Hilscher hat die vierte Generation seiner netX-Kommunikations-Controller angekündigt. Die »netX 900« genannte IC-Familie wird zunächst aus zwei Mitgliedern bestehen – dem netX 902 und dem netX 912 – und ist für Gigabit-Ethernet- und IIoT-Netzwerke ausgelegt.
Die netX-Kommunikations-Controller von Hilscher sind als Komplettlösungen für sämtliche Feldbusse und Echtzeit-Ethernet-Protokolle in der Automatisierungstechnik konzipiert. Mit einer Hardware-Plattform und der Firmware für Protokoll-Stacks lassen sich alle Feldgeräte und Steuerungen einer Anlage an alle Netzwerke anschließen. Im Zuge der Entwicklung hin zu Industrie 4.0 wachsen nun die Feldebene - sprich: die OT-Ebene - und die IT-Ebene immer mehr zusammen, was weitere Schnittstellen und damit Herausforderungen für die Automatisierung von Maschinen und Anlagen mit sich bringt. Cybersecurity wird zu einem entscheidenden Faktor für den Erfolg produzierender Unternehmen, weil nur ein sicherer Betrieb die volle Verfügbarkeit einer Anlage garantiert. Zudem lassen sich mit neuen datenbasierten Geschäftsmodellen verbesserte Herstellungsprozesse und Produktionsmethoden sowie Kostensenkung erreichen. Als Basis dafür betrachtet Hilscher die sichere Kommunikation und eine entsprechend weiter verbesserte Technologie in seinen netX-ICs und seiner Firmware.
»Die netX-900-Familie ist komplementär zum netX 90 positioniert und wird andere netX-Chips ergänzen«, hieß es bei Hilscher. »Unsere aktuelle netX-90-Chip-Plattform deckt einige der kommenden Herausforderungen bereits ab. So lassen sich mit dem netX 90 zusammen mit unserer Secure Firmware, neben seiner Multiprotokollfähigkeit, sichere Geräte bis zum Security Level 2 der IEC-62443-Norm realisieren. Ein separater Applikationsprozessor ermöglicht beispielsweise die direkte Einbindung von Kundenanwendungen oder auch das Ausleiten von IoT-Daten aus den Geräten und vieles mehr.«
Mit der Weiterentwicklung der Kommunikationsstandards, an denen Hilscher in zahlreichen technischen Arbeitsgruppen mitarbeitet, kommen jedoch weitere Anforderungen auf der Kommunikationsseite hinzu. Während der netX 90 für Echtzeit-Ethernet-Netzwerke wie Profinet, EtherNet/IP, EtherCAT, Modbus TCP, Powerlink, Sercos, Varan oder CC-Link IE optimiert ist, richtet sich die netX-900-Technologie an IIoT- und Gigabit-Ethernet-Standards mit und ohne TSN, etwa Profinet over TSN, EtherNet/IP over TSN, CC-Link IE TSN, EtherCAT G und OPC UA PubSub over TSN / OPC UA FX. »Diese Standards erfordern zur Vernetzung dezentraler Steuerungen Gigabit-Bandbreite«, verlautete aus dem Hause Hilscher. »Edge-Geräte benötigen Datenzugang in die Feldebene ebenfalls mit Gigabit-Bandbreite, und die aufkommende Virtualisierung von Steuerungen verschiebt einen Teil der Datenverarbeitung in die Feldgeräte. Neue Standards, Gigabit-Technologien und TSN – all das macht eine höhere Performance bei gleichbleibender Echtzeitfähigkeit und wachsenden Security-Anforderungen notwendig.« Diese Neuerungen fänden nun ihren Weg in eine neue Familie von Kommunikationscontrollern, nämlich netX 900.
Die grundsätzliche Architektur des netX 900 ist der des netX 90 ähnlich. »Wir haben die Trennung von Applikations- und Kommunikationsseite beibehalten«, hieß es bei Hilscher dazu. In der neuen Architektur sind zunächst zwei Echtzeitkanäle vorgesehen.
Während der netX 90 für kleine Feldgeräte, komplexe Sensorik und kompakte Antriebstechnik optimiert ist, sollen die netX-900-Prozessoren komplexere Kommunikationsaufgaben für sichere Feldgeräte, Steuerungen und Edge-Geräte umsetzen. Cybersecurity spielt dabei eine wesentliche Rolle und ist im Controller-Design tief verankert. Alle Echtzeit-Ethernet-Systeme können nämlich sowohl auf der Device- als auch der Controller-Seite gemäß neuesten Definitionen der Protokollstandards Daten in Echtzeit und mit kurzer Zykluszeit ver- und entschlüsseln. Integriert ist ein komplexes Security Management Processing System, das auf alle kommenden Aufgaben der IEC 62443 und die Anforderungen etwa des Cyber Resilience Acts der EU vorbereitet ist. Zudem werden alle relevanten Feldbusse weiterhin unterstützt, so dass sich auch Bestandsgeräte mit Feldbustechnik noch auf den neuesten Stand bringen lassen. Damit sind Anwender mit einer Chip-Plattform für alle künftigen Kommunikationsaufgaben gerüstet. Hardware und Software kommen auch bei den netX-900-Bausteinen aus einer Hand. Komplette Kommunikationslösungen auf Basis der netX-900-Familie sollen ab Mitte 2025 verfügbar sein.