Verknappung und steigende Rohstoffpreise haben nach seiner Auskunft dazu geführt, »dass die Preise um bis zu 30 Prozent gestiegen sind. Vor allem Hersteller aus China und Korea geben diese Entwicklung knallhart an ihre Kunden weiter«. All dies geht natürlich auch mit einer Veränderung der Planungszeiten einher. »Kunden, die heute nicht mindestens 12 bis 18 Monate im Voraus planen und bestellen, laufen Gefahr, keine Produkte zu erhalten«, warnt Suter und verweist im gleichen Atemzug darauf, »dass die Planungszeiträume vor zwei Jahren noch bei maximal sechs Monaten lagen.«
Aus Sicht von Thilo Hack, Bereichsleiter Industrie bei Ansmann, hat sich die Situation am Markt dahingehend verändert, »dass aus den Anfang des Jahres im Fokus stehenden Problemen der Beschaffung bei den Lithium-Ionen-Zellen nun auch noch die Bauteile beispielsweise für Safety-Boards und Aufsetzplatinen für Kommunikation hinzugekommen sind und nun den nächsten Flaschenhals bilden«.
Hack reagiert auf die Entwicklung mit Humor: »If it had been easy, anyone had done it!« Den Preisanstieg der Zellen in den letzten Monaten bezeichnet er als sehr drastisch, im zweistelligen Prozentbereich bis zu 20 Prozent. Er weist aber auch darauf hin, dass sich die Preissteigerungen nicht nur aus den Veränderungen bei den Rohmaterialpreisen ableiten lassen. »Führt man sich jedoch vor Augen, dass die Nachfrage die am Markt vorhandenen Produktionskapazitäten deutlich übersteigt, wird schnell ein Bild ersichtlich, welches den Herstellern der Lithium-Ionen-Akkus deutlich höhere Margen einbringt.« Auch er spricht inzwischen von einem Planungshorizont, der sich je nach Zellen und benötigten Mengen zwischen 8 und 12 Monaten bewegt; »vor zwei Jahren standen wir da noch bei drei bis sechs Monaten.«
Hack kommt gerade von einer Tour aus Asien zurück und berichtet, dass sich die Strafzölle auf elektronische Bauteile aus chinesischer Produktion, zu denen eben auch Lithium-Ionen-Zellen gehören, durchaus bereits auszuwirken beginnen. »Aktuell sinken dort die Mengen, die in die USA geliefert werden, leicht ab«, schildert er das Ergebnis seiner Gespräche. »Die Hersteller spüren größeren Druck bei Preisverhandlungen mit amerikanischen Kunden, weil die diese Strafzölle natürlich kompensieren wollen.« Da die Zellen aber eben gerade knapp sind, haben diese Verhandlungen bislang offenbar wenig Erfolg, und die Hersteller in China konzentrieren sich lieber vermehrt auf Märkte in Europa.
Einerseits sei die Situation hervorragend, meint Josef Pfeil, Vertriebsleiter bei Dynamis Batterien. »Wir haben im ersten Halbjahr 2018 gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 20 Prozent erzielt, und das 3. Quartal dieses Jahres war das stärkste Quartal unserer Unternehmensgeschichte«, so Pfeil. »Für das Gesamtjahr rechnen wir mit einem Plus von 30 bis 40 Prozent.« Der einzige Wehrmutstropfen in all dieser Euphorie: »Das Wachstum hätte noch etwas höher ausfallen können, hätten wir einige Bauteile früher bekommen.«
Auch bei Dynamis Batterien registriert man die Verteuerung der Grundzellen, »allerdings lässt sich diese Steigerung nach unserer Einschätzung nicht alleine auf gestiegene Rohstoffpreise zurückführen, dafür ist der Wert der verbauten Materialien einfach zu gering, sondern hier wird die aktuelle Marktsituation durchaus ausgenutzt, um die Margen zu steigern«. Ein aus seiner Sicht nicht ganz verdammenswertes Vorgehen, »schließlich haben auch einige große Zellenhersteller noch vor einigen Jahren ganz einfach keine Gewinne mehr mit diesem Geschäft gemacht«. Bei Erstbeschaffungen rät Pfeil, mit einem Planungszeitraum von 12 bis 16 Wochen zu arbeiten (vor zwei Jahren lag dieser Wert bei Dynamis Batterien noch bei 6 bis 8 Wochen). Sollten Standardkomponenten zum Einsatz kommen, »können wir durch hohe Lagerbestände eine Lieferung innerhalb von 2 bis 4 Wochen sicherstellen«.