Teilweise fast halbierte Transferzeiten von Asien nach Europa haben die Versorgungslage bei Batterien und Akkus im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Aber die Preise verharren auf hohem Niveau, mit einem Erodieren der Preise ist kurz- und mittelfristig nicht zu rechnen.
Anders als noch vor einem guten Jahr, als es im Bereich Batterien und Akkus zu regelmäßigen Preiserhöhungen kam und mancher schon von einem Trend zu Tagespreisen sprach, hat sich der Preisauftrieb in den letzten Monaten deutlich beruhigt, wie eine aktuelle Umfrage dieser Zeitung unter Batterie- und Akku-Herstellern sowie Konfektionären zeigt. So weit die gute Nachricht; weniger erfreulich dürfte dagegen sein, dass die Preise bislang stabil auf dem bis dahin erreichten Niveau verharren; von Preissenkungen berichtet fast niemand, und wenn, dann handele es sich um Einzelfälle, so die Auskunft.
»Bei den meisten Rohstoffen sind die Preise mittlerweile wieder deutlich von den Höchstständen entfernt«, erläutert Rainer Hald, CTO der Varta; »das gilt auch für die Energiekosten wie Strom und Gas«. Vor diesem Hintergrund berichtet er von einer deutlichen Beruhigung bezüglich weiter steigender Preise; er ist sich aber auch sicher, »dass wir das Preisniveau der Vor-Covid-Zeit nicht wieder sehen werden«.
Aus Sicht von Raphael Eckert, General Manager und zuständig für Sales & Marketing Components bei GS Yuasa Battery Germany, stimmt dem im Wesentlichen zu: »Seit dem letzten Jahr haben sich die Währungs- und die Logistiksituation entspannt, die Lieferketten sind weitestgehend wieder intakt.« Er verweist darauf, »dass die Preise im Wesentlichen durch die Währungen und die Logistikkosten getrieben waren, das hat sich entspannt und deshalb erwarte ich für 2023 keine weiteren Ausschläge«.
Aktuell sieht er die Preise bei 15 bis 20 Prozent über der Vor-Covid-Zeit. »Im zweiten Quartal 2022/23 haben wir bereits einen Preisrückgang gesehen. Es gibt Hoffnung, dass sich das im dritten Quartal fortgesetzt hat.«Betrachtet man den Markt der Lithium-Primärbatterien, so ist der Beschaffungsmarkt für Batteriekomponenten dort noch immer angespannt, so Marc Henn, Application Engineering Manager and Sales bei Tandiran Batteries, »wenn auch aktuell keine weitere Verschärfung am Markt spürbar ist«. Auch er beobachtet ein Stagnieren des Preisanstiegs; die Preise der Rohstoffe hätten sich auf hohem Niveau stabilisiert. Konkret auf die eigenen Produkte bezogen sieht Henn im Vergleich zur Vor-Covid-Zeit einen Preisaufschlag von 30 bis 40 Prozent.
Marc Eichhorn, Product Marketing Manager Batteries bei Avnet Abacus, weist zwar zum einen darauf hin, »dass die Preissteigerungen der jüngsten Vergangenheit je nach Technologie und Hersteller recht deutlich zwischen 10 und 30 Prozent variieren«, er weist aber auch darauf hin, »dass inflationsbedingte Teuerungseffekte wie beispielsweise die gestiegenen Lohnkosten tendenziell eher gegen eine Rückkehr der Preise zum Vor-Covid-Niveau sprechen«. Er erklärt auch, »dass die Entspannung der Liefersituation bei Primärzellen bisher nicht zu sinkenden Preisen am Markt geführt hat«. Das könnte als Blaupause für den Bereich der Lithium-Ionen-Akkus gelten, auch wenn die Wettbewerbssituation dort angesichts zahlreicher Hersteller intensiver ausfallen dürfte.
Ralf Isermeyer, Geschäftsführer der VRI Batterie-Technik, meint, »dass es in den nächsten Jahren nicht mehr zu weiteren signifikanten Preisanstiegen kommt, es ist aber auch davon auszugehen, dass bei einer weiteren Erholung der Weltwirtschaft auch wieder weitere kleinere Anstiege der Preise zu erwarten sind«. Er weist aber auch darauf hin, »dass sich die Preise regional unterschiedlich entwickelt haben. Während speziell im Lithium-Ionen-Segment die Preise in Europa um bis zu 35 Prozent gestiegen sind, war der Anstieg in den USA nicht so stark«. Mit einem Preisanstieg deutlich unter 20 Prozent sei Preissteigerung in China am geringsten ausgefallen.
Adrian Griese, Geschäftsführer von Omnitron, erinnert sich daran, »dass die Preiserhöhungen immens und sehr unterschiedlich ausgefallen sind. Es gab Produkte mit 3 Prozent Preissteigerung, aber eben auch solche mit massiven Preiserhöhungen von 70 Prozent und mehr«. Produkte mit einer hohen Fertigungstiefe erfahren nach seinem Eindruck weiterhin Preiserhöhungen. Vor diesem Hintergrund sieht Griese jedoch weder kurz-, mittel- noch langfristig eine Möglichkeit, wieder auf das Preisniveau der Vor-Covid-Zeit zu kommen.
Bei Ansmann spricht Vorstand Thilo Hack von Preisen, die sich um 20 bis 48 Prozent über der Vor-Covid-Zeit bewegen. Für ihn setzt sich das Thema Preiserhöhungen auch in diesem Jahr weiter fort. »Einerseits gibt es immer noch Komponenten mit langen Lieferzeiten, die darum über Broker beschafft werden müssen, dann sind da die deutlich gestiegenen Lohn- und die Produktionskosten, die an uns weitergegeben werden«. Auch von ihm kommt darum ein klares Nein auf die Frage, ob er sich vorstellen kann, dass die Preise wieder auf das Niveau vor der Corona-Pandemie zurückgehen werden.
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Auch Startups wie LioVolt kämpfen immer noch mit teils angespannten Lieferketten. Dr. Michael Roscher, Mitgründer von LioVolt, geht zum einen von einer Stabilisierung des aktuellen Preisniveaus aus, gleichzeitig berichtet er davon, dass LioVolt für die Realisierung seiner Bipolarbatteriesysteme teils »exotische« ICs benötigt, »und die Liefersituation für diese Bauteile hat sich bis jetzt noch nicht entspannt«. Angesichts der Tatsache, dass die Materialpreise voraussichtlich ihr erhöhtes Niveau beibehalten werden, rechnet er mit keinem schnellen Preisrückgang auf das Vor-Covid-Niveau.
Über mehr Projektanfragen dank verbesserter Komponentenverfügbarkeit freut man sich derweil bei Hy-Line im Schweizer Schaffhausen. Nach Angaben von Project Manager Fabian Fluck war die Liefersituation im 1. Quartal 2023 bereits wieder vergleichbar mit der Vor-Covid-Zeit. Zwar spricht er nur von Preissteigerungen von 5 bis 10 Prozent, aber an eine Rückkehr zu früheren Preisniveaus glaubt er angesichts von Inflation und der allgemeinen Kostenentwicklung speziell bei Lithium-Ionen-Zellen im 18650-Format nicht.