsere Kunden eine mechanische Kodierung von bis zu 36 Schnittstellen realisieren und ein versehentliches Fehlstecken vermeiden. Dies kann Kommunikationsproblemen in der Anlage oder der Zerstörung von empfindlichen Komponenten vorbeugen.
Auch zum Thema Konfektionierung und Verpackung haben wir uns Gedanken gemacht. Die D-Sub-PushPull-Gehäuse benötigen keine Deckelschrauben, sondern werden einfach zusammengesteckt, nachdem der Steckverbinder konfektioniert und das Kabel befestigt wurde. Für die Kabelbefestigung stehen unseren Kunden zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Zum einen die übliche, interne Kabelklemme, welche im Lieferumfang enthalten ist, und eine externe Kabelklemme, welche für eine größere Range an Kabeldurchmessern geeignet ist und im Inneren des D-Sub-PushPull-Gehäuses mehr Anschlussraum zur Verfügung stellt. Bei der Verpackung haben wir darauf geachtet, Plastik zu vermeiden und die Gehäuseteile leicht zugänglich zu machen. Ein gedruckter QR-Code führt direkt zu der Montageanleitung.
Was gab den Anlass zur Weiterentwicklung des D-Sub-Steckverbinders?
Auf diese Frage gibt es nicht nur eine Antwort. Harting ist bekannt für innovative Verriegelungssysteme. Das durchweg positive Feedback für PushPull-Verriegelungen, welche selbsterklärend und bedienerfreundlich sind, hat uns angespornt unser Portfolio immer weiter auszubauen. Die Umsetzung eines D-Sub-PushPull-Gehäuses war demnach ein logischer Schritt in unserer Produktstrategie. Häufig werden D-Sub Steckverbinder neben anderen Schnittstellen eingesetzt, die schon heute eine PushPull Verriegelung besitzen, wie zum Beispiel PushPull-Variante 4 oder M12-Rundsteckverbinder. Kunden haben nun die Möglichkeit, ihr Gerät mit einem einheitlichen Verriegelungsmechanismus auszustatten. Das macht es für alle einfacher – vor allem für den Anwender.
Zusätzlich wurden wir in den vergangenen Jahren immer häufiger an Wettbewerbsprodukten gemessen, welche bereits Schnellverriegelungssysteme für D-Sub anbieten. Unsere Kunden wollten eine kompatible Lösung von uns. Wir haben das Thema nun sehr erfolgreich umgesetzt und haben existierende Lösungen weiterentwickelt. Unsere Kunden bekommen nun ein echtes D-Sub-PushPull-Gehäuse, welches mit anderen Systemen kompatibel ist. Dies ist in der heutigen Zeit ein sehr gewichtiger Punkt. Unsere Kunden brauchen die Gewissheit, dass es eine Secound Source gibt.
Ihr Produkt ist also rückwärtskompatibel und kompatibel zu den gängigen Produkten am Markt. Bedeutet dies, dass auf der Buchsen-/Geräteseite nichts geändert werden muss? Was gibt es zu beachten?
Alle existierenden Produkte am Markt können mit D-Sub-PushPull ausgestattet werden. Dafür bieten wir entsprechende „Upgrade-Pins“ an, welche in die vorhandenen Schraubbolzen auf der Geräteseite geschraubt werden können. Dieser Schritt ist schnell umgesetzt und einmalig notwendig, um die Verrastungsebene für die Verriegelung des D-Sub PushPull-Gehäuses zu schaffen. Harting wird neben den „Upgrade-Pins“ auch eine große Vielfalt an D-Sub-PushPull-Schraubbolzen anbieten, um jedem Anwendungsfall gerecht zu werden.
Können Sie eine typische Applikation nennen, für die der Steckverbinder prädestiniert ist?
Das wohl bekannteste Feature von PushPull-Steckverbindern ist die schnelle Montage und Demontage. Dadurch kann praktisch in jeder Anwendung durch den Einsatz von PushPull-Steckverbindern enorm an Montagezeit eingespart werden. Besonders relevant wird diese Zeitersparnis ab drei D-Sub-Steckverbindern pro Anwendung oder wenn eine Verbindung häufiger gesteckt werden soll.
Die Qualitätsanforderungen im Industrieumfeld wachsen stetig und unsere Kunden fragen auch immer häufiger nach Anzugsdrehmomenten für klassische Verriegelungsschrauben. Für Kunden mit diesen Ansprüchen ist D-Sub-PushPull sogar bereits ab der ersten Schnittstelle rentabel, da kein Spezialwerkzeug benötigt wird und dem Anwender eine sichere Verbindung durch ein hörbares Feedback („Klick“) bestätigt wird. Eine erste Rückmeldung unserer Kunden war: „Ein echter Problemlöser. Wieso hat man das nicht schon vor 20 Jahren entwickelt?“
Wo lässt sich der Steckverbinder typischerweise noch einsetzen?
D-Sub-Steckverbinder sind traditionell in der seriellen Kommunikation wie PROFIBUS, RS232, CAN-BUS oder anderen beheimatet. Durch seine weite Verbreitung, der Robustheit und der leichten Verarbeitung wird er jedoch auch häufig für andere Zwecke verwendet. D-Sub Steckverbinder sind für viele Anwendungen „good-enough“ und werden daher auch in modernen Maschinen eingesetzt. Zudem bietet Harting eine Reihe von besonderen D-Sub-Steckverbindern, welche nun mit den PushPull-Gehäusen kombiniert werden können. D-Sub-mixed ist ein gutes Beispiel. Diese Steckverbinderserie in der D-Sub-Familie bietet unzählige Kombinationsmöglichkeiten. Es können Sonderkontakte für höhere Ströme (bis 40 A), höhere Spannungen, Koaxialkontakte oder sogar Pneumatik verwendet werden, um der Kundenapplikation gerecht zu werden. Dies in Verbindung mit D-Sub-PushPull bietet unseren Kunden eine riesige Anwendungsvielfalt.
Was sind jetzt die wesentlichen Schritte bei der Markteinführung?
Wir werden die Gehäuse auf der Hannover Messe präsentieren. Starten werden wir mit einem Portfolio aus Kunststoffgehäusen und metallisierten Kunststoffgehäusen der Größe 1,2 und 3. Also für 9-, 15- und 25-polige Standard-D-Sub-Steckverbinder. Natürlich können die Gehäuse auch mit anderen D-Sub-Steckverbindern wie D-Sub-HighDensity oder D-Sub-Mixed eingesetzt werden.
Neben den Gehäusen wird Harting eine Vielfalt an Zubehör anbieten. Dazu gehören die „Upgrade-Pins“ und D-Sub-PushPull-Schraubbolzen für jeden Anwendungsfall.
Einzigartig werden unsere zusätzlichen D-Sub-Kodierelemente sein, welche unserem Kunden ein zusätzliches Feature bieten. Durch Auswahl von D-Sub-PushPull-Gehäusen für Kodierelemente (das Gehäuse besitzt einen zusätzlichen Schlitz zur Aufnahme eines Kodierrahmens) können unsere Kunden bis zu 36 Schnittstellen mechanisch kodieren, sodass ein unerwünschtes Falschstecken verhindert wird.
Zum Schluss gefragt: Welches Potenzial hat der D-Sub-Steckverbinder am Markt (noch)?
D-Sub Steckverbinder gehören bekanntermaßen zu den etablierten und lange bewährten Schnittstellen. Da sich D-Sub in standardisierten Schnittstellen wiederfinden, aber auch in großer Zahl für neue und kundenspezifische Projekte ausgewählt werden, schätzen wir das Potenzial hoch ein.