Kommen europäische Batteriefertigungen zu spät?
Dr. Akira Yoshino, der Erfinder Lithium-Ionen-Zelle, hat vor einigen Wochen bei einer Tour durch Europa deutlich gemacht, dass die Europäer mit dem zunehmenden E-Mobility-Boom unter anderem im Automobil-Bereich sich in eine immer größere Abhängigkeit von asiatischen Zellen- und Batterie-Herstellern begeben, wenn sie nicht versuchen, in Europa eine eigene Zellenfertigung zu etablieren. Pläne dafür gab es schon häufiger, nur bei der Umsetzung haperte es in der Vergangenheit regelmäßig. Letztlich war niemand gewillt, die hohen Investitionssummen für eine solche Fertigung zu übernehmen.
»Eine Massenproduktion von qualitativ hochwertigen Lithium-Ionen-Zellen benötigt viel Know-how und hohe Investitionen«, stellt Panasonic-Manager Sonnemann ganz nüchtern fest. Aus Sicht von Varta-CEO Schein ist es Zeit, sich zu positionieren; »die Batterie ist schon heute die strategische Komponente bei Hörgeräten, Fitness-Trackern und sie wird es auch bei E-Autos sein«. Aus Sicht von Professor Werner Tillmetz, dem langjährigen Vorstandsmitglied des ZSW für den Geschäftsbereich Elektrochemische Energietechnologien, »hängt der Erfolg einer solchen deutschen Zellfertigung von der Verfügbarkeit von erfahrenen Ingenieuren und Wissenschaftlern ab, die wissen, wie eine Zelle funktioniert und wie man eine herstellt«. Nach seinem Dafürhalten gibt es davon nicht viele, »und die meisten davon arbeiten bei Varta, BMW und jetzt auch bei VW. Ob diese Leute daran interessiert wären, in die Lausitz umzuziehen, wo Wirtschaftsminister Peter Altmaier an einem deutschen Fertigungskonsortium arbeitet, lässt Professor Tillmetz einmal dahin gestellt: »Aus meiner Sicht wäre es viel besser, in den Süden der Republik zu gehen und zum Beispiel zu versuchen, die ehemaligen Zellexperten von Bosch mit an Bord zu holen.« Natürlich, so Prof. Tillmetz, könne man noch einen anderen Weg gehen, so wie Northvolt, »und sich Experten aus Asien holen«.
In den Augen von Professor Pettinger mangelt es bei diesen Vorhaben bisher am zurückhaltenden Kapitaleinsatz, »aber auch am Durchhaltevermögen und an Perspektive«. – »Das erforderliche Absatzpotenzial und auch die Möglichkeiten, die immensen Investitionen zu stemmen, um mittelfristig zu den etablierten Batterie-Herstellern aufzuschließen und auch kommerziell wettbewerbsfähig zu sein, hat in Europa lediglich die Automobilindustrie«, ist sich Eichhorn sicher. Suter gibt sich in dieser Hinsicht pessimistisch: »Den Vorsprung, den Asien auf diesem Gebiet hat, wird Europa nicht einholen können.«
Hack macht darauf aufmerksam, dass es ja nicht nur die Abhängigkeit von den asiatischen Zellenherstellern ist: »Betrachtet man die Abhängigkeit des Lithium-Ionen-Akkus auf Basis der Rohstoffe und deren Herkunft, wird das ganze Thema noch brisanter.« So darf man letztlich auf die Ergebnisse der Aktivitäten Altmaiers gespannt sein. In der zweiten Novemberwoche ist offenbar geplant, Konkreteres zu den Plänen einer deutschen Zell- und Batteriefertigung zu verkünden. Gerüchteweise werden dann wohl auch mit Ford und Varta die ersten Mitglieder eines solchen Konsortiums bekannt gegeben werden.
Während sich Altmaiers Pläne offenbar konkretisieren, musste eine andere Initiative in den letzten Wochen die Segel streichen. TerraE war vor gut eineinhalb Jahren mit dem Ziel angetreten, Partner für eine Zellfertigung in Deutschland/Europa zu finden, um im ersten Schritt die Versorgung mit 18650-Zellen für den europäischen Mittelstand sicherzustellen, der zunehmend tragbare Geräte, sei es nun für den Garten, den Hausbereich oder auch für Outdoor-Aktivitäten entwickelt und fertigt. Offenbar war letztlich auch hier niemand bereit, die Investitionen für so eine Fab aufzubringen.